Kurs:Analysis/Teil I/21/Klausur mit Lösungen


Aufgabe 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14
Punkte 3 3 5 4 1 9 4 5 5 7 5 4 6 3 64




Aufgabe (3 Punkte)

Definiere die folgenden (kursiv gedruckten) Begriffe.

  1. Eine Abbildung von einer Menge in eine Menge .
  2. Eine lineare (oder totale) Ordnung auf einer Menge .
  3. Eine Reihe von komplexen Zahlen .
  4. Die Supremumsnorm einer Funktion

    auf einer Menge .

  5. Das Treppenintegral zu einer Treppenfunktion

    auf einem Intervall zur Unterteilung und den Werten , .

  6. Die Zeitunabhängigkeit einer gewöhnlichen Differentialgleichung


Lösung

  1. Eine Abbildung von nach ist dadurch gegeben, dass jedem Element der Menge genau ein Element der Menge zugeordnet wird.
  2. Eine Ordnungsrelation auf heißt lineare Ordnung, wenn zu je zwei Elementen die Beziehung oder gilt.
  3. Unter der Reihe versteht man die Folge der Partialsummen
  4. Man nennt

    die Supremumsnorm von .

  5. Das Treppenintegral von ist durch

    definiert.

  6. Die gewöhnliche Differentialgleichung

    heißt zeitunabhängig, wenn die Funktion nicht von abhängt, wenn also gilt mit einer Funktion in der einen Variablen .


Aufgabe (3 Punkte)

Formuliere die folgenden Sätze.

  1. Die Quotientenregel für konvergente Folgen.
  2. Die Division mit Rest im Polynomring über einem Körper .
  3. Das Ableitungskriterium für konstante Funktionen.


Lösung

  1. Es sei eine konvergente Folge in einem angeordneten Körper mit dem Grenzwert und mit für alle , Dann ist ebenfalls konvergent mit
  2. Es seien zwei Polynome mit . Dann gibt es eindeutig bestimmte Polynome mit
  3. Sei

    eine differenzierbare Funktion mit für alle .

    Dann ist konstant.


Aufgabe (5 (1+3+1) Punkte)

Zu je zwei Punkten in der Produktmenge gibt es eine Verbindungsgerade und einen Mittelpunkt, der die Verbindungsstrecke halbiert.

  1. Man gebe zu zwei Punkten und die Koordinaten des Mittelpunktes an.
  2. Es seien in der Produktmenge fünf Punkte gegeben (jeder Punkt habe also ganzzahlige Koordinaten). Zeige, dass mindestens einer der Mittelpunkte ganzzahlige Koordinaten haben muss.
  3. Gilt die Eigenschaft aus (2) auch bei vier Punkten?


Lösung

  1. Der Mittelpunkt von und besitzt die Koordinaten .
  2. Wir betrachten für jeden Punkt, ob die Koordinaten gerade oder ungerade sind. Dafür gibt es vier Möglichkeiten (). Da es Punkte gibt, kommt eine dieser Möglichkeiten zumindest zweimal vor. Seien und zwei Punkte, die hinsichtlich dieser Eigenschaft übereinstimmen. Da das arithmetische Mittel von zwei geraden Zahlen und von zwei ungeraden Zahlen ganzzahlig ist, besitzt der Mittelpunkt von und ganzzahlige Koordinaten.
  3. Die vier Punkte

    zeigen, dass dies nicht gelten muss.


Aufgabe (4 Punkte)

Es sei ein angeordneter Körper und es sei eine konvergente Folge in mit für alle und . Zeige, dass ebenfalls konvergent mit

ist.


Lösung

Da der Limes der Folge nicht ist, gilt für die Bedingung und damit

Es sei vorgegeben. Wegen der Konvergenz von gibt es ein mit

Dann gilt für alle die Abschätzung


Aufgabe (1 Punkt)

Skizziere die Menge


Lösung Komplexe Zahlen/Real- und Imaginärteil/Bedingung/Aufgabe/Lösung


Aufgabe (9 (2+1+2+2+2) Punkte)

Zwei Schwimmer, und , schwimmen auf einer -Meter-Bahn einen Kilometer lang. Schwimmer schwimmt (das ist besser als der Weltrekord) und Schwimmer schwimmt .

