Kurs:Lineare Algebra/Teil I/5/Teiltest/Klausur mit Lösungen



Aufgabe 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18
Punkte 3 3 4 3 3 1 2 3 3 4 4 4 3 1 8 6 5 4 64




Aufgabe (3 Punkte)

Definiere die folgenden (kursiv gedruckten) Begriffe.

  1. Die Vereinigung der Mengen und .
  2. Eine injektive Abbildung
  3. Ein Körper.
  4. Ein Erzeugendensystem eines -Vektorraumes .
  5. Die lineare Unabhängigkeit von Vektoren in einem -Vektorraum .
  6. Die Übergangsmatrix zum Basiswechsel von einer Basis zu einer weiteren Basis in einem - Vektorraum .


Lösung

  1. Die Menge

    heißt die Vereinigung der beiden Mengen.

  2. Die Abbildung

    ist injektiv, wenn für je zwei verschiedene Elemente auch und verschieden sind.

  3. Eine Menge heißt ein Körper, wenn es zwei Verknüpfungen (genannt Addition und Multiplikation)

    und zwei verschiedene Elemente gibt, die die folgenden Eigenschaften erfüllen.

    1. Axiome der Addition
      1. Assoziativgesetz: Für alle gilt: .
      2. Kommutativgesetz: Für alle gilt .
      3. ist das neutrale Element der Addition, d.h. für alle ist .
      4. Existenz des Negativen: Zu jedem gibt es ein Element mit .
    2. Axiome der Multiplikation
      1. Assoziativgesetz: Für alle gilt: .
      2. Kommutativgesetz: Für alle gilt .
      3. ist das neutrale Element der Multiplikation, d.h. für alle ist .
      4. Existenz des Inversen: Zu jedem mit gibt es ein Element mit .
    3. Distributivgesetz: Für alle gilt .
  4. Die Vektoren bilden ein Erzeugendensystem von , wenn man jeden Vektor als Linearkombination der darstellen kann.
  5. Die Vektoren heißen linear unabhängig, wenn eine Gleichung

    nur bei für alle möglich ist.

  6. Es sei

    mit den Koeffizienten . Dann nennt man die -Matrix

    die Übergangsmatrix zum Basiswechsel von nach .


Aufgabe (3 Punkte)

Formuliere die folgenden Sätze.

  1. Der Satz über die mathematische Struktur der Lösungsmenge eines homogenen linearen Gleichungssystems.
  2. Der Satz über die Anzahl von Basiselementen.
  3. Der Satz über die Übergangsmatrizen zu drei Basen.


Lösung

  1. Die Menge aller Lösungen eines homogenen linearen Gleichungssystems

    über einem Körper ist ein Untervektorraum des

    (mit komponentenweiser Addition und Skalarmultiplikation).
  2. Es sei ein Körper und ein -Vektorraum mit einem endlichen Erzeugendensystem. Dann besitzen je zwei Basen von die gleiche Anzahl von Basisvektoren.
  3. Es sei ein Körper und ein - Vektorraum der Dimension . Es seien und Basen von . Dann stehen die Übergangsmatrizen zueinander in der Beziehung


Aufgabe (4 (1+3) Punkte)

In einer Höhle befinden sich im Innern am Ende des Ganges vier Personen. Sie haben eine Taschenlampe bei sich und der Gang kann nur mit der Taschenlampe begangen werden. Dabei können höchstens zwei Leute gemeinsam durch den Gang gehen. Die Personen sind unterschiedlich geschickt, die erste Person benötigt eine Stunde, die zweite Person benötigt zwei Stunden, die dritte Person benötigt vier Stunden und die vierte Person benötigt fünf Stunden, um den Gang zu durchlaufen. Wenn zwei Personen gleichzeitig gehen, entscheidet die langsamere Person über die Geschwindigkeit.

  1. Die Batterie für die Taschenlampe reicht für genau Stunden. Können alle vier die Höhle verlassen?
  2. Die Batterie für die Taschenlampe reicht für genau Stunden. Können alle vier die Höhle verlassen?


