Hikayat Faridah Hanom 18 - Übersetzung

An diesem Nachmittag schrieb auch Faridah Hanom einen Brief an Shafik Efendi, in dem sie ihm alles mitteilte, was mit Badruddin vorgefallen war. Sie übergab diesen Brief Suad und händigte ihr auch den Scheidebrief aus, mit dem Auftrag, ihn Shafik Efendi zu zeigen und dann wieder zurückzubringen. Suad zog sich mit großer Freude schnell an und ging zu Shafik Efendis Haus, um Aliah zu treffen und ihr alles zu erzählen, was vorgefallen war. Aliah freute sich sehr und brachte Suad zu Shafik Efendi. Als die beiden bei Shafik Efendi eintraten, war Shafik Efendi gerade dabei, sich anzukleiden, um frische Luft zu schnappen. Suad küsste die Hand ihres Tuan und holte den Brief von Faridah Hanom hervor. Shafik Efendi nahm ihn schnell entgegen und küsste ihn. Dann öffnete er ihn und las ihn. Als er die Nachricht hörte, strahlte sein Gesicht vor Freude. Suad holte den Scheidebrief heraus und sagte: „Diesen Brief hat mir Adinda mitgegeben, mit der Anweisung, ihn wieder zurückzubringen.“ Shafik Efendi nahm den Scheidebrief und las ihn. Dann stand er auf und ging aus seinem Zimmer, wobei er zu Suad und Aliah sagte: „Wartet hier bitte einen Augenblick, meine Ibus, Beta geht eben zu seinen Eltern.“ Aliah und Suad lachten, als sie ihren Tuan ganz aufgewühlt und mit sichtlicher Freude aus dem Zimmer gehen…

Achtzehntes Kapitel
WER SICH VOM SCHMUTZ FERNHÄLT, ERHÄLT AM ENDE, WAS FREUDE MACHT

sahen. Und Aliah sagte: „Drei Jahre lang hat er Trübsal erlitten. Erst heute sieht er wieder aus wie früher.“ Suad antwortete auf die Worte Aliahs: „Genau so ist es mit der Tuan dort. Gott, der Erhabene, ist es allein, der die beiden beschützt hat.“ Shafik ging in den Salon und traf dort seine Eltern beim Gespräch an. Sie sprachen gerade über seinen Zustand in den letzten zwei Tagen und darüber, dass er etwas gesunder aussah. Shafik trat hinzu, küsste seinen Eltern die Hände, setzte sich und zog den Scheidebrief Faridahs hervor. Talaat Bey nahm ihn und las ihn laut seiner Frau vor. Dann sagte er zu Shafik: „Gut, Tuan. Morgen kann der Vater mit der Mutter hingehen, um um ihre Hand anzuhalten.“ Seine Mutter sagte lächelnd: „Schade, dass mein junger und schöner Sohn als erstes eine geschiedene Frau heiratet. Aber was kann die Mutter machen? Wenn es Tuan wünscht, wird sie sich fügen.“ Shafik war traurig, als er hörte, dass seine Mutter seine Geliebte gewissermaßen abwertete. Dann holte er den Brief hervor, den Faridah Hanom ihm geschrieben hatte, als sie ihn zum ersten Mal in Alexandria gesehen hatte. Talaat Bey nahm ihn und las ihn mit lauter Stimme seiner Mutter vor. Als er ihn zu Ende gelesen hatte, wunderten sich die beiden über die Qual, die Faridah erlitten hatte, und ihre Treue, mit der sie nach der Eheschließung mehr als zwei Monate ihre Unberührtheit bewahrt hatte. Dann fragte Talaat Bey Shafik: „Wie konnte Tuan am Anfang mit ihr Bekanntschaft schließen?“ Da erzählte Shafik Efendi seine ganze Geschichte mit Faridah Hanom von Anfang bis Ende und sagte: „Anakanda hat große Qual erlitten, wenn er mit ihr zusammentraf, denn er war gezwungen, sich sehr in Acht zu nehmen, denn wenn für sie nur irgendetwas darauf hingedeutet hätte, dass er schlechte Absichten hat oder sündhaftes Handeln im Sinne hat, dann wäre sie gewiss…


davongelaufen und hätte ihn verlassen, oder sie hätte sich umgebracht, bevor diese Handlung passiert. Denn sie hatte immer die geladene Pistole dabei.“ Talaat Bey und seine Frau staunten noch mehr, als sie diese Worte ihres Sohnes hörten, und das Wesen Faridahs gewann vor ihren inneren Augen an Größe. Dann fragte Talaat Bey seinen Sohn: „Tuan, welche Bildung hat diese Faridah?“ Shafik Efendi antwortete: „Abgesehen von der Kenntnis unserer Muttersprache Arabisch hat sie auch sehr gute Französisch- und Geschichtskenntnisse.“ Talaat Bey sagte: „Bravo, dass Kasim Bey der Erziehung von Sohn und Tochter so viel Bedeutung beigemessen hat.“ Dann sagte er: „Nun gut. Morgen abend können wir zum Haus von Kasim Bey gehen, denn heute abend passt es nicht, Tuan.“ Shafik Efendi war mit dem, was sein Vater sagte, einverstanden. Dann verabschiedete er sich, um zu seinen beiden Dayangs zurückzukehren, die auf ihn warteten. Er schrieb einen Brief, in dem er den Brief seiner Geliebten beantwortete, und übergab ihn zusammen mit dem Scheidebrief Suad. Suad lief zurück zu ihrer Tuan, teilte ihr alles mit, was sie gesehen hatte, und übergab ihr den Brief von Shafik Efendi. Faridah Hanom öffnete den Brief ihres Geliebten und las ihn. Sie wusste nun, dass die Eltern ihres Geliebten am nächsten Abend kommen würden, um um ihre Hand anzuhalten. Sie freute sich ungemein, weil sie nun das erreicht hatte, was sie sich in all den Jahren der Qual ersehnt hatte. Kasim Bey erhielt am nächsten Morgen einen Brief von Talaat Bey, der ihm mitteilte, dass er ihn am Abend um acht Uhr zusammen mit seiner Frau besuchen wolle, und um Mitteilung bat, ob Kasim Bey Zeit habe, um sie empfangen. Kasim Bey war sich über den Zweck von Talaat Beys Besuch im Klaren und informierte rasch seine Frau. Seine Frau wies ihre Dayangs an, allerhand Speisen für den Besuch von Talaat Bey und seiner Frau vorzubereiten. …


