Kurs:Elementare Algebra/6/Klausur mit Lösungen



Aufgabe 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19
Punkte 3 3 3 3 4 1 3 3 3 4 3 3 5 8 5 1 4 2 3 64




Aufgabe (3 Punkte)

Definiere die folgenden (kursiv gedruckten) Begriffe.

  1. Ein euklidischer Bereich .
  2. Die Assoziiertheit von Elementen in einem kommutativen Ring .
  3. Die Äquivalenzrelation zu einer Untergruppe .
  4. Eine -Algebra , wobei einen kommutativen Ring bezeichnet.
  5. Eine Linearkombination in einem - Vektorraum.
  6. Das Minimalpolynom eines Elementes in einer endlichen Körpererweiterung .


Lösung

  1. Ein euklidischer Bereich ist ein Integritätsbereich , für den eine Abbildung existiert, die die folgende Eigenschaft erfüllt: Für Elemente mit gibt es mit
  2. Zwei Elemente und heißen assoziiert, wenn es eine Einheit derart gibt, dass ist.
  3. Für Elemente setzt man , wenn gilt.
  4. Eine -Algebra ist ein Ring mit einem fixierten Ringhomomorphismus .
  5. Es sei eine Familie von Vektoren in . Dann heißt der Vektor

    eine Linearkombination dieser Vektoren

  6. Das Minimalpolynom von (über ) ist das normierte Polynom von minimalem Grad mit .


Aufgabe (3 Punkte)

Formuliere die folgenden Sätze.

  1. Die Kürzungsregel in einem kommutativen Ring .
  2. Der Chinesische Restsatz für .
  3. Der Satz über die Restklassendarstellung zur erzeugten Algebra zu einem algebraischen Element bei einer Körpererweiterung .


Lösung

  1. Für einen Nichtnullteiler folgt aus einer Gleichung
    dass sein muss.
  2. Es sei eine positive natürliche Zahl mit kanonischer Primfaktorzerlegung . Dann induzieren die kanonischen Ringhomomorphismen einen Ringisomorphismus
  3. Es sei das Minimalpolynom von . Dann gibt es eine kanonische -Algebraisomorphie


Aufgabe (3 Punkte)

Es soll Holz unterschiedlicher Länge (ohne Abfall) in Stücke zerlegt werden, die zwischen und cm lang sein sollen (jeweils einschließlich). Für welche Holzlängen ist dies möglich?


Lösung

Es sei die Länge des Holzes, das zerlegt werden soll. Für ist eine Zerlegung offenbar nicht möglich. Für kann man das Stück so lassen, wie es ist, eine Zerlegung ist also möglich. Für ist eine Zerlegung nicht möglich, da das Stück zu lang ist, um es direkt zu übernehmen, aber zu kurz, um es in zwei oder mehr Teile zu zerlegen. Für kann man das Stück in zwei (beispielsweise gleichgroße) Teile unterteilen, eine Zerlegung ist also möglich. Für ist keine Zerlegung möglich. Für zwei Teile ist das Stück nämlich zu lang und für drei oder mehr Teile ist es zu kurz. Ab

ist eine Zerlegung stets möglich. Die Länge erfüllt dann nämlich

mit einer natürlichen Zahl . Wenn man durch dividiert, erhält man

was als Länge eines Teilstücks erlaubt ist.


Aufgabe (3 Punkte)

Es sei eine Gruppe. Zeige, dass sich Gruppenelemente und Gruppenhomomorphismen von nach über die Korrespondenz

entsprechen.


Lösung

Es sei fixiert. Dass die Abbildung

ein Gruppenhomomorphismus ist, ist eine Umformulierung der Potenzgesetze. Wegen erhält man aus der Potenzabbildung das Gruppenelement zurück. Umgekehrt ist ein Gruppenhomomorphismus durch eindeutig festgelegt, da für positiv und für negativ gelten muss.


Aufgabe (4 Punkte)

Es seien ganze Zahlen. Zeige, dass genau dann ein Teiler von ist, wenn es einen Ringhomomorphismus

gibt. Zeige durch ein Beispiel, dass es einen injektiven Gruppenhomomorphismus

geben kann, ohne dass ein Teiler von ist.