Lösung


Aufgabe (3 (0.5+0.5+1+1) Punkte)

Professor Knopfloch fliegt von Tokio nach Frankfurt. Die Zeitdifferenz zwischen Frankfurt und Tokio beträgt 9 Stunden (wenn es in Frankfurt 12:00 ist, so ist es in Tokio bereits 21:00 am gleichen Tag). Das Flugzeug startet am Samstag um 11:30 Ortszeit in Tokio und landet am Samstag um 16:30 Ortszeit in Frankfurt und folgt dabei der eingezeichneten blauen Kurve. Die Erde ist in 24 Zeitzonen eingeteilt; in der Karte sind das (sehr schematisch) die Flächen, die durch die vom Nordpol ausgehenden Strahlen begrenzt werden. Wenn einer der Strahlen von West nach Ost (in der Karte bedeutet dies gegen den Uhrzeigersinn) überflogen wird, so springt die Ortszeit um eine Stunde vor. Wenn die Datumsgrenze (die rote Linie) von West nach Ost überflogen wird, so springt das Datum um einen Tag zurück (aber auch um eine Stunde vor, da die Datumsgrenze auch eine Zeitzonengrenze ist). Wir gehen davon aus, dass das Flugzeug für jede Überfliegung einer Zeitzone gleich lang braucht (das ist ziemlich unrealistisch) und dass Tokio und Frankfurt in der Mitte ihrer Zeitzonen liegen.

a) Wie lange ist das Flugzeug unterwegs?

b) Wie viele Minuten braucht das Flugzeug, um eine Zeitzone zu überfliegen?

c) Welche Ortszeit gilt unmittelbar nachdem das Flugzeug die Datumsgrenze durchflogen hat?

d) Wie viele Minuten war das Flugzeug gemäß Ortszeit am Freitag unterwegs?


Lösung


a) Das Flugzeug fliegt Stunden.

b) Es werden Zeitzonengrenzen und auch die Breite von Zeitzonen ( volle Zeitzonen und halbe Zeitzonen) überflogen. Das Flugzeug braucht somit Stunden, also Minuten, um eine Zeitzone zu überfliegen.

c) Um hat das Flugzeug zum ersten Mal eine Zeitzonengrenze überflogen (immer in neuer Ortszeit), um wird die nächste Zeitzonengrenze überflogen, um die nächste. Die folgende Zeitzonengrenze ist die Datumsgrenze, diese wird um am Freitag überfolgen.

d) Die beiden nächsten Zeitzonengrenzen werden um und um überflogen. Nach weiteren Minuten ist es in alter Ortszeit und am Samstag in neuer Ortszeit. Daher war das Flugzeug am Freitag

Minuten unterwegs.


Aufgabe (3 Punkte)

Es seien Mengen. Zeige, dass die folgenden Aussagen zueinander äquivalent sind.

  1. .
  2. .
  3. .


Lösung

Von (1) nach (2). Es gelte also und es ist zu zeigen. Es sei also . Das bedeutet und . Nach Voraussetzung (1) gilt wegen auch und wegen gilt .

Von (2) nach (1). Es gelte also und es ist zu zeigen. Es sei also . Wir machen eine Fallunterscheidung. Bei ist auch . Bei gilt wegen zunächst und daher wegen der Voraussetzung auch , also wieder .

Die Äquivalenz von (1) und (3) ergibt sich genauso mit vertauschten Rollen von und .


Aufgabe (1 Punkt)

Ist die Abbildung

injektiv oder nicht?


Lösung

Die Abbildung ist nicht injektiv, da wegen

die beiden Paare und unter auf das gleiche Element abgebildet werden.


Aufgabe (2 Punkte)

Es seien Mengen und und surjektive Abbildungen. Zeige, dass die Hintereinanderschaltung ebenfalls surjektiv ist.


Lösung

Sei gegeben. Aufgrund der Surjektivität von gibt es ein mit

Aufgrund der Surjektivität von gibt es ein mit

Insgesamt ist

es gibt also ein Urbild von und somit ist die Gesamtabbildung surjektiv.


Aufgabe (3 (1+1+1) Punkte)

Die Funktionen

seien durch

und

gegeben.

  1. Berechne .
  2. Berechne .
  3. Berechne auf zwei unterschiedliche Arten.


Lösung

  1. Es ist
  2. Es ist
  3. Es ist einerseits
    und andererseits


Aufgabe (3 Punkte)

Berechne das Matrizenprodukt


Lösung

Es ist


Aufgabe (4 Punkte)

Löse das inhomogene Gleichungssystem


Lösung

Wir eliminieren zuerst die Variable , indem wir die zweite Gleichung dreimal von der ersten Gleichung abziehen. Dies führt auf

Nun eliminieren wir die Variable , indem wir (bezogen auf das vorhergehende System) und ausrechnen. Dies führt auf

Mit ergibt sich

und

Rückwärts gelesen ergibt sich

und


Aufgabe (4 (2+2) Punkte)

  1. Wir betrachten das lineare Gleichungssystem über , das aus den beiden Gleichungen

    und

    besteht. Bestimme ein lineares Gleichungssystem, das zu diesem System äquivalent ist und zusätzlich die Eigenschaft besitzt, dass alle Koeffizienten ganzzahlig sind.

  2. Zeige, dass es zu jedem linearen Gleichungssystem über ein dazu äquivalentes Gleichungssystem mit der Eigenschaft gibt, dass alle Koeffizienten ganzzahlig sind.


