Hikayat Faridah Hanom 19 - Übersetzung

Es wird erzählt, dass Shafik Efendi sich fortwährend mit seiner Frau vergnügte. Manchmal wurde Faridah Hanom zu seinem Haus gebracht, manchmal schlief er im Hause seiner Frau, ohne dass sich irgendein Verstoß gegen das Versprechen gegenüber dem Schwiegervater, drei Monate zu warten, ereignete. So vergingen die drei Monate. Und Kasim Bey betrieb großen Aufwand, um die Hochzeit der beiden Kinder zu feiern, große Persönlichkeiten des Landes und Europäer einzuladen und sehr viel für die Armen zu spenden. Und zu dem glückseligen Zeitpunkt war es Shafik Efendi, der neben Faridah Hanom saß [Fn.], nachdem sie vorher schon einmal von ihrem Vater vor der Öffentlichkeit verheiratet worden war.

Neunzehntes Kapitel
DIE HOCHZEIT

Die Mutter von Faridah Hanom und die Mutter von Shafik Efendi passten beide im Auftrag ihrer Ehemänner auf ihre Tochter auf, um ihre Beteuerung zu überprüfen. Denn die beiden hatten großen Zweifel an den Worten der beiden Kinder, dass sie sich während dieser Zeit nur wie Geschwister geliebt hatten und nichts geschehen war, das den Namen der Eltern beschädigen würde. Besonders Kasim Bey war wegen des Zustands seiner Tochter sehr besorgt…


und schämte sich gegenüber Talaat Bey, weil sein Zweifel immer weiter zunahm, denn seine Tochter war ja schon ungefähr drei Monate verheiratet gewesen und hatte dann mehr als drei Monate mit Shafik Efendi verbracht. Wenn nicht das Versprechen Shafik Efendis und die Beteuerung seiner Tochter gewesen wäre, die ihr Schwiegervater kannte, wäre nichts geschehen, wenn bei dieser Hochzeit ein Zustand eingetreten wäre, weil sie ja schon verheiratet gewesen war. Aber Talaat Bey wusste um die Beteuerung der Tochter. Deshalb nahm Kasim Beys Kummer zu, als sieben Tage nach der Vereinigung vergangen waren und noch immer keine Nachricht von seiner Frau eingetroffen war.

Shafik Efendi und seine Frau, die sich im Schlafgemach befanden, gingen Tag und Nacht völlig in Zärtlichkeiten und Liebkosungen auf und vergaßen ganz Essen und Trinken. Den werten Lesern ist der Zustand der Menschen bekannt, die die Liebe in allen Adern haben, wenn sie mit der geliebten Person in einer Freiheit zusammentreffen, die ihnen jede Furcht vor Empfindungen, Gedanken oder Aussprechen von Dingen nimmt, an denen gebildete und edle Menschen keine Freude haben. Aber obwohl die beiden die Erlaubnis von den Eltern erhalten hatten und auch die Ehre der edlen und gebildeten Menschen kein Hindernis mehr bildete, war Faridah Hanom immer noch eine Jungfrau, die sich sehr fest mit ihrer Klugheit beherrschte und an ihren Ehemann die ihre Intimität und Liebe zeigende Bitte richtete, er möge bitte keine Handlung gewaltsam an ihr vornehmen, die sich niemals vorher ihr gegenüber ereignet hatte. Und Shafik Efendi willigte in diese Bitte seiner Frau ein, vorausgesetzt, dass sie ihm alle anderen Wünsche erfüllte. Faridah Hanom freute sich sehr zu hören, dass ihr Mann in ihre Bitte einwilligte. Deshalb kam sie allen seinen Wünschen nach, die ihn erfreuten.


Großer Gott, hier weicht die Schreibfeder davor zurück, mit Beschreibungen dessen, was sich zwischen dem Liebespaar in dem Schlafgemach ereignete, über das reine Papier zu kratzen. Da aber die Feder in großer Furcht vor dem Zorn der geliebten Herren Leser ist, ist sie doch gezwungen, zu stöhnen und Gurindam-Gedichte hervorzubringen, die sie ein wenig über ihre langanhaltende Liebe zu diesem Papier hinwegtrösten:

O Gott, Erschaffer der Welt,
Vergebt der Feder,
dass sie über die Brautleute im Inneren
des goldbestickten Moskitonetzes schreibt.