Lösung

Wenn ein Teiler von ist, so ist und daher ist und somit gilt die Idealinklusion . Unter dem kanonischen Ringhomomorphismus

wird also auf null abgebildet und daher gibt es nach dem Satz vom induzierten Homomorphismus einen Ringhomomorphismus

Wenn es umgekehrt einen solchen Ringhomomorphismus gibt, so betrachten wir insgesamt den Ringhomomorphismus

Die Gesamtabbildung muss also auf null schicken, d.h. , und ist ein Vielfaches von .

Für das Beispiel betrachten wir und . In bildet die Menge eine Untergruppe, die zu isomorph ist, sodass ein injektiver Gruppenhomomorphismus vorliegt.


Aufgabe (1 Punkt)

Ist die Abbildung

injektiv oder nicht?


Lösung

Die Abbildung ist nicht injektiv, da wegen

die beiden Paare und unter auf das gleiche Element abgebildet werden.


Aufgabe (3 Punkte)

Beweise mit Hilfe der eindeutigen Primfaktorzerlegung in , dass irrational ist.


Lösung

Nehmen wir an, dass es eine Darstellung

mit positiven natürlichen Zahlen gibt. Wenn und einen gemeinsamen Teiler hat, so können wir mit diesem kürzen und erhalten dann eine Bruchdarstellung mit teilerfremden Zähler und Nenner. Es seien also und teilerfremd. Wir nehmen die dritte Potenz der Anfangsgleichung und erhalten

bzw.

Diese Zahl hat eine eindeutige Primfaktorzerlegung. In ihr kommt vor, sodass und daher ist, da eine Primzahl ist. Also kommt rechterseits mit einem Exponenten in der Primfaktorzerlegung vor, linkerseits aber nur mit dem Exponenten , da kein Vielfaches von ist. Dies ist ein Widerspruch.


Aufgabe (3 Punkte)

Es sei . Zeige, dass die eulersche Funktion die Gleichheit

für erfüllt.


Lösung

Es sei

die kanonische Primfaktorzerlegung von mit verschiedene Primfaktoren. Dann ist

nach Fakt *****. Entsprechend ist


Aufgabe (3 Punkte)

Beweise den Isomorphiesatz für Gruppen.


Lösung

Wir wenden Fakt ***** auf und die kanonische Projektion an. Dies induziert einen Gruppenhomomorphismus

mit , der surjektiv ist. Sei und . Dann ist

also . Damit ist , d.h. der Kern von ist trivial und nach Fakt ***** ist auch injektiv.


Aufgabe (4 Punkte)

Es sei ein Körper, ein Ring mit und

ein Ringhomomorphismus. Zeige, dass injektiv ist.


Lösung

Es seien vorgegeben, und sei angenommen, dass ist. Dann ist

Wenn wäre, so wäre dies eine Einheit, d.h. es gäbe ein mit . Dann wäre

Aus folgt daraus , also im Widerspruch zur Voraussetzung an . Also ist und .


Aufgabe (3 Punkte)

Es sei ein Körper. Zeige, dass in die Differenz, also die Verknüpfung

genau dann assoziativ ist, wenn die Charakteristik von gleich ist.


Lösung

Es sei zuerst die Charakteristik gleich . Dies bedeutet und damit für jedes . Also ist und damit , d.h. die Differenz stimmt mit der Summe überein, und diese ist in jedem Körper assoziativ.

Es sei umgekehrt die Differenz assoziativ, d.h. es gilt

für beliebige . Wir wenden dies auf und an und erhalten , also , was Charakteristik bedeutet.


Aufgabe (3 Punkte)

Bestimme in das Inverse von ( bezeichnet die Restklasse von ).


Lösung

Wir machen Division mit Rest von durch . Das ergibt

Also ist

und daher ist das Inverse von gegeben durch


Aufgabe (5 (1+2+2) Punkte)

Man berechne in die Elemente

  1. ,
  2. ,
  3. .


Lösung

(1). Es ist und ist eine Einheit. Daher hängt die Potenz nur von der Restklasse des Exponenten modulo ab, also

(2). Wir verwenden die Isomorphie des chinesischen Restsatzes, also

Das Element entspricht bei dieser Zerlegung dem Paar . Die Potenz kann man komponentenweise ausrechnen, dabei erhält man vorne , da der Exponent ist. Hinten ist eine Einheit der Ordnung , daher ist in

Das Ergebnis ist also das Paar . Diesem entspricht das Element .

