Kurs:Grundkurs Mathematik/Teil II/T4/Klausur mit Lösungen
Aufgabe | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | 20 | |
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Punkte | 3 | 3 | 5 | 4 | 2 | 2 | 3 | 2 | 1 | 7 | 3 | 2 | 2 | 4 | 3 | 3 | 3 | 3 | 6 | 3 | 64 |
Aufgabe (3 Punkte)
Definiere die folgenden (kursiv gedruckten) Begriffe.
- Eine Linearkombination zu Vektoren im .
- Ein Repräsentantensystem zu einer Äquivalenzrelation auf einer Menge .
- Die Quotientenmenge zu einer Äquivalenzrelation auf einer Menge .
- Ein
Ringhomomorphismus
zwischen Ringen und .
- Die Konvergenz einer Folge in einem angeordneten Körper gegen .
- Eine Cauchy-Folge in einem angeordneten Körper .
- Eine Summe
mit Skalaren nennt man eine Linearkombination der gegebenen Vektoren.
- Eine Teilmenge heißt ein Repräsentantensystem für die Äquivalenzrelation, wenn es für jede Äquivalenzklasse genau ein Element aus aus dieser Klasse gibt.
- Man nennt
die Quotientenmenge von .
- Die Abbildung
heißt Ringhomomorphismus, wenn folgende Eigenschaften gelten:
- .
- Man sagt, dass die Folge gegen konvergiert, wenn folgende Eigenschaft erfüllt ist.
Zu jedem
, ,
gibt es ein derart, dass für alle die Beziehung
gilt.
- Eine
Folge
in heißt Cauchy-Folge, wenn folgende Bedingung erfüllt ist:
Zu jedem
, ,
gibt es ein derart, dass für alle die Beziehung
gilt.
Aufgabe (3 Punkte)
Formuliere die folgenden Sätze.
- Der Satz über die mathematische Struktur der Lösungsmenge eines homogenen linearen Gleichungssystems.
- Der Satz über die algebraische Struktur der Quotientenmenge zu einer Untergruppe in einer kommutativen Gruppe .
- Das Quetschkriterium für Folgen in einem angeordneten Körper .
- Die Menge aller Lösungen eines homogenen linearen Gleichungssystems
über einem Körper ist ein Untervektorraum des
(mit komponentenweiser Addition und Skalarmultiplikation). - Es sei eine kommutative Gruppe,
eine Untergruppe und die Quotientenmenge zur durch definierten
Äquivalenzrelation auf mit der kanonischen Projektion
- Es sei ein angeordneter Körper, und es seien
und
drei Folgen in . Es gelte
und und
konvergieren beide gegen den gleichen Grenzwert . Dann konvergiert auch gegen diesen Grenzwert .
Aufgabe (5 (1+1+3) Punkte)
Der gemeinnützige Verein „Bobbycarbahn für alle Kinder“ errichtet Bobbycarbahnen. Diese werden aus quadratischen Grundplatten (mit einer Seitenlänge von Metern) zusammengesetzt, die entweder gegenüberliegende Seitenberandungen (Typ ; hier fährt man parallel zur Seitenberandung) oder an einer Ecke anliegende Seitenberandungen haben (Typ , in der Ecke gegenüber den Seiten gibt es eine kleine Eckberandung; hier fährt man eine Kurve).
- Es soll eine insgesamt quadratische Bahn aus Grundplatten gebaut werden, wobei eine geschlossene Bahn entstehen soll, die jede Platte einfach durchläuft. Skizziere eine mögliche Anordnung der Grundplatten.
- Wie viele Platten vom Typ und wie viele vom Typ werden in Ihrer Skizze verwendet?
- Es soll eine insgesamt quadratische Bahn aus Grundplatten gebaut werden, wobei eine geschlossene Bahn entstehen soll, die jede Platte einfach durchläuft. Begründe, dass dies nicht möglich ist.
