Kurs:Elementare Algebra/1/Klausur mit Lösungen


Aufgabe 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17
Punkte 3 3 2 4 2 7 3 2 4 4 3 5 4 6 1 3 7 63




Aufgabe (3 Punkte)

Definiere die folgenden (kursiv gedruckten) Begriffe.

  1. Eine Einheit in einem kommutativen Ring .
  2. Eine -te Einheitswurzel in einem Körper ().
  3. Die Charakteristik eines Körpers .
  4. Eine algebraische Zahl .
  5. Der Grad einer endlichen Körpererweiterung .
  6. Ein konstruierbares -Eck ().


Lösung

  1. Ein Element heißt Einheit, wenn es ein Element mit gibt.
  2. Ein Element heißt -te Einheitswurzel, wenn ist.
  3. Die Charakteristik eines Körpers ist die kleinste positive natürliche Zahl mit der Eigenschaft . Die Charakteristik ist , falls keine solche Zahl existiert.
  4. Eine Zahl heißt algebraisch, wenn es ein von verschiedenes Polynom gibt mit .
  5. Bei einer endlichen Körpererweiterung nennt man die - (Vektorraum-)Dimension von den Grad der Körpererweiterung.
  6. Man sagt, dass das regelmäßige -Eck mit Zirkel und Lineal konstruierbar ist, wenn die komplexe Zahl

    eine konstruierbare Zahl ist.


Aufgabe (3 Punkte)

Formuliere die folgenden Sätze.

  1. Der Satz von Lagrange über die Ordnung eines Gruppenelementes in einer endlichen Gruppe .
  2. Die Gradformel für endliche Körpererweiterungen und .
  3. Der Satz über die Charakterisierung von konstruierbaren n-Ecken.


Lösung

Formuliere die folgenden Sätze.

  1. Der Satz von Lagrange über die Ordnung eines Gruppenelementes in einer endlichen Gruppe .
  2. Die Gradformel für endliche Körpererweiterungen und .
  3. Der Satz über die Charakterisierung von konstruierbaren n-Ecken.


Aufgabe (2 Punkte)

Es sei eine ganze Zahl, von der die folgenden Eigenschaften bekannt sind:

  1. ist negativ.
  2. ist ein Vielfaches von , aber nicht von .
  3. ist kein Vielfaches von .
  4. ist ein Vielfaches von , aber nicht von .
  5. In der Primfaktorzerlegung von gibt es keine Primzahl, die größer als ist.

Was ist ?


Lösung

Wir müssen nur für die Primzahlen bestimmen, mit welcher Potenz sie in vorkommen. Wegen (2) kommt mit der dritten Potenz vor, aber nicht mit der vierten. Wegen (3) ist kein Teiler von , da ja ein Teiler ist, und wegen (4) ist ein Teiler von . Wegen (4) kommt mit der zweiten Potenz vor, aber nicht mit der dritten. Daher ist


Aufgabe (4 Punkte)

Bestimme die Einheiten im Ring , wobei ein Körper ist.


Lösung

Die Einheiten sind genau die Elemente der Form

Solche Elemente sind Einheiten, da ja

gilt. Wenn umgekehrt mit eine Einheit ist, so gibt es ein mit entsprechend und mit

Dabei seien die angeführten Koeffizienten . Das Produkt ist daher von der Form

Dies kann nur dann gleich sein, wenn

ist, was nur bei möglich ist.


Aufgabe (2 Punkte)

Es sei eine kommutative Gruppe und

ein surjektiver Gruppenhomomorphismus. Zeige, dass ebenfalls kommutativ ist.


Lösung

Es seien . Dann gibt es mit und . Dann ist


Aufgabe (7 Punkte)

Es seien und ganze Zahlen. Zeige, dass die folgenden Aussagen äquivalent sind.