  1. Erstelle in einem Diagramm für beide Schwimmer den Graphen der jeweiligen Abbildung, die für die Zeit zwischen und Sekunden angibt, wie weit der Schwimmer von der Startlinie zu diesem Zeitpunkt (wirklich, also unter Berücksichtigung der Wenden) entfernt ist.
  2. Wie weit von der Startlinie entfernt befindet sich Schwimmer (und Schwimmer ) nach Sekunden?
  3. Nach wie vielen Sekunden begegnen sich die beiden Schwimmer zum ersten Mal (abgesehen vom Start)?
  4. Wie oft begegnen sich die beiden Schwimmer (Start mitzählen)?
  5. Wie oft überrundet Schwimmer den Schwimmer ?


Lösung





  1. Nach Sekunden hat Schwimmer Meter zurückgelegt, er ist also Meter hin und Meter zurückgeschwommen. Somit befindet er sich Meter vom Start entfernt. Nach Sekunden hat Schwimmer Meter zurückgelegt, er befindet sich also Meter vom Start entfernt.
  2. Die erste Begegnung findet statt, wenn Schwimmer das erste Mal zurückschwimmt und noch hinschwimmt. Wir machen den Ansatz

    Dies führt auf

    also

  3. Nach Sekunden sind beide Schwimmer wieder am Startpunkt (siehe die Skizze), hat dabei Meter zurückgelegt, nur Meter. In diesem Zeitraum begegnen sie sich fünfmal (den Start mitgezählt, die letzte Begegnung jedoch nicht), dies wiederholt sich dreimal und dann muss noch Meter schwimmen, wobei er noch einmal unterwegs begegnet. Dies führt auf Begegnungen.
  4. Schwimmer überrundet Schwimmer dreimal, nämlich am Startpunkt nach , nach und nach .


Aufgabe (4 Punkte)

Beweise den Satz über die Anzahl von Nullstellen eines Polynoms über einem Körper .


Lösung

Wir beweisen die Aussage durch Induktion über . Für ist die Aussage offensichtlich richtig. Es sei also und die Aussage sei für kleinere Grade bereits bewiesen. Es sei eine Nullstelle von (falls keine Nullstelle besitzt, sind wir direkt fertig). Dann ist nach Lemma 11.6 (Analysis (Osnabrück 2021-2023)) und hat den Grad , sodass wir auf die Induktionsvoraussetzung anwenden können. Das Polynom hat also maximal Nullstellen. Für gilt . Dies kann nach Lemma 3.4 (Analysis (Osnabrück 2021-2023))  (5) nur dann sein, wenn einer der Faktoren ist, sodass eine Nullstelle von gleich ist oder aber eine Nullstelle von ist. Es gibt also maximal Nullstellen von .


Aufgabe (5 Punkte)

Es sei , , eine Familie komplexer Zahlen. Zeige, dass die Familie genau dann summierbar ist, wenn die Familie der Realteile , , und die Familie der Imaginärteile , , summierbar ist. Zeige, das in diesem Fall

gilt.


Lösung

Wir arbeiten mit dem Cauchy-Kriterium. Es sei die Familie summierbar und sei vorgegeben. Dann gibt es eine endliche Teilmenge derart, dass für jede endliche Teilmenge , die zu disjunkt ist, die Abschätzung

gilt. Wegen

ist dann auch die Familie der Real- und der Imaginärteile summierbar.

Wenn umgekehrt diese Familien summierbar sind, so gibt es zu einem vorgegebenen eine endliche Teilmenge derart, dass für zu disjunkte Teilmengen die Abschätzungen

gelten. Daraus erhält man

Die Gleichung folgt aus dem großen Umordnungssatz.


Aufgabe (5 Punkte)

Beweise die Quotientenregel für differenzierbare Funktionen.


Lösung

Wir betrachten zuerst den Fall und behaupten

Für einen Punkt ist

Da nach Korollar 18.6 (Analysis (Osnabrück 2021-2023)) stetig in ist, konvergiert für der linke Faktor gegen und wegen der Differenzierbarkeit von in konvergiert der rechte Faktor gegen . Somit ist mit der Produktregel


Aufgabe (7 Punkte)

Beweise den Satz über die Charakterisierung von Extrema mit höheren Ableitungen.


