Kurs:Algebraische Kurven/9/Klausur mit Lösungen
Aufgabe | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | |
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Punkte | 3 | 3 | 1 | 8 | 2 | 2 | 3 | 8 | 10 | 3 | 2 | 2 | 5 | 4 | 4 | 4 | 64 |
Aufgabe (3 Punkte)
Definiere die folgenden (kursiv gedruckten) Begriffe.
- Der rationale Funktionenkörper zu einem Körper .
- Eine Algebra von endlichem Typ.
- Ein idempotentes Element in einem kommutativen Ring .
- Ein Morphismus zwischen quasiaffinen Varietäten.
- Die Multiplizität zu einem Punkt .
- Der projektive Abschluss zu einer affinen Varietät .
- Man nennt den Quotientenkörper zum Polynomring den rationalen Funktionenkörper über .
- Eine
-
Algebra
über einem kommutativen Ring heißt von endlichem Typ, wenn sie die Form
besitzt.
- Das Element heißt idempotent, wenn gilt.
- Eine stetige Abbildung
heißt Morphismus, wenn für jede offene Teilmenge und jede algebraische Funktion gilt, dass die zusammengesetzte Funktion
zu gehört.
- Wenn der Nullpunkt ist, was man durch eine lineare Variablentransformation erreichen kann, so sei
die homogene Zerlegung von mit und , . Dann heißt die Multiplizität der Kurve im Punkt .
- Unter dem projektiven Abschluss von versteht man den Zariski-Abschluss von in .
Aufgabe (3 Punkte)
Formuliere die folgenden Sätze.
- Der Satz über den Durchschnitt von endlichen Kurven.
- Der Satz über das Verhalten von maximalen Idealen unter Ringhomomorphismen.
- Der Satz über die algebraische Struktur eines Potenzreihenrings .
- Es sei ein Körper und seien zwei Polynome ohne gemeinsamen nichtkonstanten Faktor. Dann gibt es nur endlich viele Punkte mit .
- Es sei ein Körper und seien und zwei -Algebren von endlichem Typ. Es sei ein -Algebrahomomorphismus. Dann ist für jedes maximale Ideal aus auch das Urbild ein maximales Ideal.
- Es sei ein Körper und der Potenzreihenring in einer Variablen. Dann ist ein diskreter Bewertungsring.
Aufgabe (1 Punkt)
Berechne
in .
Es ist
Aufgabe (8 (1+1+1+2+3) Punkte)
Es sei
die Standardparabel und der Kreis mit dem Mittelpunkt und dem Radius .
- Skizziere und .
- Erstelle eine Gleichung für .
- Bestimme die Schnittpunkte
- Beschreibe die untere Kreisbogenhälfte als Graph einer Funktion von nach .
- Bestimme, wie die Parabel relativ zum unteren Kreisbogen verläuft.
- Es ist
- Es geht um die gemeinsame Lösungsmenge der beiden Gleichungen
und
Wir ersetzen in der zweiten Gleichung durch und erhalten die Bedingung
Also ist oder . Dies führt zu den drei Schnittpunkten .
- Die Kreisgleichung
ist äquivalent zu
bzw. zu
Somit ist
Der untere Kreisbogen ist somit der Graph der Funktion
- Wir behaupten, dass die Parabel auf oberhalb des unteren Kreisbogens verläuft. Es ist also
zu zeigen. Dies ist äquivalent zu
Da beide Terme im angegebenen Intervall positiv sind, ist dies äquivalent zu
Dies ist äquivalent zu
bzw. zu
was wegen erfüllt ist.
Aufgabe (2 Punkte)
Bestimme die Punkte der Neilschen Parabel
über dem Körper .
Wir arbeiten mit der bijektiven Abbildung
Die Bildpunkt unter dieser Abbildung sind
Aufgabe (2 (1+1) Punkte)
- Homogenisiere das Polynom
bezüglich der neuen Variablen .
- Dehomogenisiere das Polynom
bezüglich der Variablen .
- Die Homogenisierung von
ist
- Die Dehomogenisierung von
bezüglich der Variablen ist
Aufgabe (3 Punkte)
Zeige, dass es eine rationale Parametrisierung der Hyperbel gibt, aber keine polynomiale Parametrisierung dafür. Erläutere dabei die verwendeten Begriffe.
Eine rationale Parametrisierung einer ebenen Kurve ist eine nichtkonstante, durch rationale Polynome auf einer offenen Teilmenge der affinen Geraden gegebene Abbildung . Im Fall der Hyperbel wird eine rationale Parametrisierung am einfachsten gegeben durch
die für definiert ist.
Eine polynomiale Parametrisierung muss auf der ganzen affinen Gerade definiert sein, sie ist also durch zwei nichtkonstante Polynome gegeben. Für eine solche Parametrisierung der Hyperbel muss es also Polynome in einer Variablen mit geben. Die einzigen Einheiten im Polynomring sind aber die Konstanten .
Aufgabe (8 (1+5+2) Punkte)
Wir betrachten das mechanische System, das durch die -Achse und den Kreis mit Radius und Mittelpunkt gegeben ist. Der Koppelungsabstand sei .
- Erstelle die Gleichungen, die dieses System beschreiben.
- Bestimme, für welche das System in jedem Punkt regulär ist.
- Bestimme die kritischen Punkte in Abhängigkeit von . Wie kann man diese Punkte als Eigenschaft des mechanischen Systems erklären?