(3). Wir verwenden wieder den chinesischen Restsatz, diesmal geht es um das Element . Die Ordnung von modulo ergibt sich aus

die Ordnung ist also wieder . Daher ist in

Dem Paar entspricht das Element .


Aufgabe (8 Punkte)

Beweise den Basisaustauschsatz.


Lösung

Wir führen Induktion über , also über die Anzahl der Vektoren in der Familie. Bei ist nichts zu zeigen. Es sei die Aussage für schon bewiesen und seien linear unabhängige Vektoren

gegeben. Nach Induktionsvoraussetzung, angewandt auf die

(ebenfalls linear unabhängigen) Vektoren

gibt es eine Teilmenge derart, dass die Familie

eine Basis von ist. Wir wollen auf diese Basis das Austauschlemma anwenden. Da eine Basis vorliegt, kann man

schreiben.  Wären hierbei alle Koeffizienten ,  so ergäbe sich sofort ein Widerspruch zur linearen Unabhängigkeit der , . Es gibt also ein mit . Wir setzen . Damit ist eine -elementige Teilmenge von . Nach dem Austauschlemma kann man den Basisvektor durch ersetzen und erhält die neue Basis

  Der Zusatz folgt sofort, da eine -elementige Teilmenge einer -elementigen Menge vorliegt.


Aufgabe (5 Punkte)

Es seien und algebraische Körpererweiterungen. Zeige, dass dann auch eine algebraische Körpererweiterung ist.


Lösung

Es ist zu zeigen, dass jedes Element algebraisch über ist. Nach Voraussetzung ist algebraisch über , d.h. es gibt ein normiertes Polynom mit . Es seien die Koeffizienten von . Da über algebraisch ist, sind all diese Koeffizienten algebraisch über . Wir betrachten die Kette von -Algebren

Dabei ist jeweils über algebraisch und daher handelt es sich jeweils um endliche Körpererweiterungen. Nach der Gradformel ist dann auch endlich. Weiterhin ist , da ja nach Konstruktion die Koeffizienten von zu gehören. Also ist algebraisch über und damit zeigt wieder die Kette , dass und erst recht endlich über ist. Also ist algebraisch über .


Aufgabe (1 Punkt)

Erstelle eine Kreisgleichung für den Kreis im mit Mittelpunkt , der durch den Punkt läuft.


Lösung

Der Abstand der beiden Punkte ist

Die Kreisgleichung ist somit


Aufgabe (4 Punkte)

Zeige, dass das Polynom

über irreduzibel ist.


Lösung

Nach Lemma 6.9 (Elemente der Algebra (Osnabrück 2024-2025)) genügt es zu zeigen, dass keine rationale Nullstelle besitzt. Nehmen wir an, dass

eine Nullstelle ist mit in gekürzter Darstellung. Es gilt dann

bzw.

Wenn eine Primzahl die Zahl teilt, folgt daraus, dass auch von geteilt wird, was der Gekürztheit widerspricht. Wegen ist auch . Also muss eine Einheit sein. Wenn von einer Primzahl geteilt wird, so wäre auch ein Vielfaches von . Also ist auch eine Einheit. Die verbleibenden Möglichkeiten , also , sind keine Nullstelle des Polynoms, wie Einsetzen zeigt.


Aufgabe (2 Punkte)

Man gebe einen Winkel , , an, der mit Zirkel und Lineal konstruierbar ist.


Lösung

Der rechte Winkel ist konstruierbar. Da die Winkelhalbierung mit Zirkel und Lineal möglich ist, sind auch alle Winkel

konstruierbar. Der Winkel

erfüllt dann die gewünschten Eigenschaften.


Aufgabe (3 Punkte)

Es seien zwei verschiedene Punkte in der Ebene gegeben. Es bezeichne den Kreis mit Mittelpunkt durch den Punkt . Konstruiere (ohne andere Konstruktionen zu verwenden) die Tangente an den Kreis durch . Skizziere die Situation.


Lösung

Wir zeichnen den Kreis mit Mittelpunkt durch den Punkt . Die Verbindungsgerade durch und hat mit (neben ) noch einen weiteren Schnittpunkt, den wir mit bezeichnen. Wir zeichnen Kreise und mit Mittelpunkt durch und mit Mittelpunkt durch . Die beiden Schnittpunkte von und definieren eine Gerade , und diese verläuft durch und steht senkrecht auf ( ist die halbierende Senkrechte der Strecke von nach ), sodass die Tangente an ist.