Bei einer Reihe sind die aufzusummierenden Glieder durch die natürlichen Zahlen geordnet. Häufig kommt es vor, dass diese Ordnung verändert wird. Dabei kann sich sowohl die Summe als auch die Eigenschaft, ob eine konvergente Reihe vorliegt, ändern, allerdings nicht, wenn die Reihe
absolut konvergent
ist, siehe
Aufgabe 9.6
und
Aufgabe*****.
Wenn man sich für die Summe der Kehrwerte aller Primzahlen interessiert, so ist es natürlicher, dies direkt als die Summe aufzufassen, anstatt die Primzahlen durchzunummerieren, um eine durch die natürlichen Zahlen indizierte Reihe zu haben. Wenn man zwei absolut konvergente Reihen
und
multiplizieren möchte, so geht es nach der Regel, jeden Summanden mit jedem Summanden zu multiplizieren, um die Summe aller Einzelprodukte
, ,
wobei eben die natürliche Indexmenge ist, für die es keine naheliegende Ordung gibt. In der Definition von
Cauchy-Produkt
werden die Produkte mit konstanter Indexsumme zusammengefasst, um eine Summationsreihenfolge festzulegen, es gibt aber auch noch viele andere Möglichkeiten. Vor diesem Hintergrund ist es sinnvoll, einen Summationsbegriff zu besitzen, der unabhängig von jeder Ordnung der Indexmenge ist. Wir werden diese Theorie nicht systematisch entwickeln, sondern nur den großen Umordnungssatz beweisen, den wir sogleich für das Entwickeln einer Potenzreihen in einem neuen Entwicklungspunkt benötigen. Die Familie sei als
, ,
gegeben. Für jede endliche Teilmenge
kann man die zugehörigen Glieder aufsummieren, und wir setzen
Eine sinnvolle Aufsummierung der gesamten Familie muss auf diese endlichen Teilsummen Bezug nehmen.
Es sei eine
Indexmenge
und
, ,
eine
Familie
von
komplexen Zahlen. Diese Familie heißt summierbar, wenn es ein
mit folgender Eigenschaft gibt: Zu jedem
gibt es eine
endlicheTeilmenge
derart, dass für alle endlichen Teilmengen
mit
die Beziehung
gilt. Dabei ist
.
Im summierbaren Fall heißt die Summe der Familie.
Es sei eine
Indexmenge
und
, ,
eine
Familie
von
komplexen Zahlen. Diese Familie heißt eine Cauchy-Familie, wenn es zu jedem
eine
endlicheTeilmenge
derart gibt, dass für jede endliche Teilmenge
mit
die Beziehung
Es sei zunächst die Familie
summierbar
mit der Summe , und sei
vorgegeben. Zu gibt es eine endliche Teilmenge
derart, dass für alle endlichen Mengen
mit
die Abschätzung
gilt. Für jede zu disjunkte
endliche Teilmenge gilt dann
sodass die Cauchy-Bedingung erfüllt ist.
Es sei nun
, ,
eine
Cauchy-Familie.
Wir brauchen zunächst einen Kandidaten für die Summe. Für jedes
gibt es eine endliche Teilmenge
derart, dass für jede endliche Teilmenge
mit
die Abschätzung
gilt. Wir können annehmen, dass
für alle gilt. Wir setzen
Für
gilt
da die Menge disjunkt zu ist. Daher ist eine
Cauchy-Folge
und somit wegen der
Vollständigkeit
von konvergent
gegen ein
.
Wir behaupten, dass die Familie summierbar ist mit der Summe . Es sei dazu ein
vorgegeben. Es gibt
mit
.
Dann ist wegen der Folgenkonvergenz und der Abschätzung von eben
.
Für jedes endliche
schreiben wir
mit .
Damit gelten die Abschätzungen
Es sei
, ,
eine
summierbare Familie
von
komplexen Zahlen
mit der Summe . Es sei eine weitere Indexmenge und zu jedem
sei eine Teilmenge
gegeben mit
und
für
.[1]
Dann sind die Teilfamilien
, ,
summierbar und für ihre Summen
gilt, dass die Familie
, ,
summierbar ist mit
Die Summierbarkeit der Teilfamilien folgt aus
Korollar 17.11.
Es sei
vorgegeben. Da die Ausgangsfamilie summierbar ist, gibt es eine endliche Teilmenge
mit
für alle endlichen Teilmengen
mit .
Es gibt eine endliche Teilmenge
derart, dass
ist.
Wir behaupten, dass dieses für die Familie
, ,
die Summationseigenschaft für erfüllt. Es sei dazu
mit
endlich und
.
Da die Familien
, ,
summierbar mit den Summen sind, gibt es für jedes
ein endliches
mit
für alle endlichen
mit .
Wir wählen nun für jedes
ein solches so, dass zusätzlich
gilt. Dann ist
und daher
.
Somit haben wir insgesamt die Abschätzungen
und daraus, dass wegen
gemäß
Lemma 16.7
die rechte Seite für beliebiges beschränkt ist.
Wegen der Summierbarkeit gelten aufgrund des
großen Umordnungssatzes
die Gleichungen