Lösung

Unter den Voraussetzungen wird die Taylor-Formel zu

mit (abhängig von ) zwischen und . Je nachdem, ob oder ist, gilt auch (wegen der vorausgesetzten Stetigkeit der -ten Ableitung) bzw. für für ein geeignetes . Für diese ist auch , sodass das Vorzeichen von vom Vorzeichen von abhängt.
Bei gerade ist ungerade und daher wechselt das Vorzeichen bei (bei ist das Vorzeichen negativ und bei ist es positiv). Da das Vorzeichen von sich nicht ändert, ändert sich das Vorzeichen von . Das bedeutet, dass kein Extremum vorliegen kann.
Es sei nun ungerade. Dann ist gerade, sodass für alle in der Umgebung ist. Das bedeutet in der Umgebung bei , dass ist und in ein isoliertes Minimum vorliegt, und bei , dass ist und in ein isoliertes Maximum vorliegt.


Aufgabe (5 Punkte)

Es sei

ein normiertes Polynom vom Grad und die Sinusfunktion. Zeige, dass die Graphen von und von maximal zwei Schnittpunkte besitzen.


Lösung

Wir betrachten

Die Schnittpunkte der Graphen von und sind die Nullstellen von . Wir zeigen also, dass maximal zwei Nullstellen besitzt. Es ist

und

Da der Sinus Werte zwischen und besitzt, ist

und überall positiv. Daher ist streng wachsend. Insbesondere besitzt höchstens eine Nullstelle (da die Ableitung davon größergleich ist, gibt es genau eine Nullstelle) und somit ist auf einem linksseitig offenen Intervall negativ und rechtsseitig davon positiv. Dies bedeutet für selbst, dass unterhalb von streng fallend und oberhalb von streng wachsend ist. In beiden Bereichen kann es nur eine Nullstelle geben.


Aufgabe (4 Punkte)

Wir betrachten Rechtecke mit dem konstanten Flächeninhalt . Zeige, dass unter diesen Rechtecken das Quadrat den minimalen Umfang besitzt.


Lösung

Bei konstantem Flächeninhalt ist das Rechteck durch die eine Seitenlänge bestimmt, die andere Seitenlänge ist und der Umfang ist . Für das Quadrat ist

mit Umfang . Es ist also

zu zeigen. Dies ist äquivalent zu

und zu

bzw. zu

was wegen

erfüllt ist.


Aufgabe (6 Punkte)

Es sei ein beschränktes Intervall und eine nach unten beschränkte stetige Funktion. Es sei vorausgesetzt, dass das Supremum über alle Treppenintegrale zu äquidistanten unteren Treppenfunktionen existiert. Zeige, dass dann auch das Supremum zu allen Treppenintegralen zu unteren Treppenfunktionen (also das Unterintegral) existiert und mit dem zuerst genannten Supremum übereinstimmt.


Lösung

Wir zeigen, dass jedes Treppenintegral zu einer unteren Treppenfunktion bis auf jeden vorgegebenen Fehler durch das Treppenintegral zu einer äquidistanten unteren Treppenfunktion angenähert werden kann, woraus die Aussagen folgen. Es seien die Intervallgrenzen und sei

eine Unterteilung des Intervalls mit einer unteren Treppenfunktion mit den Werten auf dem Teilintervall . Es sei der maximale Wert von und es sei eine untere Schranke von und von . Es sei so gewählt, dass

ist. Wir betrachten die äquidistante Unterteilung von mit Teilintervallen , , und wir betrachten darauf die Treppenfunktion , die folgendermaßen definiert ist.

Damit ist und stimmt in jedem Punkt mit überein oder hat den Wert , letzteres kommt aber nur auf höchstens äquidistanten Teilintervallen vor. Daher gilt für die Differenz der beiden Treppenintegrale die Beziehung

wie gefordert.


Aufgabe (3 Punkte)

Die Differentialgleichung

besitzt eine polynomiale Lösung vom Grad . Bestimme diese.


Lösung

Wir machen den Ansatz

Die Differentialgleichung bedeutet dann

Koeffizientenvergleich ergibt direkt

und

woraus dann

folgt. Daher ist eine Lösung.