Die Feder ist zu schwach, den Bericht fortzusetzen,
Die ganze Geschichte auf dem Papier festzuhalten,
Weil sie die Liebesleidenschaft des Liebespaars spürt,
Dessen Glieder sich vereinigen.

Laila und Majnun [Fn.] sind zusammengetroffen,
Yusuf und Zulaikha [Fn.] sind sich begegnet.
Dem jüngeren und älteren Leser ist bekannt,
Der jahrelang Liebende grüßt frisch.

Bakawali und Taj [Fn.] sind schon zusammen,
Den langgehegten Liebeswunsch zu erfüllen,
Großer Gott, langanhaltend
Erzitterten die Körperhaare vor Erregung

Zärtlichkeiten, Liebkosungen und Schmeicheleien,
Das Eisen, das heißt ist, wird kalt,
Shafik, der verliebt ist, will erwählt werden,
Das Gesicht ist in die Mitte der Geliebten gefallen (?).

Faridah Hanom, die kluge Frau,
Wiewohl schon einige Zeit verliebt,
Bekommt ebenfalls Gänsehaut vor Erregung,
Ihr Herz kommt nicht wieder zur Besinnung.

Shafik schaut zu Adinda Faridah,
Sie macht einen bekümmerten Eindruck,
Er hebt ihren Kopf, umarmt ihn und zieht ihn an die Brust,
Fragt: „O Kakandas Nyawa,



Warum sitzt die Schwester schweigend da,
Nicht so wie sonst?
Bekümmert sieht der Diamant des Opals aus,
Woran muss meine Schwester, die Prinzessin, denken?“

Faridah antwortete, sich Erleichterung
Verschaffend unter Weinen:
„O Abang, wirklich
Ist Adindas Liebe wie immer.

Nur bittet die Schwester darum, dass
Abang Mitleid mit ihr hat, und hofft,
Dass er sich wie immer verhält
Und nicht nach etwas anderem strebt.“

Shafik antwortete lachend, wobei
Er ihren Kopf liebkosend an seine Brust zog
„O meine Schwester, Gegenstück der Nyawa,
Großes Elend haben wir erlitten.

Die Qual dauert schon einige Zeit,
Das Liebesleid ist bis in die Haarspitzen gedrungen.
Die Zeit des Zusammenseins ist gekommen,
Nun hat die Wehmut eine andere Form angenommen.

Meine Schwester möge nicht um Tuan besorgt sein
Abangs Geist, der zärtlich gerührt ist
Von dem geschmiedeten Golddiadem,
Er gehorcht dem edlen Wunsch.

Abang nimmt den Befehl ehrerbietig entgegen
Verstößt in keiner Weise gegen das Wort,
Wenn die Erlaubnis nicht gegeben wird,
Ist es tabu, wagt er nicht, die Handlung zu begehen.“

Shafik sagte dies, hob seine Ehefrau hoch,
Umarmte sie, küsste ihr zugetan auf die Wange,
Die Hand an der Spitze des gesegneten Minaretts,
Geöffnet wird der trennende Knopf des Ausschnitts.

Faridah ihrerseits verhärtet sich nicht,
Denn ihr Herz schaudert wenig,
Wo sie doch das Versprechen des Gatten gehört hat,
Ihrem Handeln und Wort zu folgen.

Shafiks aufgestaute Begierde geht los,
Lob sei Gott, meinem Gott,
Die beiden vertieft in ihre Liebkosungen,
Nur zum Garten gelangt die Handlung nicht.



Hier empfindet die Feder Schwäche,
alle Berührungen und Betastungen aufzuschreiben,
Das junge Liebespaar, Brahma,
Geht Vergnügungen nach im Haus.

Alle Handlungen, die ihnen belieben,
All dies trägt sich ganz rein zu,
Manchmal angezogen, manchmal offen,
Nur dem Tor des Unheils nähern sie sich nicht.