- Wir beginnen in der Mitte. Ohne Einschränkung (durch Drehung bzw. eine Spiegelung) verläuft der Weg nach oben und dann nach links. Dann muss er in das Eck links oben laufen und dann nach unten. In die Mitte kann es nicht zurückgehen, sonst würden die anderen Platten nicht erreicht werden. Also verläuft der Weg weiter nach unten links und dann unten nach rechts und schließlich nach oben. Rechts in der Mitte kann der Weg nicht in die Mitte, sonst würde die Eckplatte rechts oben nicht getroffen. Wenn diese getroffen wird, so kann man von dort nicht in die Mitte und es entsteht kein geschlossener Weg.
Aufgabe (4 Punkte)
Löse das inhomogene Gleichungssystem
Wir eliminieren zuerst die Variable , indem wir die zweite und die dritte Gleichung übernehmen und hinzunehmen. Dies führt auf
Nun eliminieren wir die Variable , indem wir (bezogen auf das vorhergehende System) und ausrechnen. Dies führt auf
Mit ergibt sich
und
Rückwärts gelesen ergibt sich
und
Aufgabe (2 Punkte)
Zeige, dass es zu jedem linearen Gleichungssystem über ein dazu äquivalentes Gleichungssystem mit der Eigenschaft gibt, dass alle Koeffizienten ganzzahlig sind.
Es seien
mit , , sämtliche Koeffizienten (einschließlich der inhomogenen Seite), die in mindestens einer Gleichung des linearen Gleichungssystems vorkommen. Dies sind nur endlich viele Zahlen. Es sei ein gemeinsames Vielfaches all dieser Nenner . Wir multiplizieren alle Gleichungen des Systems mit . Dadurch entsteht ein äquivalentes Gleichungssystem, wobei alle Koeffizienten ganzzahlig werden.
Aufgabe (2 Punkte)
Bestimme die Punktrichtungsform für die durch die Gleichung
im gegebene Gerade.
Es ist eine Lösung der Gleichung, die wir als Aufpunkt nehmen können. Der Vektor ist eine Lösung der zugehörigen homogenen Gleichung. Somit ist
eine Beschreibung der Geraden in Punktrichtungsform.
Aufgabe (3 Punkte)
Es sei ein Körper. Wir betrachten die Abbildung
Welche Eigenschaften eines Ringhomomorphismus erfüllt die Abbildung , welche nicht?
Es ist
die Abbildung ist also mit der Addition verträglich.
Es ist
die Abbildung ist also mit der Multiplikation verträglich.
Es ist
die Abbildung bildet also nicht die auf die ab. Insgesamt liegt kein Ringhomomorphismus vor.
Aufgabe (2 Punkte)
Die Reflexivität und die Symmetrie ergeben sich unmittelbar aus der Definition. Zum Nachweis der Transitivität seien und . Dies bedeutet bzw. . Somit ist
Wegen ergibt die Kürzungsregel in die Gleichheit
also .
Aufgabe (1 Punkt)
Erstelle eine Multiplikationstafel für den Restklassenring .
Aufgabe (7 Punkte)
Beweise den Satz über die Körpereigenschaft der Restklassenringe .
Bei ist der Restklassenring gleich selbst und kein Körper. Bei besteht der Restklassenring aus nur einem Element und es ist . Dies ist bei einem Körper explizit ausgeschlossen, und ist keine Primzahl. Es sei also von nun an . Wenn keine Primzahl ist, so gibt es eine Darstellung
mit kleineren Zahlen
Im Restklassenring bedeutet dies, dass die Restklassen und nicht sind, dass aber ihr Produkt
ist. Das kann nach Lemma 23.12 (Grundkurs Mathematik (Osnabrück 2016-2017)) in einem Körper nicht sein.
Sei nun eine Primzahl. Wir müssen zeigen, dass jede von verschiedene Restklasse , , ein inverses Element besitzt. Da prim ist, sind und teilerfremd. Nach dem Lemma von Bezout gibt es ganze Zahlen mit
Dies führt im Restklassenring zur Identität
die besagt, dass und invers zueinander sind.
Aufgabe (3 Punkte)
Bestimme das inverse Element zu in .