Kasim Bey seinerseits schickte Talaat Bey einen Antwortbrief, in dem er ihm mitteilte, dass sie bereit seien, ihn zur genannten Stunde zu empfangen. Als diese Stunde gekommen war, traf Talaat mit seiner Frau und Shafik Efendi ein und wurde von Kasim Bey, seiner Frau und dem Sohn Muhammad Efendi willkommengeheißen. Shafik Efendi suchte rasch Kasim Bey auf und reichte dann Muhammad Efendi zur Begrüßung die Hand. Kasim Bey sagte: „Kakanda möge nicht ärgerlich auf Adinda sein. Und auch nicht mein Sohn Shafik. Bei Gott, wenn es nicht den Umstand gegeben hätte, dass der Vater seine Abmachung mit seinem Bruder nicht brechen wollte, hätte er damals Tuan auf keinen Fall zurückgewiesen. Gott sei Dank ist dieser nutzlose Ehevertrag jetzt beendet.“ Talaat Bey sagte: „Gut, vergessen wir, was gewesen ist. Jetzt kommt Kakanda, um um die Hand von Adindas Tochter Faridah Hanom für seinen Sohn Shafik anzuhalten.“ Kasim Bey antwortete: „Dem steht nichts mehr im Weg. Faridah ist wahrhaftig für Shafik und Shafik für Faridah. Wenn auch Faridah dem Namen nach verheiratet war, ist ihr Zustand doch immer noch wie vorher. Wenn Kakanda nicht hierhergekommen wäre, dann hätte ihn gewiss Adinda wegen der beiden aufgesucht.“

Shafik Efendi sprang auf, ging zu Kasim Bey und küsste ihm die Hand. Dann ging er zu seiner Frau, der Mutter Faridah Hanoms, und küsste ihr ebenfalls die Hand. Kasim Bey freute sich sehr, als er dieses Benehmen Shafik Efendis sah. Dann fragte er: „Was ist der Grund, dass mein Sohn so lange nicht geheiratet und auch auf Faridah gewartet hat?“ Da erzählte Shafik seine Geschichte von dem Zeitpunkt an, als er Faridah Hanom gesehen hatte, bis zu der Zeit,…


als er gekommen war, um um ihre Hand anzuhalten. Und er erzählte auch, wie er in den Krieg in den Sudan gezogen war, um den Tod zu suchen, weil er die Hoffnung aufgegeben hatte, Faridah Hanom mit Zustimmung ihrer Eltern zu bekommen, wie er treu geblieben war, und alles, was ihm auf dem Schlachtfeld zugestoßen war. Kasim Bey war sehr erstaunt, von der Treue und Standhaftigkeit dieses jungen Paars zu hören, die soweit ging, dass sie zu sterben bereit waren, um zu verhindern, etwas zu tun, das ihren Namen und den Namen ihrer Eltern in Verruf bringt. Rasch ergriff Kasim Bey die Hand Shafik Efendis und sagte: „Ayahanda weiß es sehr zu schätzen und ist sehr dankbar, dass Tuan seinen Namen davor bewahrt hat, besudelt zu werden, so dass die beiden Kinder sogar eher sterben wollten, als der satanischen Begierde zu folgen, die sich stets bei jungen Menschen wie Tuan einstellt [Fn.]. Da jetzt die Menschen wissen, dass Faridah Hanom bereits verheiratet war, wiewohl ihre Eheschließung weder gültig war noch eine Wartezeit [Fn.] notwendig ist, weil sie noch Jungfrau ist, bittet Ayahanda Anakanda dennoch sehr inständig darum, dass wir diese ganze Sache nach außen zeigen. Wir führen also auch die Wartezeit entsprechend der Kenntnis der Menschen durch. Was aber Tuans Verhältnis mit Faridah betrifft, so hat Ayahanda nichts dagegen, dass Tuan hierherkommt, wann immer er möchte, nur immer in Ayahandas Anwesenheit. Es ziemt sich nicht, dass Ayahanda Tuan erlaubt, sie im Verbotenen zu treffen, wenn er ihn auch am heutigen Abend verheiratet. Für eine Vereinigung mit Faridah muss er sich noch drei Monate gedulden. Das ist nicht viel. Nachdem sich Tuan bereits drei Jahre geduldet hat, wird er sich wegen Ayahandas Bitte noch drei weitere Monate gedulden. Denn nach diesen drei Monaten will Ayhanda ein Festessen abhalten, um die Eheschließung öffentlich bekannt zu machen und die Kinder zu vereinigen.“ Shafik Efendi nickte und sagte: „Was auch immer die Order ist, der Sohn fügt sich.“ …