Bravo, Shafik, der Jüngling,
Beherrscht sich vollkommen
Die Begierde hält er zurück, lässt sie nirgendwohin,
Umsorgt das Herz der Königin.

Der siebte Tag ist schon gekommen,
Shafik kann sich nicht über die Prinzessin hinwegsetzen,
Der Tröster der Betrübnis wird von Faridah abgewehrt,
Shafik durch die Herrin von ihrer Tür ferngehalten.

Shafik Efendi ist berauscht und ergriffen
Seine Verliebtheit schlägt heimlich,
Der junge Edelmann vergießt Tränen,
Vergräbt den Kopf in den Schoß seiner Gattin.

Berauscht ist Shafik, beherrscht sein Herz,
Begräbt das Gesicht im Schoß seiner Frau,
Kein Wort gibt er von sich,
Mitleid erfasst Faridah, ihn so zu sehen.

Faridah hat Mitleid, den Gatten zu sehen,
Hebt den Kopf, umarmt ihn ausgiebig,
Und sagt, während sie seine Brust küsst:
„Kommt, Abang, zusammen mit Adinda,

Kommt Abang, lasst uns ein Bad nehmen,
Der Körper ist heiß von vorhin
Adik, die schon zur Sklavin geworden ist,
Hat keine Erlaubnis, fürchtet den bösen Einfluss [Fn.].“

Shafik stand auf und lachte,
Hob die Frau auf und trug sie
Ins Badezimmer, zu zweit,
Die Dayang bereitete alle Geräte vor.

Die beiden Himmelsgötter badeten sich
Scherzten und machten ausgelassen Späße
Faridah nahm die Seife in die Hand
Und rieb ihren Gatten ab, süß anzusehen.



Der grimmige Shafik hatte fertig gebadet,
Trat hinaus und ließ seine Gattin alleine,
Faridah wusch sich das klare Gesicht
Reinigte den Körper, der Diamant wurde gefasst.

So ging es mit den beiden Tage,
Sie scherzten und neckten sich die ganze Zeit
Sieben Tage und sieben Nächte
Näherte sich Shafik nicht dem Tor seines Gartens.

Faridah wusste sich zu hüten.
Shafik wagte es nicht, sie grob zu behandeln,
Denn er fürchtete den Zorn der Gattin
Und wurde auch durch sein eigenes Herz abgehalten.

Als der achte Abend kam,
Wurde die schöne Faridah schläfrig
In Kakandas Schoß das Gesicht ihm zugewandt,
Ermattet und erschöpft verlor sie die Fassung.

Sieben Nächte hatte Indras Bidadari
Aus Furcht einzuschlafen, keinen tiefen Schlaf gehabt.
So kam es in der achten Nacht dazu,
Dass der Perlendiamant fest einschlief.

Die schöne Faridah schlief also fest,
Ihr Gesicht glänzte wie Perlen
Ihre Anmut hatte nicht ihresgleichen,
Shafik küsste sie, hob sie hoch und umarmte sie.

Shafik betrachtete Adindas Zustand,
Liebe und Mitleid vervielfachten sich.
Sanft legte er ihren Kopf auf dem Kissen ab,
Küsste und liebkoste ihn ausgiebig.

Shafik betrachtete die Schönheit der Gattin
Der Glanz ihres Körpers schien zu strahlen
Wie ein Mond zur Mitte des Monats,
Der durch ziehende Wolken verhüllt wird.

Der Leib Faridahs wie ein Mond,
Ihre Kleidung fegt wie die ziehenden Wolken
Den Glanz der Prinzessin hinweg,
Hindert ihren Schein daran, den Gefährten zu erleuchten.

Shafik berauscht und ins Wanken gebracht,
Geht hinaus mit unsicheren Schritten
Lässt die Braut mit Bedauern zurück,
Rasch nimmt er das Wasser zum Gebet.



Faridah schläft, erst auf der Seite,
Dann auf dem Rücken lang ausgestreckt,
So dass der Glanz ihres Körpers sichtbar wurde,
Wie ein schön geschliffener Brillant.

Shafik kehrte zurück, mit gesenktem Kopf,
Hockte er sich auf das Bett,
Im Strahle der großartigen Faridah
Wurde seine Liebesbrunst unerträglich.