Lösung

  1. Ein Hauptnenner für alle Brüche, die in dem System vorkommen, ist

    Wir multiplizieren beide Gleichungen mit und erhalten das äquivalente System

    und

    mit ganzzahligen Koeffizienten.

  2. Es seien

    mit , , sämtliche Koeffizienten (einschließlich der inhomogenen Seite), die in mindestens einer Gleichung des linearen Gleichungssystems vorkommen. Dies sind nur endlich viele Zahlen. Es sei ein gemeinsames Vielfaches all dieser Nenner . Wir multiplizieren alle Gleichungen des Systems mit . Dadurch entsteht ein äquivalentes Gleichungssystem, wobei alle Koeffizienten ganzzahlig werden.


Aufgabe (4 Punkte)

Es sei ein Körper und

ein homogenes lineares Gleichungssystem über . Zeige, dass die Menge aller Lösungen des Gleichungssystems ein Untervektorraum des ist. Wie verhält sich dieser Lösungsraum zu den Lösungsräumen der einzelnen Gleichungen?


Lösung

Wegen

für alle

ist das Nulltupel eine Lösung. Es seien und Lösungen des linearen Gleichungssystems. Zu ist dann für jedes

Entsprechend ist

für alle . Somit ist der Lösungsraum unter Multiplikation mit einem Skalar und unter Addition abgeschlossen und bildet demnach einen Untervektorraum.

Der Gesamtlösungsraum ist der Durchschnitt der Lösungsräume zu den einzelnen Gleichungen.


Aufgabe (3 Punkte)

Man gebe ein Beispiel für einen Vektorraum und von drei Teilmengen in an, die jeweils zwei der Untervektorraumaxiome erfüllen, aber nicht das dritte.


Lösung Untervektorraum/Beispiele für zwei Axiome/Aufgabe/Lösung


Aufgabe (1 Punkt)

Man gebe im drei Vektoren an, sodass je zwei von ihnen linear unabhängig sind, aber alle drei zusammen linear abhängig.


Lösung Lineare Unabhängigkeit/R^3/Drei Vektoren paarweise unabhängig/Aufgabe/Lösung


Aufgabe (8 Punkte)

Beweise das Basisaustauschlemma.


Lösung

Wir zeigen zuerst, dass die neue Familie ein Erzeugendensystem ist. Zunächst kann man wegen

und den Vektor als

schreiben. Es sei nun beliebig vorgegeben. Dann kann man schreiben


Zum Nachweis der linearen Unabhängigkeit nehmen wir zwecks Notationsvereinfachung an. Es sei

eine Darstellung der Null. Dann ist

Aus der linearen Unabhängigkeit der Ausgangsfamilie folgt insbesondere und wegen ergibt sich . Deshalb ist und daher gilt für alle .


Aufgabe (6 Punkte)

Wir betrachten die letzte Ziffer im kleinen Einmaleins (ohne die Zehnerreihe) als eine Familie von -Tupeln der Länge , also die Zeilenvektoren in der Matrix

Welche Dimension besitzt der durch diese Tupel aufgespannte Untervektorraum des ?


Lösung

Die Zeilen der Matrix seien mit bezeichnet. Es ist

und

Somit tragen die achte und die neunte Zeile nichts zur Vektorraumdimension bei, da sie in dem von den ersten sieben Zeilen erzeugten Untervektorraum liegen. Ferner zeigen diese Gleichungen, dass man die siebte Zeile durch die Zeile

und die sechste Zeile (durch und damit) durch

ersetzen kann. Wir berechnen

und bezeichnen hinfort die mit multiplizierten Vektoren mit . Es ist

In der Reihenfolge

sind diese Vektoren in oberer Dreiecksgestalt und somit ist die Dimension gleich .


Aufgabe (5 Punkte)

Es sei ein -dimensionaler - Vektorraum ( ein Körper) und seien Untervektorräume der Dimension und . Es gelte . Zeige, dass ist.


Lösung

Es sei eine Basis von und eine Basis von . Wir betrachten die Familie der Vektoren

Wegen kann diese Familie nicht linear unabhängig sein, da es sonst einen -dimensionalen Untervektorraum von geben würde. Also gibt es Koeffizienten , die nicht alle sind, mit

Dieser Vektor gehört zu . Er ist nicht , da andernfalls beidseitig alle Koeffizienten sein müssten.


Aufgabe (4 (1+3) Punkte)

Wir betrachten im die Standardbasis

und die Basis


a) Bestimme die Übergangsmatrix .


b) Bestimme die Übergangsmatrix .


Lösung Basiswechsel/R^2/Standard und 12,-23/Aufgabe/Lösung