Kasim Bey schaute zu Talaat Bey hinüber. Und Talaat Bey sagte: „Kakanda hat nichts hinzuzufügen. Was Adinda zu tun beliebt, möge er ausführen.“ Da schloss Kasim selbst den Ehevertrag mit Shafik, und Shafik nahm den Ehevertrag ehrfurchtsvoll an. Danach stand er auf, küsste seinen Schwiegereltern und seinen Eltern die Hand und schüttelte seinem Schwager Muhammad die Hand. Dann sagte Kasim Bey zu seiner Frau: „Tuan, ruft Faridah hierher. Warum soll sie sich verbergen. Sie hat den den jungen Mann ja schon verrückt gemacht, so dass er sterben und sich auf dem Schlachtfeld umbringen wollte. Ruft sie hierher, damit die beiden Kakandas [Fn.] diese scheußliche Schwiegertochter sehen.“ Seine Frau wies eine Dayang an, Faridah zu rufen. Wenig später trat Faridah ein, so wie der Mond hinter den Wolken hervortritt, mit großer Anmut, sowie eine Bidadari aus dem Himmel herabsteigt. Talaat Bey und seine Frau waren verblüfft, als die Gestalt Faridah Hanoms sahen, und er dachte bei sich: „Wie schön dieses Mädchen doch ist! Es ist von vollendeter Gestalt. Niemals habe ich einen Menschen von so vollkommener Schönheit gesehen wie dieses Mädchen. Es ist nachvollziehbar, dass Shafik sich in sie verliebt hat, so dass er sogar für sie sterben wollte.“ Während Talaat Bey dies dachte, kam Faridah heran und küsste die Hand ihres Vaters. Kasim Bey gebot ihr, zu Talaat Bey zu gehen. Da ging Faridah zu Talaat Bey, nahm seine Hand und küsste sie. Talaat Bey erschrak, hieß sie willkommen, küsste ihr Haupt und sagte: „Kur Semangat [Fn.], mein Kind! Ayahanda ist erschrocken, Tuan zu sehen. Er hätte gedacht, dass es eine Bidadari ist, die vom Himmel herabsteigt. Es ist nachvollziehbar, dass Shafik soweit ging, dass er sich wegen Tuan das Leben nehmen wollte. Nun betrachte bitte Tuan diesen Vater ganz wie ihren Vater. Was immer Tuans Wunsch ist, …


möge sie Ayahanda mitteilen.“ Dann ging Faridah Hanom auch zu ihrer Mutter und zur Mutter Shafik Efendis. Die Mutter Shafik Efendis umarmte und küsste ihre Schwiegertochter und freute sich sehr darüber, eine so schöne und kluge Schwiegertochter zu bekommen. Sie setzte Faridah Hanom an ihre Seite, umarmte und küsste sie. Kasim Bey sagte: „Mein Kind Faridah. Tuans Eltern sind gekommen, um sich über eure Schlechtigkeit zu beschweren, dass ihr ihren Sohn verwirrt habt, so dass er in den Sudan geflohen ist, um sich dort zu töten. Was hat Tuan darauf als Antwort?“ Faridah senkte ihren Kopf, weil alle Anwesenden in Lachen ausbrachen. Da aber ihr Vater die Frage wiederholte und sie um Antwort bat und er auch noch von Talaat Bey unterstützt wurde, der sagte: „Wirklich Tuan, warum hat sie so etwas getan und nicht Mitleid mit Ayahanda gehabt, wo er doch nur diesen einen Sohn hat.“, wurde sie wütend und antwortete auf die Worte ihres Vater mit einem Seitenblick auf Shafik Efendi, „Die Anschuldigung gegen Anakanda ist in keinster Weise gerechtfertigt, denn als diese Reise stattfand, war sie schon sechs Monate krank durch ein Gift, das sie verschluckt hatte. Wann hätte sie also diese Person verwirren können?“ Talaat Bey antwortete: „Wer hat denn Tuan vergiftet?“ Faridah Hanom senkte ihren Kopf und sagte sehr schüchtern: „Wahrscheinlich derjenige, der so furchtsam war, dass er in den Sudan geflüchtet ist. Da lachten alle, die anwesend waren, laut auf. Shafik Efendis Mutter umarmte und küsste ihre Schwiegertochter und sagte: „Tuan möge die Mutter lieben, nicht anders als die eigene Mutter, denn die Mutter hat keine Tochter. Und sie hofft, dass sich dies mit Tuan ändert.“ Faridah Hanom verbeugte sich und küsste die Hand ihrer Schwiegermutter, die sie mit großer…