Der euklidische Algorithmus liefert
Somit ist
Daher ist
das inverse Element zu in .
Aufgabe (2 Punkte)
Drücke
mit einer einzigen Wurzel aus.
Es ist
Aufgabe (2 Punkte)
Berechne
Es ist
Aufgabe (4 Punkte)
Es sei ein angeordneter Körper und seien rationale Zahlen. Zeige, dass es eine bijektive streng wachsende Abbildung
gibt, die rationale Zahlen in rationale Zahlen überführt.
Wir definieren die Abbildung durch
Da es sich bis auf die Verschiebung um um eine lineare Funktion mit einem positiven Proportionalitätsfaktor handelt, ist sie nach Lemma 25.16 (Grundkurs Mathematik (Osnabrück 2016-2017)) (1) streng wachsend und auch bijektiv. Es ist offenbar und . Somit ist
und die Abbildung lässt sich auf die Intervalle zu einer bijektiven Abbildung einschränken. Für eine rationale Zahl ist
wegen der Rationalität von und wieder rational.
Aufgabe (3 Punkte)
Führe die ersten drei Schritte des babylonischen Wurzelziehens zu mit dem Startwert durch (es sollen also die Approximationen für berechnet werden; diese Zahlen müssen als gekürzte Brüche angegeben werden).
Die Formel für lautet
Daher ist
Somit ist
Schließlich ist
Aufgabe (3 Punkte)
Es sei ein Element in einem angeordneten Körper und sei die Heron-Folge zur Berechnung von mit dem Startwert . Es sei , , und die Heron-Folge zur Berechnung von mit dem Startwert . Zeige
für alle .
Wir beweisen die Aussage durch Induktion nach , wobei die Induktionsvoraussetzung direkt durch die Wahl des Startwerts gesichert ist. Es gelte also
Dann ist
Aufgabe (3 Punkte)
Für kann man die Folge (durch Erweiterung mit ) als
schreiben. Folgen vom Typ und sind Nullfolgen. Aufgrund der Summenregel für konvergente Folgen konvergiert der Zähler gegen und der Nenner gegen , sodass nach der Quotientenregel die Folge insgesamt gegen konvergiert.
Aufgabe (3 Punkte)
Es sei ein angeordneter Körper, es sei eine Nullfolge in und eine beschränkte Folge in . Zeige, dass dann auch die Produktfolge eine Nullfolge ist.
Es sei eine Schranke für und sei vorgegeben. Da eine Nullfolge ist, gibt es zu ein derart, dass für die Abschätzung gilt. Für diese Indizes ist dann auch
Aufgabe (6 (2+1+3) Punkte)
Es sei ein archimedisch angeordneter Körper. Wir betrachten Ausdrücke der Form
mit , die sowohl nach vorne als auch nach hinten unendlich weiter gehen.
- Interpretiere einen solchen Ausdruck als eine Folge in .
- Was muss man zu hinzuaddieren, um zu erhalten.
- Wann ist eine solche Folge eine Cauchy-Folge?
- Ähnlich wie bei Dezimalbruchfolgen sei die Folge dadurch gegeben, dass nur die Ziffern bis zur -ten Vorkommaziffer und bis zur -ten Nachkommaziffer berücksichtigt werden, also
- Es ist
- Die Folge ist genau dann eine Cauchy-Folge, wenn vor dem Komma alle Ziffern ab einer bestimmten Stelle gleich sind. In diesem Fall liegt (ab dem -ten Folgenglied) eine gewöhnliche Dezimalbruchfolge vor, und diese ist nach Fakt ***** eine Cauchy-Folge. Wenn hingegen unendlich viele Vorkommazifferen ungleich sind, so ist die Folge unbeschränkt, und kann nach Fakt ***** keine Cauchy-Folge sein.
Aufgabe (3 Punkte)
Beschreibe eine typische Fehlvorstellung, die man zum Zahlenstrahl haben kann. Wie kann man diese erkennen und gegebenenfalls ausräumen?
Lösung Zahlenstrahl/Fehlvorstellung/Aufgabe/Lösung