Kurs:Mathematik (Osnabrück 2009-2011)/Teil I/2/Probeklausur mit Lösungen
Aufgabe * (4 Punkte)
Aufgabe * (4 Punkte)
Es seien und zwei Punkte im . Bestimme den Abstand zwischen diesen beiden Punkten in
a) der euklidischen Metrik,
b) der Summenmetrik,
c) der Maximumsmetrik.
d) Vergleiche diese verschiedenen Abstände der Größe nach.
Die Abstände der einzelnen Koordinaten sind
und
a) Der euklidische Abstand ist somit
b) In der Summenmetrik ist der Abstand
c) Es ist
daher ist der Abstand in der Maximumsmetrik gleich .
d) Wir behaupten, dass der Maximumsabstand kleiner dem euklidischen Abstand und dass dieser kleiner dem Summenabstand ist. Um dies zu sehen bringt man die drei Zahlen auf den Hauptnenner und muss dann für die Zähler
zeigen. Wegen und ist das klar.
Aufgabe * (5 Punkte)
Zeige, dass die Funktion
mit
nur im Nullpunkt stetig ist.
Es sei zunächst und vorgegeben. Dann kann man setzen, denn aus folgt wegen oder auch . Es sei nun Wir zeigen, dass man für kein mit der Abschätzungseigenschaft für die Stetigkeit finden kann. Es sei hierzu vorgegeben und sei . Wenn rational ist, so wählen wir eine irrationale Zahl , wenn irrational ist, so wählen wir eine rationale Zahl Im ersten Fall gilt
im zweiten Fall gilt
sodass in beiden Fällen die -Umgebung von nicht in die -Umgebung von abgebildet wird.
Aufgabe * (2 Punkte)
Zeige, dass der Zwischenwertsatz für stetige Funktionen von nach nicht gelten muss.
Die Funktion
ist stetig und es ist und . Wenn der Zwischenwertsatz auch rational gelten würde, müsste es im rationalen Intervall eine Nullstelle geben, also ein mit . Dies kann es aber nicht geben, da die Quadratwurzel aus irrational ist.
Aufgabe * (6 Punkte)
Beweise die folgende Aussage: Jede beschränkte Folge von reellen Zahlen besitzt eine konvergente Teilfolge (Satz von Bolzano-Weierstraß).
Die Folge sei durch
beschränkt. Wir definieren zuerst induktiv eine Intervallhalbierung derart, dass in den Intervallen unendlich viele Folgenglieder liegen. Das Startintervall ist . Es sei das -te Intervall bereits konstruiert. Wir betrachten die beiden Hälften
In mindestens einer der Hälften liegen unendlich viele Folgenglieder, und wir wählen als Intervall eine Hälfte mit unendlich vielen Gliedern. Da sich bei diesem Verfahren die Intervalllängen mit jedem Schritt halbieren, liegt eine Intervallschachtelung vor. Als Teilfolge wählen wir nun ein beliebiges Element
mit . Dies ist möglich, da es in diesen Intervallen unendlich viele Folgenglieder gibt. Diese Teilfolge konvergiert nach Aufgabe ***** gegen die durch die Intervallschachtelung bestimmte Zahl .
Aufgabe * (5 Punkte)
Betrachte die Funktion
Bestimme die Nullstellen und die lokalen (globalen) Extrema von . Fertige eine grobe Skizze für den Funktionsverlauf an.
Da die Exponentialfunktion keine Nullstelle besitzt, liegt nur bei , also bei eine Nullstelle vor. Unterhalb davon ist die Funktion negativ, oberhalb davon positiv.
Zur Bestimmung der lokalen Extrema leiten wir ab, was zu
führt. Die Nullstellenbestimmung der Ableitung führt auf
Quadratisches Ergänzen führt zu
bzw.
Also ist
und somit
Für ist die Ableitung negativ, für mit ist sie positiv und für wieder negativ. Daher ist die Funktion unterhalb von streng fallend, zwischen und streng wachsend und oberhalb von wieder streng fallend. Daher liegt in ein isoliertes lokales Minimum und in ein isoliertes lokales Maximum vor. Da es sonst keine lokalen Extrema gibt, und die Funktion für wächst, aber negativ bleibt, und für fällt, aber positiv bleibt, sind dies auch globale Extrema.