  1. teilt .
  2. Es ist .
  3. Es gibt einen Ringhomomorphismus
  4. Es gibt einen surjektiven Gruppenhomomorphismus


Lösung

. Wenn ein Teiler von ist, so ist mit einem und daher ist . Somit gilt die Idealinklusion .
. Wegen der Idealinklusion wird unter dem Restklassen-Ringhomomorphismus

das Ideal auf abgebildet. Daher gibt es aufgrund des Satzes über die induzierte Abbildung einen Ringhomomorphismus


. Es sei
der gegebene Ringhomomorphismus. Dieser ist insbesondere ein Gruppenhomomorphismus, und es gilt . Da die diese Gruppe erzeugt, ist surjektiv.
. Es sei
ein surjektiver Gruppenhomomorphismus. Bei ist die Aussage richtig. Es sei also , sodass die angegebenen Gruppen die endlichen Ordnungen bzw. besitzen. Dabei ist nach dem Isomorphiesatz die Gruppe isomorph zu einer Restklassengruppe von und aufgrund der Indexformel ist (die Anzahl der Nebenklassen) ein Teiler von .


Aufgabe (3 (1.5+1.5) Punkte)

(a) Bestimme für die Zahlen , und modulare Basislösungen, finde also die kleinsten positiven Zahlen, die in

die Restetupel und repräsentieren.

(b) Finde mit den Basislösungen die kleinste positive Lösung der simultanen Kongruenzen


Lösung

a) : Wir betrachten die Vielfachen von , diese haben modulo und modulo den Rest . Unter diesen Vielfachen muss also die Lösung liegen. hat modulo den Rest , somit hat modulo den Rest . Also repräsentiert das Restetupel .

: Hier betrachtet man die Vielfachen von , und hat modulo den Rest und hat modulo den Rest , also repräsentiert das Restetupel .

: Hier betrachtet man die Vielfachen von , und hat modulo den Rest und hat modulo den Rest , also repräsentiert das Restetupel .

b) Man schreibt (in )

Die Lösung ist dann

Die minimale Lösung ist dann .


Aufgabe (2 Punkte)

Berechne in .


Lösung

Modulo ist

und daher ist in


Aufgabe (4 Punkte)

Es sei eine Primzahl und sei ein Polynom mit Koeffizienten in vom Grad . Zeige, dass es ein Polynom mit einem Grad derart gibt, dass für alle Elemente die Gleichheit

gilt.


Lösung

Wir führen im Polynomring die Division mit Rest von durch durch und erhalten

Dabei ist oder aber der Grad von ist (das Nullpolynom habe jeden Grad). Setzt man links und rechts ein Element ein, so ist stets nach dem kleinen Fermat, d.h. der linke Summand ist immer null und damit stimmen und an diesen Stellen überein.


Aufgabe (4 Punkte)

Löse das folgende lineare Gleichungssystem über dem Körper :


Lösung

Wir schreiben das Gleichungssystem als

Wir multiplizieren die zweite Zeile mit und erhalten

Wir nehmen die Differenz der ersten und der dritten Zeile und erhalten

Das inverse Element von ist , somit ist also

Aus der Gleichung folgt daraus


Aufgabe (3 Punkte)

Bestimme eine ganze Zahl derart, dass die Lösungen der quadratischen Gleichung

in liegen.


Lösung

Wir schreiben die Gleichung als

Daher ist

Also liegen die Lösungen in .


Aufgabe (5 Punkte)

Bestimme die Primfaktorzerlegung des Polynoms über den Körpern und .


Lösung

Es ist (über jedem Körper)

Dies kann man direkt bestätigen, es ergibt sich aber auch aus der Produktzerlegung von mit Hilfe der Kreisteilungspolynome. Über den komplexen Zahlen ist

Da davon vier Nullstellen imaginär sind, müssen die beiden quadratischen Polynome von oben über und über irreduzibel sein, sodass die obige Faktorzerlegung über diesen Körpern die Primfaktorzerlegung ist.

Über gilt aufgrund des kleinen Fermat für jede Einheit . Daher ist die Faktorzerlegung

Über haben die beiden Polynome und keine Nullstelle, sind also irreduzibel, und daher ist die obige Zerlegung auch die Primfaktorzerlegung über .


Aufgabe (4 (1+1+2) Punkte)

a) Zeige, dass durch

ein Körper mit Elementen gegeben ist.

b) Berechne in das Produkt .

c) Berechne das (multiplikativ) Inverse zu .


Lösung

a) Es ist

Also besitzt das Polynom keine Nullstelle in und ist somit irreduzibel, also ist ein Körper. Die Restklassen von bilden eine -Basis, sodass dieser Körper Elemente besitzt.

b) Es ist

c) Polynomdivision liefert

In gilt somit

Das Inverse von in ist , also ist
das Inverse von .


