Kurs:Maß- und Integrationstheorie (Osnabrück 2022-2023)/Vorlesung 19
- Summierbarkeit
Wir fragen uns, inwiefern man in einem normierten Vektorraum eine Vektorenfamilie zu einer unendlichen Indexmenge sinnvoll aufsummieren kann und schließen dabei an den Summierbarkeitsbegriff von komplexen Zahlen an. Die Familie sei als , , gegeben. Für jede endliche Teilmenge kann man die zugehörigen Glieder aufsummieren, und wir setzen
Eine sinnvolle Aufsummierung der gesamten Familie muss auf diese endlichen Teilsummen Bezug nehmen.
Es sei ein normierter - Vektorraum, eine Indexmenge und , , eine Familie von Vektoren aus . Diese Familie heißt summierbar, wenn es ein mit folgender Eigenschaft gibt: Zu jedem gibt es eine endliche Teilmenge derart, dass für alle endlichen Teilmengen mit die Beziehung
gilt. Dabei ist . Im summierbaren Fall heißt die Summe der Familie.
Es sei ein normierter - Vektorraum, eine Indexmenge und , , eine Familie von Vektoren aus . Diese Familie heißt eine Cauchy-Familie, wenn es zu jedem eine endliche Teilmenge derart gibt, dass für jede endliche Teilmenge mit die Beziehung
gilt.
Es sei ein - Banachraum, eine Indexmenge und , , eine Familie von Vektoren aus .
Dann ist die Familie genau dann summierbar, wenn sie eine Cauchy-Familie ist.
Es sei zunächst die Familie summierbar mit der Summe , und sei vorgegeben. Zu gibt es eine endliche Teilmenge derart, dass für alle endlichen Mengen mit die Abschätzung gilt. Für jede zu disjunkte endliche Teilmenge gilt dann
sodass die Cauchy-Bedingung erfüllt ist.
Es sei nun
, ,
eine
Cauchy-Familie.
Wir brauchen zunächst einen Kandidaten für die Summe. Für jedes
gibt es eine endliche Teilmenge
derart, dass für jede endliche Teilmenge
mit
die Abschätzung
gilt. Wir können annehmen, dass
für alle gilt. Wir setzen
Für gilt
da die Menge disjunkt zu ist. Daher ist eine
Cauchy-Folge
und somit wegen der
Vollständigkeit
von
konvergent
gegen ein
.
Wir behaupten, dass die Familie summierbar ist mit der Summe . Es sei dazu ein
vorgegeben. Es gibt
mit
.
Dann ist wegen der Folgenkonvergenz und der Abschätzung von eben
.
Für jedes endliche
schreiben wir
mit .
Damit gelten die Abschätzungen
Es sei ein normierter - Vektorraum, eine Indexmenge und , , eine summierbare Familie von Vektoren aus mit der Summe .
Dann gehört zum Abschluss des von den erzeugten Untervektorraumes.
Es folgt unmittelbar aus der Definition, dass es in jeder -Umgebung von Elemente aus dem von den erzeugten Untervektorraum gibt.
Es sei , , eine summierbare Familie in einem - Banachraum und sei eine Teilmenge.
Dann ist auch , , summierbar.
Beweis
- Kompakte Operatoren
Eine Teilmenge eines topologischen Raumes heißt relativ kompakt, wenn der Abschluss kompakt ist.
Eine stetige Abbildung zwischen metrischen Räumen und heißt kompakt, wenn für jede beschränkte Teilmenge das Bild relativ kompakt in ist.
Es seien normierte - Vektorräume und sei eine lineare Abbildung. Dann sind die folgenden Eigenschaften äquivalent.
- ist kompakt.
- Das Bild der (offenen oder abgeschlossenen) Einheitskugel von ist relativ kompakt in .
- Jede beschränkte Folge in besitzt eine Teilfolge, deren Bildfolge in konvergiert.
Von (1) nach (2) ist eine Einschränkung. Es sei (2) erfüllt. Dann ist die Eigenschaft überhaupt für jede offene oder abgeschlossene Kugel erfüllt. Eine beliebige beschränkte Teilmenge ist in einer Kugel enthalten und damit ist der Abschluss ihres Bildes nach Lemma 17.3 ebenfalls kompakt, es gilt also (1).
Es sei (1) erfüllt und eine beschränkte Folge in gegeben. Dann liegt die Bildfolge in einer kompakten Teilmenge von und besitzt nach Lemma 17.4 (für diese Richtung braucht man keine abzählbare Basis der Topologie) eine konvergente Teilfolge. Also gilt (3).
Es sei nun (3) erfüllt und beschränkt. Es ist die Kompaktheit von zu zeigen. Es sei , , eine Folge in . Es gibt dann eine Folge mit
Aufgrund der Eigenschaft (3) gibt es eine Teilfolge derart, dass gegen ein Element konvergiert. Doch dann konvergiert auch die Teilfolge gegen .
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