Herzlichkeit umarmte und küsste. Wenig später nahm Talaat Bey Abschied von Kasim Bey. Dieser stand auf und sagte: „Bitte schön, Kakanda. Und Anakanda Shafik kommt bitte morgen früh hierher zum Frühstück.“ Dann gingen alle und begleiteten Talaat Bey und seine Frau hinaus, wobei Faridah Hanom von ihrer Mutter an der Hand geführt wurde. Als sie am Tor angekommen waren und im Begriff waren, die Kutsche zu besteigen, sagte Shafiks Mutter zu Faridah Hanoms Mutter, „Tuan, Kakanda hat Shafik für morgen hierher zum Essen eingeladen. Lasst doch übermorgen Anakanda Faridah in Kakandas Haus gehen.“ Als Faridah Hanoms Mutter diese Bitte hörte, schaute sie fragend zu ihrem Ehemann, um seine Meinung zu erfahren. Kasim Bey antwortete: „Was schaut Adinda zu Kakanda? Wenn Adinda dies nicht erlauben will, wird Faridah gewiss wütend sein, denn sie scheint ja den Kakanda dort schon sehr zu mögen.“ Faridah Hanom schämte sich sehr, als sie die Worte ihres Vaters hörte. Dann senkte sie ihren Kopf und weinte, weil sie sich sehr beherrschen musste, nichts darauf zu antworten. Talaat Bey hatte Mitleid, als er seine Schwiegertochter so sah, umfasste ihren Kopf, wischte ihre Tränen ab und sagte: „Beruhigt Euch, Tuan, der Vater neckt Euch nur ein bisschen, um sich zu amüsieren. Übermorgen früh macht sich Tuan bereit, dann kommt Ayahanda selbst und holt sie ab.“ Dann stiegen Talaat Bey, seine Frau und ihr Sohn Shafik Efendi in die Kutsche und fuhren zurück zu ihrem Haus, wobei sie sich über die Schönheit von Faridah Hanom unterhielten. Kasim Bey und die anderen gingen zurück in Haus. Und Faridah Hanom ging sogleich hinauf in ihr Zimmer, zog sich die Schlafkleidung an und legte sich auf ihre Chaiselongue, wo sie von ihren Dayangs Suad und Khatun aufgesucht wurde. Suad fragte: „Morgen kommt Kakanda auf Einladung…


des Vaters hierher. Wird Tuan hinuntergehen und ihn treffen?“ Faridah Hanom antwortete: „Wenn sie vom Vater gerufen wird, wird sie auch hinuntergehen. Aber von heute an traut sich Beta nicht mehr, mit ihm alleine zu sitzen. Mögen doch bitte Ibu und Khatun überall dorthin mitkommen, wo Beta mit ihm hingeht.“ Suad sagte: „Was hat denn dieses Verhalten von Tuan zu bedeuten? Früher, als sie nicht verheiratet war, saß er allein mit ihr Tag und Nacht zusammen, ohne Gesellschaft. Jetzt, wo sie sogar mit Zustimmung des Vaters verheiratet sind, baut Tuan Ängste auf. Faridah antwortete: „Eben da Beta früher nicht verheiratet war, konnte sie darauf vertrauen, dass er es nicht wagen würde, ihr Haru-Biru [Fn.] anzutun. Und wenn er es denn tun würde, würde sie ihm böse sein. Jetzt aber, wo sie mit ihm verheiratet ist, könnte sie, wenn er Haru-Biru machen würde, ihm nicht mehr böse sein. Ja, sie würde ihm gegenüber sogar aufsässig sein. Das lässt ihr die Nackenhaare zu Berge stehen, wenn sie daran denkt. Das ist der Grund, warum Beta Ibu und Khatun bittet, mitzukommen. Weil er sich, wenn er von Leuten gesehen wird, bestimmt geniert, irgendetwas zu tun.“ Suad und Khatun lachten, als sie die Worte ihrer Tuan hörten, und sagten: „Wozu hat denn Tuan die ganze Zeit so sehr getrauert, dass sie aus Liebessehnsucht zu Kakanda sogar sterben wollte, wenn sie Angst hat, mit ihm zusammenzutreffen.“ Faridah Hanom antwortete: „Es ist nicht so, dass Beta nicht mit ihm zusammentreffen möchte. Ihre Liebessehnsucht besteht aber lediglich daraus, dass sie die ganze Zeit mit ihm zusammensein will, um mit ihm zu scherzen und schäkern. Nur nachdem der Vater sie jetzt mit ihm verheiratet hat, fürchtet sie, dass er diese Haru-Biru-Handlung begeht.“ Khatun zwickte Suad und wies sie an, nichts Weiteres mehr auf die Worte ihrer Tuan zu antworten.


Am nächsten Morgen saß Kasim Bey zusammen mit seiner Frau und seinen beiden Kindern beim Frühstück. Er fragte Faridah danach, wie sie Shafik hatte kennenlernen können und wie die Sache angefangen hatte. Da erzählte sie die Sache von Anfang an, ohne irgendetwas zu verbergen, und legte einen großen Eid darauf ab, dass ihre Liebesbeziehung rein und unbefleckt von Absichten war, etwas Schmutziges zu tun, das Schande über den Namen ihrer Eltern bringen könnte. Kasim Bey freute sich sehr, weil das, was seine Tochter sagte, in keiner Weise von dem abwich, was Shafik am Vorabend gesagt hatte. Dann sagte er: „Warum wollte Tuan dem Vater nicht ehrlich Mitteilung machen, bevor er Badruddin empfing?“ Faridah Hanom antwortete: „Das ist eine Angelegenheit, die die Eltern mit Shafik ausmachen müssen. Da sich aber Shafik Efendi sehr schämte, die Sache mit seinen Eltern zu besprechen, weil die beiden ihn schon mehrere Male dazu hatten bringen wollen, zu heiraten, er ihren Wunsch aber zurückgewiesen hatte, erfuhren die beiden erst davon, nachdem die Sache mit Badruddin passiert ist.“

