Riemannsche Fläche/Analytische Fortsetzung/Ausbreitungsraum/Textabschnitt


Satz  

Es sei eine riemannsche Fläche mit dem Ausbreitungsraum zur Strukturgarbe. Es sei

ein stetiger Weg mit , und seien und holomorphe Keime in den Endpunkten.

Genau dann ist eine analytische Fortsetzung von längs , wenn es eine Liftung

zu mit als Endpunkte gibt.

Beweis  

Es gebe eine analytische Fortsetzung von nach . D.h. es gibt eine Intervallunterteilung

zusammenhängende offene Mengen mit und holomorphe Funktionen derart, dass , und und in einer offenen Umgebung von übereinstimmen. Die zugehörigen offenen Mengen bilden unter nach Fakt homöomorph auf ab. Wir definieren die Liftung durch

In einer offenen Umgebung von (innerhalb von ) stimmen und überein und daher stimmen darauf die stückweisen Liftungen überein.

Wenn umgekehrt eine Liftung existiert, so wird die kompakte Bildkurve durch endlich viele offene Mengen der Form , , mit

überdeckt. Diese Daten konstituieren eine analytische Fortsetzung.



Korollar  

Es sei eine riemannsche Fläche mit dem Ausbreitungsraum zur Strukturgarbe. Es seien Punkte und seien und holomorphe Keime.

Genau dann ist eine analytische Fortsetzung von (bezüglich irgendeines stetigen Weges), wenn und der gleichen Zusammenhangskomponente von angehören.

Beweis  

Dies folgt direkt aus Fakt und daraus, dass auf (wegen Fakt) der Mannigfaltigkeit die Zusammenhangskomponenten wegzusammenhängend sind.



Lemma  

Es seien und zusammenhängende riemannsche Flächen und sei eine Überlagerung. Es sei eine holomorphe Funktion auf und es seien Punkte über bzw.

Dann entstehen die holomorphen Funktionskeime die aus durch die induzierten Ringisomorphismen

gestiftet werden, wechselseitig durch analytische Fortsetzung.

Beweis  

Es sei ein stetiger Weg von nach . Der Bildweg verbindet dann und und längs dieses Weges kann man in überführen. Dazu wählt man eine Überdeckung von mit offenen Mengen, die unter homöomorph auf offene Mengen von abgebildet werden, wozu eine endliche Teilüberdeckung gehört.



Korollar  

Es seien und zusammenhängende riemannsche Flächen und sei eine Überlagerung. Es sei eine holomorphe Funktion auf und es seien Punkte über .

Dann entstehen die holomorphen Funktionskeime die aus durch die induzierten Isomorphismen

gestiftet werden, wechselseitig durch analytische Fortsetzung.

Beweis  

Dies ist ein Spezialfall von Fakt.



Lemma  

Es sei eine riemannsche Fläche, und ein holomorpher Funktionskeim. Dann besitzt diejenige Zusammenhangskomponente des Ausbreitungsraumes zur Strukturgarbe, die den Punkt enthält, folgende Eigenschaften.

  1. Es gibt eine holomorphe Funktion , die den Keim (aufgefasst in ) fortsetzt.
  2. Das Bild von

    besteht aus allen Punkten , für die es eine analytische Fortsetzung von zu einem Keim in gibt.

Beweis  

  1. Dies ergibt sich durch Einschränkung der holomorphen Auswertungsabbildung aus Fakt auf .
  2. Dies folgt aus Fakt.



Beispiel  

Wir betrachten die riemannsche Fläche

Zur komplexen Exponentialfunktion

gibt es lokal Umkehrfunktionen, die komplexe Logarithmen heißen. Die Existenz folgt aus dem Satz über die Umkehrabbildung oder aus der lokalen Existenz für Stammfunktionen zu . Auf einer offenen Teilmenge unterscheiden sich zwei Logarithmen um ein additives Vielfaches von . Im Punkt ist die Potenzreihe

die Taylorreihe eines Logarithmus mit Konvergenzradius . Diese Potenzreihe lässt sich auf einfach zusammenhängendes eindeutig fortsetzen, aber nicht auf . Die Fortsetzung auf nennt man auch den Hauptzweig des komplexen Logarithmus.

Nach Fakt (mit ) gehen die verschiedenen Logarithmen in einem Punkt auseinander durch analytische Fortsetzung hervor. Mit jeder Umdrehung des Nullpunktes erreicht man eine Verschiebung des Logarithmus um .