Das Herz kam nicht mehr zur Besinnung,
Der junge, treuherzige Shafik stand auf,
Hielt inne auf dem Weg zum Tor des Gartens
Vergaß die edle Abmachung.

Die Vorsehung Gottes, des Erhabenen,
Wolken und Hüllen waren auf einmal bloßgelegt,
Der Venusstern trat in Erscheinung
Sichtbar wurden Qubba, Karāma und Walī [Fn]

Shafik phantasierte dort einen Moment
Sämtliche Glieder erzitterten,
Er sprach: „O Herr, o Verhüller der Sünden
Vergib meine Sünde, o Vergeber.“

Berauscht war Shafik im aufgewühlten Element,
Bedachtsamkeit und Erwägung waren fort,
Der Schlüssel war schnell mit der Qubba verschmolzen,
Nahm sie ein, während Faridah im festen Schlaf.

Er fühlte das Tor wie khorasanisches Eisen [Fn.]
Shafik rief aus: „O Allah, o Rahman,
Erweis Deinem Knecht Barmherzigkeit,
Lass ihn eintreten in den Himmel, den Garten Eden.“

Die Engel der Barmherzigkeit schwebten herab,
Der Wunsch des geduldigen Jünglings ging in Erfüllung
Geöffnet wurde durch ihn das Himmelstor
Die Wollust erfüllte Körper und Hand

Shafik drang in den Paradiesgarten ein,
Erhielt die Wohltat Gottes, des Großen,
Ging ganz in der Wollust auf, o barmherziger Gott,
Alle Glieder drückten ihren Dank aus.

Einen Augenblick lang hielt Shafik inne,
Dann sah er die Reinheit ihrer Qubba,
Das Zeichen der ersten Toröffnung,
Deutlich erschien der Verlust der Perle.

Faridah, die immer noch schlief wie eine Tote,
Merkte nicht, was geschehen war.
Als sie die Tat der Misshandlung bemerkte,
Erschrak sie und war entsetzt (?).



Kakanda bemerkte es und drückte sie nieder,
Klatschte und schlug das Tor seiner Qubba,
Einige Male versuchte sie sich zu befreien,
Zu schwach waren die Gelenke ihrer Glieder.

Da weinte Faridah leise,
Shafik schmeichelte ihr mit erlesenen Komplimenten,
Süß war seine Stimme und wohlbeherrscht.
Sein Wunsch ging in Erfüllung, wie von Gott bestimmt.

Shafik stand auf und wandte sich seiner Frau zu,
Umarmte, küsste sie und redete ihr gut zu,
Schmeichelte ihr mit netten Worten.
Doch Faridah erhob sich, stand auf und lief davon.

Die Mutter von Faridah Hanom und die Mutter von Shafik Efendi passten unterdessen draußen zusammen auf und vertrieben sich die Zeit mit allerlei vergnüglichen Spielen. Faridahs Mutter war dabei die ganze Zeit von der Sorge um den Zustand der Tochter erfüllt, weil schon sieben Nächte vergangen waren, ohne dass es irgendetwas gegeben hatte, das ihr Herz erfreuen konnte. Deshalb schämte sie sich sehr vor der Mutter ihres Schwiegersohns. Da sie aber eine kluge Frau war, konnte sie diese mit aufmunternden Spielen unterhalten. Am achten Abend um zehn Uhr hörte sie ihre Tochter auf einmal sehr leise weinen. Rasch rief sie Suad und trug ihr auf, hineinzugehen und nach dem Rechten zu sehen. Da sah sie aber, wie die Tochter herauskam, auf sie zulief und ihr Gesicht in ihrem Schoß begrub. Rasch hieß sie sie willkommen, streichelte und küsste sie. Dann erblickte sie auf dem weißseidenen Chemisenkleid, das ihre Tochter trug, die klaren Zeichen, die jegliche Zweifel und Argwohngedanken ihres Gatten beseitigten, nämlich die Zeichen, die bei höheren Töchtern zur Zeit ihrer Hochzeit erwünscht sind, um den Ruf der Eltern reinzuwaschen und das Gesicht vor den Leuten zu wahren. Rasch umarmte und küsste sie ihre Tochter,…