Während Faridah Hanom dies sagte, hörte man die Stimme des Pförtners, der mitteilte, dass Shafik Efendi gekommen war. Muhammad stand auf und ging hinaus, um seinen Schwager willkommenzuheißen, und brachte ihn zu seinen Eltern herein. Shafik Efendi küsste seinen Schwiegereltern die Hand, begrüßte lächelnd Faridah Hanom und setzte sich an die Seite seines Schwagers Muhammad Efendi. Er erzählte vom Krieg im Sudan und beantwortete die Fragen seines Schwiegervaters. Während sie so im Gespräch waren, wurde gemeldet, dass die Speisen fertig zubereitet waren. Die Fünf gingen hinüber ins Esszimmer und unterhielten sich weiter über heitere Dinge. Als sie fertiggegessen hatten, stand Kasim Bey auf und sagte zu Shafik Efendi: „Tuan möge weiter hier sitzen bleiben…


mit seinem Bruder Tuan Muhammad. Ayahanda will nach Saiyida Zainab [Fn.] fahren. Vielleicht wird es etwas länger dauern, bis er zurückkommt, weil es eine etwas größere Erledigung gibt.“ Dann stand er auf, ging hinaus und bestieg seine Kutsche. Muhammad führte Shafik Efendi zusammen mit Faridah Hanom durch das Haus und zeigte ihm auch das Zimmer von Faridah Hanom. Shafik musste lächeln, als er daran dachte, dass er dieses Zimmer schon betreten hatte, um Faridah Hanom herunterzutragen, und schaute lächelnd zu Faridah Hanom. Faridah Hanom, die sein Lächeln verstand, lächelte zurück. Dann brachte Muhammad Efendi Shafik Efendi in den Garten, und sie setzten sich dort in das Gebäude, das von allen Arten von Bäumen und wohlriechenden Pflanzen beschattet wurde. Und Faridah Hanom wies ihre Dayangs an, Getränke zuzubereiten und in den Garten zu bringen, um Shafik Efendi dort zu bewirten. Als es Nachmittag geworden war, lud Shafik Muhammad ein, spazierenzufahren, und die beiden machten sich auf den Weg. Nachdem sie sich von Faridah Hanom verabschiedet hatten, bestiegen sie eine Kutsche und fuhren zu Orten, die eine aufheiternde Wirkung haben. Am Abend brachte dann Shafik Efendi seinen Schwager zurück nach Hause und traf noch einmal mit Faridah Hanom zusammen. Shafik Efendi verabschiedete sich mit einem Händedruck von Muhammad Efendi und Faridah Hanom und sagte zu ihr: „Tuan, morgen wird, wie gesagt, der Vater in der Frühe kommen und Euch abholen, um dort zu spielen. Bitte sagt noch den Eltern Bescheid.“ Faridah Hanom antwortete: „In Ordnung, Kakanda.“ Shafik ging hinaus, bestieg die Kutsche und kehrte nach Hause zurück. Am nächsten Tag kam Talaat Bey selbst und holte seine Schwiegertochter Faridah Hanom, die von ihren Dayangs begleitet wurde, ab und brachte sie zu sich nach Hause, wo man sich bis zum Abend vergnügte. …


Erst am Abend brachte er sie in ihr Elternhaus zurück, wobei er und seine Frau ihrer Schwiegertochter wegen ihrer Schönheit und Klugheit sehr zugetan waren.

Shafik Efendi besuchte nun jeden Tag das Haus seines Schwiegervaters und traf mit seiner Geliebten zusammen, allerdings verging ein ganzer Monat, ohne dass er ein einziges Mal mit seiner Frau alleine zusammensitzen und sprechen konnte. Denn obwohl ihre Eltern und ihr Bruder sich nicht darum kümmerten, wie er mit Faridah Hanom in dem Haus verfuhr und sprach, so dass er sogar ihr Zimmer betrat und sich dort hinlegte, ohne dass die beiden beunruhigt waren, weil sie die edlen Charakter Shafik Efendis kannten, wollten sich Suad und Khatun niemals von ihrer Tuan entfernen. Deshalb hatte er Hemmungen, etwas zu sagen oder von seinem Inneren preiszugeben oder etwas zu tun, das von dem Gewöhnlichen abwich. Eines Abends nach dem Essen verließ Shafik Efendi das Haus und sah den Mond sehr hell am Himmel. Er erinnerte sich an die Zeit, in der er mit seiner Geliebten in ihrem Garten gesessen hatte und sie glücklich einander liebkost hatten. Dann dachte er: „Was war das früher für ein Zustand, in dem ich noch nicht verheiratet war, mein Herz jedoch schon ein wenig befreien konnte. Und jetzt, wo es halal [Fn.] geworden ist, dass ich mit meiner Geliebten zusammen bin, kann ich nichts anderes machen als Händchen halten. Schon einige Male bin ich wie früher um Mitternacht hingegangen, ohne dass die Tür geöffnet wurde. Wenn es so ist, dann suche ich jetzt am besten nach einer Möglichkeit, mit ihr alleine im Garten oder in ihrem Zimmer zusammenzusitzen, oder sie zu einem Spaziergang einzuladen. Dann ging er zum Haus von Kasim Bey. Dort eintretend, traf er Faridah Hanom in Gesellschaft ihrer Eltern und ihres Bruders an, die gerade zu Ende gegessen hatten. Shafik Efendi grüßte, küsste die Hände seiner Schwiegereltern…


