Kurs:Algebraische Zahlentheorie (Osnabrück 2020-2021)/Vorlesung 15/kontrolle
- Normalitätskriterien
Es ist im Allgemeinen schwierig, den ganzen Abschluss von , also den Zahlbereich, in einer endlichen Körpererweiterung zu bestimmen bzw. eine vorliegende Ringerweiterung
als normal nachzuweisen. Es handelt es sich aber um ein lokales Problem, d.h. ist genau dann normal, wenn für jedes Primideal normal ist, und dies ist genau dann der Fall, wenn für jede Primzahl die Nenneraufnahme normal ist, siehe Aufgabe 6.16 und Aufgabe 15.3. Dies erlaubt den Übergang zu einem diskreten Bewertungsring als Basisring ( statt ), was oft die Gleichungsbeschreibung vereinfacht und was es erlaubt, Eigenschaften der Faserringe besser zu verarbeiten. Das typische Verhalten ist, dass sich die Ringe bis auf endliche viele Primzahlen direkt als normal erweisen, und dass man einen Teil der verbleibenden Ringe über Eigenschaften der Faser erledigen kann, einen anderen Teil aber auch nicht.
Es sei ein diskreter Bewertungsring mit Ortsuniformisierender und sei ein normiertes irreduzibles Polynom. Sei . In der Zerlegung von in in irreduzible Faktoren, , seien alle Faktoren einfach.
Dann ist der ganze Abschluss von in und insbesondere normal.
Wir können direkt annehmen, dass die zu gehören. Die maximalen Ideale von sind für . Die Voraussetzung bedeutet für die Beziehung und für
die Gleichheit
Da und teilerfremd sind, sind die Einheiten in der Lokalisierung und daher ist
D.h. in ist das maximale Ideal ein Hauptideal mit dem Erzeuger und daher liegt nach Satz 10.17 ein diskreter Bewertungsring vor. Somit ist normal.
Die Beispielklasse , wo der Faserring immer einen mehrfachen Faktor besitzt, zeigt, dass
Lemma 15.1
keine notwendige Voraussetzung für die Normalität ist. Die Bedingung, dass in der Primfaktorzerlegung von in jeder Faktor einfach ist, kann man auch so formulieren, dass der
Faserring
reduziert ist. Bei in gilt ja generell nach [[Hauptidealbereich/Restklassenring/Chinesischer Restsatz/Fakt|Satz 12.8 ]] die Beziehung
und dies ist genau dann reduziert, wenn jeder Komponentenring reduziert ist, und dies ist genau dann der Fall, wenn jeder Komponentenring ein Körper ist, also genau bei für alle . Im Allgemeinen, wenn beispielsweise der Ring durch mehrere Variablen und Gleichungen beschrieben wird, ist die Beschreibung mit reduziert wichtiger, bei nur einer Gleichung lässt sich aber die Bedingung in Lemma 15.1 einfacher überprüfen.
Es sei ein diskreter Bewertungsring mit Ortsuniformisierender und sei ein normiertes irreduzibles Polynom. Es seien und in teilerfremd.
Dann ist normal und gleich dem ganzen Abschluss von in .
Dies folgt aus Lemma 15.1 in Verbindung mit einer Variante von Aufgabe 7.35.
Es sei ein normiertes irreduzibles Polynom, .
Dann ist bis auf endlich viele Primzahlen der Ring normal.
Wir betrachten als irreduzibles Polynom in . In Charakteristik sind irreduzibel und teilerfremd. Deshalb gibt es Polynome mit . Es sei ein Hauptnenner der Koeffizienten von und . Dann gibt es Polynome mit . Für jede Primzahl , die kein Teiler von ist, gilt entsprechend in und ist dort eine Einheit. Deshalb sind in teilerfremd und die Normalität von folgt aus Korollar 15.2.
Wir betrachten das kubische Polynom , das nach Aufgabe 2.25 irreduzibel ist, und . Die Ableitung des Polynoms ist , und in gilt die Gleichung
Nach dem Beweis zu Korollar 15.3 ist daher für jede Primzahl normal. Über ist der Faserring gleich
Dies bedeutet, dass das einzige maximale Ideal in gleich ist. Wegen
ist aber ein Erzeuger von diesem maximalen Ideal und daher ist überhaupt normal.
Es sei ein normiertes irreduzibles Polynom, und sei eine Primzahl derart, dass in die Zerlegung
mit irreduziblen Polynomen gelte.
Dann gilt in die Gleichheit
In sind die zueinander paarweise teilerfremd. Wir behaupten, dass in die Gleichheit
gilt, wobei die letzte Gleichheit auf Lemma 12.6 beruht. Zum Nachweis der linken Gleichheit sei
es ist zu zeigen. Modulo ist
in . Nach [[Hauptidealbereich/Restklassenring/Chinesischer Restsatz/Fakt|Satz 12.8 ]] ist
Die Voraussetzung bedeutet, dass in jeder Komponente ist, also insgesamt gleich ist.
Es sei ein normiertes irreduzibles Polynom, und sei eine Primzahl derart, dass der Faserring reduziert ist.
Dann ist das Produkt von Primidealen.
Dies folgt aus Lemma 15.5, da im reduzierten Fall die Exponenten sind, und dann Primideale sind, oder aus Lemma 15.1 in Verbindung mit Satz 12.2.
Ohne die Voraussetzung reduziert ist die Aussage nicht richtig, siehe
Beispiel 12.9.
Wir behandeln noch den Fall, wo die Algebra durch mehrere Variablen erzeugt wird. Dies ergibt auch einen weiteren Beweis für Lemma 15.1.
Es sei ein diskreter Bewertungsring mit Ortsuniformisierender und es sei . eine endliche integre - Algebra. Der Faserring sei reduziert.
Dann ist normal.
Es sei ein maximales Ideal von . Wir betrachten das kommutative Diagramm
Als Lokalisierung eines nach Voraussetzung reduzierten Ringes ist der Ring rechts unten reduziert, also hier sogar ein Körper. Dies heißt aber, dass
gilt und das bedeutet, dass ein diskreter Bewertungsring ist.
- Monogene Algebren
Eine - Algebra über einem kommutativen Ring heißt monogen, wenn sie als mit einem Ideal geschrieben werden kann.
Nach dem Satz vom primitiven Element ist eine endliche separable Körpererweiterung stets monogen, was man auf jede endliche Körpererweiterung anwenden kann. Ferner ist nach Satz 9.8 jeder quadratische Zahlbereich monogen über . Ein Zahlbereich ist genau dann monogen, wenn es ein Element mit der Eigenschaft gibt, dass seine Potenzen eine Ganzheitsbasis bilden.
Es sei eine endliche Erweiterung von diskreten Bewertungsringen. Es sei eine Ortsuniformisierende derart, dass
gilt.
Dann ist .
Wir betrachten die endliche Erweiterung
die als identisch nachzuweisen ist. Es ist das maximale Ideal von , der ebenfalls ein lokaler Ring ist, und es ist . Ferner ist
Für gilt ja im Restekörper
mit einem Polynom über . In gilt deshalb
mit . Nach dem Lemma von Nakayama gilt .
Wir betrachten die biquadratische Erweiterung
Dieser Ganzheitsring lässt sich nicht in der Form schreiben. Modulo ist der Faserring gleich
er besitzt also vier maximale Ideale, alle mit dem Restekörper . Ein Ring der Form kann aber nur drei maximale Ideale mit dem Restekörper besitzen, da es in nur drei Elemente gibt. Es folgt, dass der Ganzheitsring auch nicht über der Lokalisierung mit einem einzigen Algebraerzeuger beschrieben werden kann.