redete ihr mit einigen Worten, die ihre Wut auf ihren Gatten besänftigten, gut zu und wies die Mutter Shafik Efendis mit Gebärden auf die Zeichen hin, die auf Faridah Hanoms Kleidung waren. Dann hob sie den Kopf ihrer Tochter und wies sie an, zur Mutter Shafik Efendis zu gehen. Faridah Hanom stand auf, ging zu ihrer Schwiegermutter und küsste ihr die Hand. Ihre Schwiegermutter umarmte und küsste sie sehr liebevoll und herzlich. Einen Augenblick später kam Shafik Efendi aus ihrem Zimmer und ging zu seiner Schwiegermutter und seiner Mutter. Nachdem er den beiden Frauen die Hand geküsst hatte, ging er auf den Anjung. Als er seine Gattin sah, lächelte er. Faridah Hanom betrachtete ihn aus den Augenwinkeln und biss ihre Lippen zusammen. Ihre beiden Mütter lachten darüber, dass Faridah Hanom auf Shafik Efendi böse war, und sagten: „Tuan soll nicht Kakanda böse sein bei einer Sache, die zwischen Ehemann und Ehefrau passieren muss. Sie ist doch kein dummes Kind, das seine Situation nicht versteht.“ Faridah Hanom senkte aus Scham den Kopf, als sie die Worte ihrer Mutter hörte. Dann brachte ihre Mutter sie ins Bad und badete sie nach dem obligaten Brauch. Dann kleidete sie ihre Tochter in die schönsten Kleider und gab ihr allerlei Speisen zu essen, die den Leib und die Glieder wiederherstellten. Anschließend brachte sie sie zurück auf den Anjung und setzte sie zu Shafik Efendi, der sie dort mit den Dayangs erwartete.

Nachdem die Mutter aus dem Zimmer gegangen war, um ihren Gatten Kasim Bey zusammen mit Talaat Bey nach oben zu rufen, wandte sich Shafik Efendi seiner Frau zu und sagte: „Tuan, Abangs Nyawa. Abang hofft, dass Tuan ihm dieses Mal seinen Fehler vergibt, denn er spricht die Wahrheit,…


wenn er sagt, dass sein dummer Fehltritt, den er begangen hat, ihm in einer Zeit widerfahren ist, als er den Verstand verloren hatte, weil er von dem Trank der Schönheit seiner Nyawa getrunken hatte, der jeden Rechtsgelehrten und jeden Gottesdiener, der das Diesseits weggeworfen hat, berauscht macht. Abang wagt es, beim Namen Gottes, des Allmächtigen, zu schwören, dass er diesen Übergriff niemals bei vollem Verstand begangen hätte. Deshalb, wenn Tuan auf Abang wegen seiner Handlung, die zu weit gegangen ist, weiter zornig ist, dann versündigt sie sich gewiss gegen Gott, den Herrn der Welten.“

Faridah Hanom hob ihren Kopf und schaute zu ihrem Gatten. Sie sah, dass er das, was er sagte, ernst meinte, und an den Tränen, die ihm in den Augen standen, erkannte sie, dass er zerknirscht war. Da hatte sie Mitleid, lächelte ihm zu und antwortete: „Abang möge nichts Falsches über Adinda denken. Es ist nicht so, dass Adinda Kakanda böse ist, weil er eine Handlung begangen hat, die sein Recht ist und die er begehen darf. Sie ist nur etwas betrübt in ihrem Herzen, weil sie Kakanda eingestanden hat, dass sie wie eine Sklavin sein werde, der es obliegt, Kakanda zu gehorchen und ihm alle seine rechtmäßigen Wünsche zu erfüllen, während sie ihn gleichzeitig gebeten hat, keine Handlungen, die noch nie zwischen uns beiden stattgefunden haben, anzustreben. Diese Bitte von Adinda hat er angenommen und ihr zugestimmt. Wenn Kakanda sie nicht angenommen und ihr nicht das Wort gegeben hätte, nicht zu tun, was er dann doch heimlich getan hat, hätte sie ihm, wenn er ihre Seele hätte haben wollen, sie mit Freude übergeben, bei Gott, der die Welt erschaffen hat. Jetzt hat Kakanda die Tat begangen, die er…