und reichte seinem Schwager und seiner Frau die Hand. Einen Augenblick später sagte er auf Französisch zu seiner Frau: „Der Mond ist heute Abend sehr klar. Möchte Tuan spazierengehen?“ Faridah Hanom lächelte, schaute zu ihrem Bruder Muhammad Efendi und sagte ebenfalls auf Französisch: „Kakanda, lasst uns zusammengehen.“ Muhammad Efendi sagte lachend: „Kakanda kann nicht mitgehen. Er fühlt sich nicht wohl und fürchtet, dass er etwas Dunst abbekommen hat. Geht doch alleine mit dem Kakanda, Tuan. Was soll daran auszusetzen sein?“ Faridah Hanom senkte ihren Kopf und schwieg. Kasim Bey und seine Frau fragten: „Was besprecht Ihr denn da?“ Muhammad Efendi informierte sie über den Wunsch von Shafik. Kasim Bey und seine Frau lachten und sagten: „Geht nur, Tuan. Was soll schon daran auszusetzen sein, wenn ihr mit eurem Ehemann spazierengeht?“ Faridah Hanom antwortete, wobei sie Shafik Efendi anschaute: „Morgen Abend gerne, Kakanda. Für heute ist es schon zu spät.“ Shafik Efendi lachte und sagte: „Gut, wie immer Tuan will.“ Kurz danach standen Kasim Bey, seine Frau und Muhammad Efendi auf. Ein jeder kehrte an seinen Ort zurück. Faridah Hanom stand ebenfalls auf und nahm die Hand Shafik Efendis, weil sie gesehen hatte, dass sein Gesicht an diesem Abend sehr anders aussah als sonst, und sagte: „Kommt, Kakanda, wir gehen draußen im Park des Hauses spazieren.“ Da stand Shafik auf, nahm seine Frau an der Hand und führte sie nach draußen in den Hof vor ihrem Haus, wobei die beiden von Suad und Khatun begleitet wurden. Wenig später betraten sie wieder das Haus und gingen aufs Zimmer von Faridah Hanom, wo sie sich hinsetzten, sich unterhielten und heitere Scherze machten. Dann sagte Shafik: „Kakanda ist es heiß. Lasst uns noch einen Augenblick hinunter in den Garten gehen, bevor Kakanda nach Hause geht.“ Faridah Hanom stand auf, holte ihr Tuch und verhüllte ihren Körper. Dann ging sie zusammen mit Shafik Efendi hinunter. Als…


Faridah Hanom weggegangen war, um ihr Tuch zu holen, drückte Shafik Efendi mit seinem Fuß auf den Oberschenkel von Suad und machte ihr Zeichen. Suad verstand das Zeichen ihres Tuan und nickte. Während sie ihren Tuans nach unten in den Garten folgte, sprach sie mit Khatun ab, ihre Tuan zu verlassen, wenn sich die beiden an einem Platz niedergelassen hatten. Shafik Efendi ging mit Faridah Hanom zu dem Gebäude, in dem er sich immer mit seiner Geliebten getroffen hatte, und sie setzten sich. Rasch schob er seinen Sessel zu dem Sessel seiner Geliebten und sagte: „Tuan bringt es übers Herz, schon mehr als einen Monat Abang zu vergiften. Was bringt es, zu heiraten und die Einwilligung der Eltern zu erhalten, wenn es so aussieht? Selbst früher in der Zeit, als wir noch nicht einander erlaubt waren, hat Tuan etwas Erbarmen gehabt.“ Als Faridah Hanom die Worte ihres Geliebten hört, drehte sie sich rasch um und schaute nach Suad und Khatun. Sie sah, dass niemand mehr da war. Da erkannte sie, dass die beiden sie verlassen hatten, und sie antwortete Shafik Efendi: „Wünscht Kakanda, dass Adinda Zuwiderhandlungen begeht? Adinda ist schon mit dem Einverständnis ihrer Eltern zu Kakandas Freundin geworden, so wie sie es sich ersehnt und gewünscht hat. Nun obliegt es ihr, allem Rechtmäßigen, was Kakanda befiehlt und verbietet, zu gehorchen. Da aber der Vater Kakanda gebeten hat, sich zu gedulden, bis drei Monate vorbei sind, und Kakanda eingewilligt hat, dieser Bitte zu folgen, bittet sie Kakanda, dass er möglichst sein Versprechen gegenüber dem Vater vollständig umsetzt und Adinda ihre Sünde verzeiht, wenn sie sich ihm entzieht.“ Faridah Hanom sagte dies mit Tränen in den Augen und vergrub ihr Gesicht im Schoß von Shafik Efendi, weil sie sehr fürchtete, dass Shafik Efendi etwas mit ihr machen würde. Shafik Efendi…


nahm den Kopf seiner Frau entgegen, nahm ihn auf den Schoß, liebkoste und küsste ihn und sagte: „Bitte stellt keine falschen Vermutungen an. Abang beabsichtigt nicht, gegen den Wunsch des Vaters zu verstoßen, aber er geht auch nicht so weit wie das hier. Früher, als wir noch nicht verheiratet waren, konnte Kakanda Tuans Kopf berühren, jetzt nachdem die Ehe geschlossen wurde, darf Abang nur noch Adindas Fingerspitzen berühren. Jetzt an diesem Abend schwört Abang Tuan, dass er in keiner Weise etwas verwirklichen will, das im Widerspruch zum Willen und zur Bitte des Vaters steht. Worum nur Abang seine Nyawa bittet, ist, dass sie gleichfalls nicht vor ihm wegläuft, wie es bisher war, weil er stirbt, wenn er sich noch zwei Monate beherrschen muss. Sonst erlaubt ihm, Ägypten zu verlassen und in irgendein anderes Land zu fahren, um dort die zwei Monate abzuwarten.“ Faridah Hanom traute sich nicht, auf die Worte Shafik Efendis etwas sagen und kämpfte gegen sich an, weil sie fürchtete, dass er womöglich wirklich abreisen würde. Dann vergrub sie ihr Gesicht mit ganzer Kraft im Schoß von Shafik Efendi und machte sich steif, wenn Shafik Efendi ihren Kopf heben wollte. Shafik Efendi schmeichelte seiner Frau mit allerlei süßen und sanften Worten, die das Herz eines jeden erweichten, der sie hörte, sprach Gurindam-Gedichte, bis sich seine Frau seiner erbarmte und er ihren Kopf anheben konnte. Er nahm ihn auf den Arm und streichelte und küsste ihn nach Herzenslust. Wenn aber Shafik Efendi seine Hand hinlegte, um den Knopf ihres Ausschnitts zu öffnen, erzitterte Faridah Hanom vor Scham. Da es aber Shafik verstand, seiner Frau gut zuzureden, bekam sie Mitleid, so dass sie die Hand ihres Gatten nicht mehr davon abhalten konnte, ihre Brust zu berühren, was sie jedoch nur weinend über sich ergehen ließ. Shafik Efendi wischte rasch die Tränen seiner Geliebten ab, liebkoste und küsste sie und konnte sich nicht mehr beherrschen,…