Aufgabe (6 Punkte)

Beweise die „Gradformel“ für eine Kette von endlichen Körpererweiterungen .


Lösung

Wir setzen und . Es sei eine -Basis von und eine -Basis von . Wir behaupten, dass die Produkte

eine -Basis von

bilden. Wir zeigen zuerst, dass diese Produkte den Vektorraum über aufspannen. Es sei dazu . Wir schreiben

Wir können jedes als

 mit Koeffizienten ausdrücken. Das ergibt

Daher ist eine -Linearkombination der Produkte .
Um zu zeigen, dass diese Produkte linear unabhängig sind, sei

angenommen mit . Wir schreiben dies als . Da die linear unabhängig über sind und die Koeffizienten der zu gehören folgt, dass ist für jedes . Da die linear unabhängig über sind und ist folgt, dass ist für alle .


Aufgabe (1 Punkt)

Erstelle eine Kreisgleichung für den Kreis im mit Mittelpunkt , der durch den Punkt läuft.


Lösung

Der Abstand der beiden Punkte ist

Die Kreisgleichung ist somit


Aufgabe (3 Punkte)

Beschreibe die wesentlichen mathematischen Schritte, mit denen man beweisen kann, dass die „Quadratur des Kreises“ nicht möglich ist.


Lösung

Das Problem der Quadratur des Kreises bedeutet die Fragestellung, ob man aus einem durch den Radius gegebenen Kreis ein flächengleiches Quadrat mit Hilfe von Zirkel und Lineal konstruieren kann. Den Radius kann man dabei zu normieren und durch zwei Punkte und repräsentieren. Da der Kreisinhalt ist, muss die Seitenlänge des zu konstruierenden Quadrates sein. Damit ist die Frage äquivalent dazu, ob man aus zwei Punkten mit Abstand mittels Zirkel und Lineal den Abstand konstruieren kann.

Der entscheidende Schritt ist, die Menge aller aus und konstruierbaren Punkte in der Ebene mathematisch zu erfassen. Dabei ergibt sich, dass bei jedem elementaren Schritt (wie dem Durchschnitt von einem Kreis und einer Geraden) der neue Punkt in einer quadratischen Körpererweiterung der schon konstruierten Punkte liegt. Daraus ergibt sich induktiv, dass jeder konstruierbare Punkt eine algebraische Zahl ist. Der Satz von Lindemann besagt allerdings, dass und damit auch keine algebraische Zahl ist, und damit auch nicht konstruierbar.


Aufgabe (7 Punkte)

Aus einer Menge seien „wie üblich“ Geraden und Kreise elementar konstruierbar. Als neue Punkte seien allerdings nur die Durchschnitte von einer Geraden mit einer Geraden und von einer Geraden mit einem Kreis erlaubt (also nicht der Durchschnitt von zwei Kreisen). Bestimme die Menge der Punkte, die aus der Anfangsmenge auf diese Weise konstruierbar ist.


Lösung

Wenn man, wie üblich, die durch die beiden Punkte und definierte Gerade mit identifiziert, so ist die Menge der auf diese Weise konstruierbaren Punkte gleich .

Die Inklusion ergibt sich so: da und zu gehören, ist die reelle Gerade konstruierbar. Damit ist der Kreis mit Mittelpunkt durch konstruierbar und der andere Schnittpunkt ist . Mit als Mittelpunkt durch erhält man und so nach und nach alle natürlichen Zahlen. Die Kreise mit Mittelpunkt durch liefern auch die negativen Zahlen.

Die Inklusion beweisen wir durch Induktion über die Anzahl der Konstruktionsschritte. Der Induktionsanfang ist durch gesichert. Es sei vorausgesetzt, dass nach dem -ten Konstruktionsschritt nur Elemente aus konstruiert wurden. Dann kann man daraus überhaupt nur eine Gerade konstruieren, nämlich die reelle Gerade. Daher können sich keine neuen Punkte über den Schnitt von zwei Geraden ergeben und es steht lediglich der Durchschnitt der reellen Geraden mit Kreisen als Konstruktionsverfahren zur Verfügung. Die elementar konstruierbaren Kreise besitzen als Mittelpunkt eine ganze Zahl und gehen ebenfalls durch eine ganze Zahl. Also ist der andere Schnittpunkt auch eine ganze Zahl, sodass man innerhalb von bleibt.