ihr nicht zu begehen klar versprochen hat. Wie die Dinge stehen, ist es in den mehr als drei Jahren, die Adinda Kakanda kennt, das erste Mal geschehen, dass er absichtlich sein Versprechen bricht, weil er den Gelüsten des Satans folgt. Was ist dann noch sein Vorzug, mit dem Adinda vor der Menge prahlen könnte? Kann sie noch sagen: Mein Ehemann ist ein Edelmann von vollkommener Aufzucht, der alle seine Versprechen selbst halten kann und nicht wünscht, dass man ihn an einem Nasenring führt, wie diejenigen, die nur aussehen wie Menschen?“ Shafik Efendi erschrak, als er die Worte seiner Ehefrau hörte. Da aber das Gespräch mit seiner Gattin auf Französisch stattgefunden hatte, schämte er sich nicht ganz so sehr, denn niemand von den dort Anwesenden verstand, was sie besprochen hatten. Dann begrub er sein Gesicht in ihrem Schoß und bat um Verzeihung für den Fehler, der ihm dieses Mal unterlaufen war, und schwor, dass er es nie mehr tun würde ohne ihr Einverständnis. Faridah Hanom hatte Mitleid, als sie ihren Gatten in diesem Zustand sah, und bedauerte, dass sie so hart mit ihm gesprochen hatte. Sie strich ihm über den Kopf und trug Suad auf, ein wenig Getränke und Speisen zu bringen.

Unterdessen saßen Kasim Bey und Talaat Bey unten und unterhielten sich mit ihren Freunden. Als Kasim Bey hörte, dass seine Frau ihn zusammen mit Talaat Bey rief, entschuldigte er sich bei den Anwesenden, dass sie beide für einen Moment nach oben gehen müssten, und trug Muhammad Efendi auf, sich um die Gäste zu kümmern. Als die beiden zum Zimmer…


Faridah Hanoms kamen, zeigte ihnen Kasim Beys Frau die Zeichen, die bezeugten, dass die Kinder ein völlig integres Brautpaar gewesen waren, wie es sich für wohlerzogene Edelleute gehört. Sie sannen verwundert über die enorme Geduldstärke der beiden bei der Bewahrung ihrer Reinheit und des guten Rufs ihrer Eltern nach. Ihre Freude darüber war unbeschreiblich groß, und so knieten sich die beiden hin vor Gott, gefolgt von ihren Ehefrauen, und dankten Gott für Seine Barmherzigkeit, der ihnen zwei Kinder geschenkt hatte, die das Leben von Edelleuten verstanden. Und sie sprachen ein Bittgebet für die beiden, dass sie in Vollkommenheit und Ehre glücklich und zufrieden lange leben mögen, in Wohlstand und Fülle, und dass Gott ihnen nach ihrem Tode ihre Sünden vergeben möge.

Nachdem die beiden Ehepaare das Bittgebet für das Brautpaar gesprochen hatten, stand Kasim Bey auf und fragte seine Frau: „Wo sind denn nun die beiden Kinder?“ Seine Frau antwortete: „Auf dem Anjung“. Kasim Bey, Talaat Bey und ihre Ehefrauen standen auf, um zu ihren beiden Kindern auf dem Anjung zu gehen. Als Faridah Hanom sah, dass die Eltern zu ihnen kamen, hob sie rasch den Kopf ihres Gatten, der in ihrem Schoß lag, hoch. Mehrmals schon hatte sie Shafik Efendi aufgefordert, von dem Wasser zu trinken, das Suad und die Dayangs gebracht hatten, doch hatte sich Shafik Efendi nicht bewegen wollen, weil er sich wegen der zornigen Worte seiner Gattin immer noch so schämte. Aber als er die beiden Eltern kommen hörte, stand er schnell auf, zog sich den Tarbush an und ging zusammen mit seiner Frau…