als er mit zwei Perlen geschmückten Brüste sah, die aus ihrem offenen Unterhemd hervorragten. Dann vergrub er sein Gesicht darin und atmete nach Herzenslust ein. Da nahm er einen Duft wahr, der wohlriechender als Adlerholzparfüm und Moschus war und von ihrem ganzen Körper ausging, so dass er einen Augenblick lang alles um sich herum vergaß. Wenige Augenblicke später hob Faridah Hanom den Kopf Shafik Efendis hoch, stand auf, schloss die Knöpfe ihrer Bluse und sagte: „Adinda findet, dass es sehr frisch ist. Lasst uns bitte hochgehen, Abang.“ Shafik Efendi antwortete: „Bitte schön, Tuan.“ Dann nahm er seine Frau auf den Arm und trug sie bis vor die Tür ihres Hauses, erst dann setzte er sie ab. Dann gingen die beiden hoch zum Zimmer von Faridah Hanom. Shafik Efendi sagte: „Abang bittet Tuan, nach Hause gehen zu dürfen. Es ist schon spät geworden.“ Faridah Hanom sagte: „Abang kann doch hier in Betas Zimmer schlafen. Was soll daran auszusetzen sein? Beta kann ja an einem anderen Ort schlafen.“ Er antwortete: „Gut, ganz wie Tuan möchte.“ Faridah Hanom rief Suad und Khatun und trug ihnen auf, die Nachtwäsche herauszuholen, die sie in verschiedenen Wäschestücken angefertigt hatten. Shafik wechselte seine Kleidung, setzte sich und unterhielt sich noch ein wenig. Faridah Hanom verabschiedete sich schließlich und ging hinunter in das Zimmer ihrer Mutter, um dort zu schlafen. Am nächsten Morgen wachte ihre Mutter auf und sah ihre Tochter tief und fest auf ihrer Bank schlafen. Sie war sehr erstaunt, weckte ihren Mann auf und zeigte ihm, was mit seiner Tochter geschehen war. Kasim war sehr erstaunt, sie zu sehen. Dann schlichen die beiden aus dem Zimmer, riefen Suad und fragten sie, was mit ihrer Tochter los war. Suad kam und teilte ihnen mit: „Der Sohn Shafik Efendi schläft in dem Zimmer der Tochter. Deswegen schläft sie hier, denn gestern Abend haben die beiden bis Mitternacht geredet. Der Sohn Shafik Efendi wollte nach Hause gehen, wurde jedoch von der Tochter dazu angehalten, in ihrem Zimmer zu schlafen.“ Kasim Bey fragte: „Warst Du dabei,…


Shafik küsste die Ehefrau,
Ein Duft wie Adlerholz und Moschus,
Shafik vergaß alles um sich her,
Legte Faridah auf seinen Schoß.

als sie das besprachen?“ Suad antwortete: „Ja, Tuans Dienerin war dabei. Khatun auch, wenn auch nur zeitweise.“ Kasim Bey sagte: „Geh Du und warte bei meinem Sohn Shafik, bis er aufwacht, und sag Khatun, sie soll mit den Kleidern meiner Tochter herunterkommen und hier warten. Vielleicht wacht sie auf und möchte ihre Kleidung haben.“ Dann schaute Kasim Bey seine Frau an und sagte: „Es ist allein Allah – gepriesen und erhaben sei Er, der diese beiden Kinder aufgezogen hat. Sein ganzes Leben lang hat Kakanda noch keinen jungen Menschen gesehen, der sich so beherrschen kann wie diese beiden Kinder. Kakanda erbittet die Gunst und den Segen des Herrn der Welten für die beiden und ihre Nachkommenschaft.“ Einen Augenblick später erwachte Faridah Hanom aus ihrem Schlaf, sah die Eltern hinausgehen und Khatun mit der mitgebrachten Kleidung warten. Sie ging ins Badezimmer ihrer Mutter, um sich zu baden, dann machte sie ihre Toilette, wechselte ihre Kleidung und fragte Khatun: „Ist Shafik Efendi schon aufgestanden?“ Khatun antwortete: „Nein, noch nicht.“ Faridah Hanom ging hinaus, wo sie auf ihre Eltern stieß. Rasch küsste sie die Hände der beiden. Kasim Bey fragte: „Hat Shafik hier geschlafen, Tuan?“ Faridah Hanom antwortete: „Ja, weil es gestern schon Mitternacht geworden war und Anakanda ihn nur sehr ungerne nach Hause gehen lassen wollte.“ Kasim Bey und seine Frau lachten und sagten: „Am besten geht Tuan und sieht danach, dass schnell sein Essen zubereitet wird.“ Faridah Hanom ging hoch und wies ihre Dayangs an, das Frühstück auf dem Anjung vorzubereiten. Nachdem Kasim Bey gegangen war, sagte er zu seiner Frau: „Wir sollten Anakanda und ihrem Ehemann alles erlauben, was sie auch immer tun wollen. Wenn wir aber ihre Hochzeit veranstalten, dann soll doch bitte Adinda genau untersuchen, wenn sie zusammenkommen, ob es wirklich wahr ist, was sie sagt oder nicht. Denn Kakandas Herz ist noch immer gespalten, weil ihr Verhalten äußerst…