Aufgabe * (5 Punkte)
Es seien
zwei differenzierbare Funktionen und sei
a) Drücke die Ableitung mit den Ableitungen von und aus.
b) Es sei nun
Berechne auf zwei verschiedene Arten, einerseits über und andererseits über die Formel aus Teil a).
a) Nach der Produkt- und Kettenregel ist
b) Wir berechnen zuerst . Es ist
Die Ableitung ist daher
Andererseits ist
und daher nach Teil a)
Aufgabe * (5 Punkte)
Es sei
a) Zeige, dass die Funktion im reellen Intervall genau eine Nullstelle besitzt.
b) Berechne die erste Nachkommastelle im Zehnersystem dieser Nullstelle.
c) Man gebe eine rationale Zahl derart an, dass ist.
a) Es ist und , daher besitzt die stetige Funktion aufgrund des Zwischenwertsatzes mindestens eine Nullstelle in . Die Ableitung ist und dies ist in diesem Intervall positiv, sodass die Funktion dort streng wachsend ist. Also kann sie nicht mehr als eine Nullstelle besitzen.
b) Für
ist
die Nullstelle muss also in der rechten Intervallhälfte liegen. Für ergibt sich
sodass dieser Wert zu groß ist. Für ergibt sich
was immer noch zu groß ist. Für ergibt sich
Die Nullstelle liegt also im offenen Intervall zwischen und und die erste Nachkommastelle ist .
c) Wie unter b) berechnet ist , sodass man nehmen kann.
Aufgabe * (4 Punkte)
Wir betrachten den Differenzenquotient
Die Ableitung ist der Limes von diesem Ausdruck für gegen , und dieser ist
Die Ableitung ist also .
Aufgabe * (1 Punkt)
Die komplexe Exponentialfunktion ist wegen für alle nicht injektiv, daher gibt es überhaupt keine Umkehrfunktion.
Aufgabe * (5 Punkte)
Bestimme den Grenzwert von
im Punkt , und zwar
a) mittels Polynomdivision,
b) mittels der Regel von l'Hospital.
a) Durch Polynomdivision erhält man und . Daher ist
Daher ist
b) Die Ableitungen sind und , die beide für keine Nullstelle besitzen. Nach der Regel von l'Hospital ist daher
Aufgabe * (5 Punkte)
Es handelt sich um eine Potenzreihe mit den Koeffizienten . Sie konvergiert für , da dann nur ein Glied von null verschieden ist. Wir behaupten, dass die Reihe für keine weitere komplexe Zahl konvergiert. Da es sich um eine Potenzreihe handelt, genügt es, für jede reelle positive Zahl nachzuweisen, dass die Reihe divergiert. Zu gibt es ein mit . Es gilt dann auch für alle . Wegen
erfüllt die Reihe nicht das Cauchy-Kriterium und kann daher nicht konvergieren.
Aufgabe * (5 Punkte)
Wir zeigen, dass diese Familie nicht summierbar ist. Es genügt zu zeigen, dass die endlichen Teilsummen der Familie unbeschränkt sind. Es sei dazu gegeben. Aufgrund des Archimedesprinzip gibt es ein mit
Zwischen und gibt es unendlich viele rationale Zahlen, sodass wir verschiedene rationale Zahlen in diesem Intervall wählen können. Für die zugehörige endliche Teilsumme gilt dann
sodass überschritten wird.
Aufgabe * (5 Punkte)
Man gebe ein Beispiel einer Funktionenfolge
derart, dass sämtliche nicht stetig sind, die Funktionenfolge aber gleichmäßig gegen eine stetige Grenzfunktion konvergiert.
Wir betrachten für die Funktionenfolge
die durch
gegeben ist. Diese Funktionen sind nicht stetig, da der Limes für gegen stets ist. Wir behaupten, dass diese Folge gleichmäßig gegen die Nullfunktion konvergiert, die als konstante Funktion stetig ist. Dazu sei vorgegeben. Es gibt dann ein mit . Für alle und alle gilt dann
Aufgabe * (3 Punkte)
Bestimme das Taylor-Polynom der Funktion im Entwicklungspunkt der Ordnung .
Die erste Ableitung ist
Die zweite Ableitung ist
Die vierte Ableitung ist
Das Taylor-Polynom vom Grad ist demnach
bzw.
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