zu den Eltern, um allen die Hände zu küssen. Kasim Bey und Talaat Bey umarmten und küssten die beiden. Kasim Bey hieß sie, am Esstisch Platz zu nehmen, und sagte: „Meine beiden Kinder scheinen noch nicht getrunken zu haben, denn von diesen Getränken hat noch niemand getrunken. Lasst uns fröhlich zusammentrinken.“ Hieraufhin tranken sie alle von den Getränken. Dann sagte Kasim Bey zu seinem Besan [Fn.] Talaat Bey: „Am besten, wir gehen wieder hinunter, denn es gibt noch viele Leute unten, die noch nicht heimgekehrt sind.“ Dann standen die beiden auf, verließen den Anjung und gingen hinunter, wobei ihnen Shafik Efendi folgte.“ Als die Anwesenden Shafik Efendi zusammen mit Kasim Bey und Talaat Bey kommen sahen, standen einer nach dem anderen auf und sprachen ihm Glückwünsche aus. Shafik begrüßte sie einen nach dem anderen, sprach ihnen seinen Dank aus und erwiderte ihre Glückwünsche. Dann setzte sich Shafik Efendi zu ihnen, bis sie sich nach und nach nach Hause verabschiedeten. Shafik Efendi und Muhammad Efendi brachten sie zum Außentor und warteten, bis sie die Kutschen bestiegen hatten. Erst dann kehrten die beiden ins Haus zurück. Dort trafen sie ihre Väter Kasim Bey und Talaat Bey mit ihren Frauen an, die sich vergnügt unterhielten. Als Kasim Bey Shafik Efendi zusammen mit Muhammad Efendi kommen sah, sagte er: „Am besten, meine beiden Kinder gehen schlafen, denn es ist schon spät geworden.“ Da wussten die beiden, dass der Vater und die anderen über etwas sprachen, von dem er nicht wollte, dass sie es hörten. Deshalb verabschiedeten sich die beiden, um in ihre Zimmer zu gehen.


Kasim Bey sagte dies, weil er gerade der Mutter Shafik Efendis zuhörte, die von ihrer Dayang Aminah, die sie sehr liebte und der sie vertraute, etwas erfahren hatte. Diese Dayang konnte auch Französisch, weil Shafik Efendis Mutter sie von Kind auf umsorgt und gut erzogen und auf eine Schule geschickt hatte. Als Faridah Hanom Shafik Efendi auf dem Anjung Vorwürfe gemacht hatte, hatte sie in der Nähe der Tür gestanden, ohne dass Shafik Efendi und Faridah Hanom sie gesehen hatten, und hatte die Worte Faridah Hanoms und auch das, was Shafik Efendi geantwortet hatte, gehört. Nachdem Shafik Efendi zusammen mit seinem Vater hinuntergegangen war, ging Aminah zu seiner Mutter, als sie alleine da saß, und teilte ihr die Worte der beiden Neuvermählten mit. Als die Mutter Shafik Efendis den Bericht Aminahs hörte, war sie sehr amüsiert und ging hinunter, wo sie, da sich die Gäste gerade nach Hause verabschiedet hatten, nur noch ihren Gatten zusammen mit Kasim Bey und Frau zusammensitzend vorfand. Sie setzte sich hinzu und teilte den Eltern ihrer Schwiegertochter die Nachricht von Aminah mit. Da lachten alle und freuten sich über den eigentümlichen Streit der beiden Brautleute, der alle Vermutungen, dass es schon früher eine Begegnung zwischen den beiden gegeben haben könnte, ins Reich der Irrtümer verwies. Talaat Bey sagte zu seiner Frau: „Heute Nacht ist es am besten, wenn Adinda nicht früher nach Hause geht, denn Kakanda macht sich Sorgen um den Sohn Shafik, dass er nicht noch einmal seine Gattin ärgerlich macht. Adinda kennt ja seine Natur.“ Als seine Frau diese Worte über seine Sorgen hörte, lachte sie und sagte zu ihm: „Kakanda muss sich keine Sorgen machen, wenn der Sohn Shafik von uns beiden oder anderen keine Worte hören kann, die ein wenig hart sind, aber wohl von…


seiner Frau, dann gereicht ihm das Gift womöglich zum Gegengift.“[Fn.] Das Ehepaar Kasim Bey und Talaat Bey lachten, als sie ihre Worte hörten.