selten und so etwas noch nie passiert ist.“ Seine Frau lachte, als sie die Worte ihres Mannes hörte. Als Faridah Hanom die Tür ihres Zimmers erreichte, klopfte sie leise an und sah, dass ihr Mann immer noch schlief. Dann machte sie die Tür wieder leise zu und wies Suad an, hinunterzugehen und jemanden zu beauftragen, Ibrahim, dem Kleiderwart Shafik Efendis zu sagen, dass er die Kleidung seines Tuan herbringen möge, und Aliah zu informieren, dass Shafik Efendi hier geschlafen hat, damit sie seine Eltern informiert, wenn die beiden fragen. Wenig später kam Ibrahim und brachte einen Lederkoffer, der die Kleidung Shafik Efendis enthielt. Faridah Hanom grüßte Ibrahim und sagte: „Ibrahim möge zu seiner Schwester Khatun gehen, damit sie den Koffer in das Anziehzimmer bringt.“ Dann ging Faridah Hanom und klopfte noch einmal leise an die Tür und schaute nach ihrem Geliebten. Sie sah, dass er bereits aufgestanden war und ins Badezimmer gegangen war, um sein Gesicht zu waschen. Faridah Hanom betrat das Zimmer, rief Khatun und beauftragte sie, aufzuräumen und die Geräte für die männliche Morgentoilette herauszuholen, die bereits in dem Zimmer bereitlagen, und auf dem Tisch des Ankleidezimmers anzuordnen. Einen Augenblick später kam Shafik Efendi aus dem Badezimmer und sah, dass seine Frau im Zimmer saß. Faridah Hanom sprang auf, ging ihrem Mann entgegen, ergriff seine Hand und führte ihn in das Ankleidezimmer. Da sah Shafik Efendi, dass dort bereits alle Geräte für die männliche Morgentoilette fertig angerichtet waren und auch ein Hausmantel schon fertig auf dem Tisch bereitlag. Shafik Efendi kämmte und bürstete seine Haare und tauschte dann seine Schlafkleidung, die er noch anhatte, mit der der Kleidung, die dort bereitlag, aus. Nachdem er Parfüm aufgetragen hatte, nahm er seine Frau an der Hand, umarmte und küsste sie am ganzen Körper und geleitete sie aus dem Zimmer. Faridah Hanom brachte ihren Mann nach draußen auf den Anjung,…


wo allerlei leckere Speisen angerichtet waren. Während Shafik Efendi aß, sah er, dass Ibrahim draußen stand. Er rief ihn und frage: „Was machst Du hier?“ Ibrahim antwortete: „Tuans Kleidung bringen, wie es Adinda befohlen hat.“ Da schaute Shafik Efendi zu seiner Frau und lächelte. Nachdem das Essen beendet war, stand Shafik Efendi auf und führte seine Frau wieder hinein in das Zimmer, wo sie sich vergnügten und scherzten. Faridah Hanom verlor ihre Furcht und Sorge, nachdem sie den Schwur ihres Geliebten gehört hatte, dass er ihr nichts antun würde. Sie hatte auch viel Mitleid, wenn sie ihren Geliebten weinen sah, weil sie ihren Körper davor schützte, von ihrem Geliebten berührt zu werden. Deshalb öffnete sich eine Wand zwischen den beiden und sie konnten alle Freuden genießen außer der Freude, die sie der Vater bis zum Ende der Wartezeit aufzuschieben gebeten hatte. Die beiden verbrachten die Zeit mit Tändeleien und Liebkosungen, bis sich die Zeit des Mittagessens näherte. Da sagte Faridah Hanom: „Am besten, Abang nimmt ein Bad und wechselt die Kleidung und dann gehen wir hinunter zum Essen. Der Vater wird schon beunruhigt sein und auf Kakanda warten.“ Shafik Efendi stand auf, küsste seiner Frau die Wange und ging ins Bad. Dann ging er ins Ankleidezimmer, wo Faridah Hanom ihn mit der Kleidung schmückte, die ihr gefiel, wobei Shafik Efendi alle Wünsche seiner Frau erfüllte. Dann putzte sich auch Faridah Hanom heraus, brachte ihre Haare in Ordnung, wechselte die Kleidung und trug Parfüm auf. Dann gingen Mann und Frau hinunter, um ihre Eltern zu treffen. Diese hatten schon das Esszimmer betreten. Auch die beiden betraten jetzt das Esszimmer. Kasim Bey und seine Frau freuten sich sehr, als sie die beiden Kinder kommen sahen,…


gleich schön und ebenbürtig. Sie begrüßten sie und sagten: „Lasst uns jetzt essen, Tuans“.