- Es sei
der Kreispunkt und
der Punkt auf der -Achse. Die Gleichungen sind somit
und
- Die
Jacobi-Matrix
zu
und
ist
Wir müssen (in Abhängigkeit von ) untersuchen, für welche Punkte die durch diese Matrix gegebene lineare Abbildung
surjektiv ist, also den Rang besitzt. Der Rang ist nur dann nicht , wenn alle Spalten linear abhängig sind, und dies ist genau dann der Fall, wenn alle - Minoren gleich sind. Dies ist genau in der Nullstellenmenge der drei Polynome (der gemeinsame Faktor ist schon rausgezogen)
der Fall. Wenn
ist, so muss und sein. Dies ist aber kein Punkt des Systems. Also muss
sein. Wenn ist, so muss sein, doch dies erfüllt nicht die erste Gleichung des Systems. Also ist . Dann ergeben die Gleichungen des Systems und . Die erste Gleichung erzwingt
und somit muss
sein. Das bedeutet, dass genau bei das System in jedem Punkt regulär ist.
- Bei
ist aufgrund der Überlegungen im vorhergehenden Abschnitt der einzige kritische Punkt, und dies ist überhaupt der einzige Punkt des Systems, was die Singularität erklärt.
Bei
ist aufgrund der Überlegungen im vorhergehenden Abschnitt der einzige kritische Punkt des Systems. Es liegt ein Kreuzungspunkt vor, da sich in diesem Punkt die Stange in vier Richtungen bewegen kann, nämlich beide Koordinaten ins Positive, beide ins Negative, oder gemischt.
Aufgabe (10 Punkte)
Beweise den Hilbertschen Basissatz.
Es sei ein Ideal im Polynomring . Zu definieren wir ein Ideal in durch
Das Menge besteht also aus allen Leitkoeffizienten von Polynomen vom Grad aus . Es handelt sich dabei offensichtlich um Ideale in (wobei wir hier als Leitkoeffizient zulassen). Ferner ist , da man ja ein Polynom vom Grad mit Leitkoeffizient mit der Variablen multiplizieren kann, um ein Polynom vom Grad zu erhalten, das wieder als Leitkoeffizienten besitzt. Da noethersch ist, muss diese aufsteigende Idealkette stationär werden; sei so, dass ist.
Zu jedem sei nun ein endliches Erzeugendensystem, und es seien
zugehörige Polynome aus (die es nach Definition der geben muss).
Wir behaupten, dass von allen erzeugt wird. Dazu beweisen wir für jedes durch Induktion über den Grad von , dass es als Linearkombination mit diesen darstellbar ist. Für konstant, also , ist dies klar. Es sei nun der Grad von gleich und die Aussage sei für kleineren Grad bewiesen. Wir schreiben
Es ist und damit kann man als -Linearkombination der , schreiben. Bei kann man sogar als -Linearkombination der , schreiben, sagen wir . Dann ist und hat einen kleineren Grad, sodass man darauf die Induktionsvoraussetzung anwenden kann. Bei ist
Damit gehört
ebenfalls zu und hat einen kleineren Grad, sodass man wieder die Induktionsvoraussetzung anwenden kann.
Aufgabe (3 Punkte)
Man gebe zu jedem einen kommutativen Ring und ein Element , , an, für das und gilt.
Wir betrachten den Restklassenring
und darin die Restklasse zu , die wir mit bezeichnen. Das Element ist nicht , da im Polynomring aus Gradgründen nicht ein Vielfaches von mit sein kann. In diesem Ring gilt und daher ist überhaupt für jedes Element , also insbesondere für . Ferner ist , da in der Restklassenbildung das gesamte Ideale zu gemacht wird.
Aufgabe (2 Punkte)
Zeige, dass ein Ideal in einem kommutativen Ring genau dann ein Radikal ist, wenn der Restklassenring reduziert ist.
Es sei ein Radikal und nilpotent. Dann ist in . Zurückübersetzt nach bedeutet dies . Da ein Radikal vorliegt, ist und damit im Restklassenring. Also ist dieser reduziert.
Es sei umgekehrt ein Ideal
mit reduziertem Restklassenring gegeben. Es sei . Dann ist die Restklasse von gleich . Wegen der Reduziertheit ist bereits . Dies bedeutet , also ist das Ideal ein Radikal.
Aufgabe (2 Punkte)
Zeige, dass man den Koordinatenring zum Standardkegel über als einen Monoidring realisieren kann.
Lösung Standardkegel/C/Monoidring/Aufgabe/Lösung
Aufgabe (5 Punkte)
Es sei ein glatter Punkt einer ebenen irreduziblen Kurve. Zeige, dass der zugehörige lokale Ring ein diskreter Bewertungsring ist.
Zunächst ist ein noetherscher lokaler Ring, der aufgrund von Lemma 22.12 (Algebraische Kurven (Osnabrück 2017-2018)) ein Integritätsbereich ist. Daher sind die einzigen Primideale das Nullideal und das maximale Ideal . Wir werden zeigen, dass das maximale Ideal ein Hauptideal ist.
Wir können annehmen, dass der Nullpunkt ist, und schreiben als
mit . Da glatt ist, liegt eine solche Gestalt vor. Durch eine Variablentransformation können wir erreichen, dass ist. Wir können in die isoliert stehenden Potenzen von (die Monome, wo kein vorkommt) zusammenfassen und bei den anderen ausklammern. Dann lässt sich die Gleichung als
schreiben, wobei ist. Es ist eine Einheit in und erst recht im lokalen Ring der Kurve im Nullpunkt. Daher gilt in die Beziehung
Also wird das maximale Ideal im lokalen Ring von allein erzeugt, sodass nach Satz 21.8 (Algebraische Kurven (Osnabrück 2017-2018)) ein diskreter Bewertungring vorliegt.
Aufgabe (4 Punkte)
Bestimme für die ebene algebraische Kurve
eine nicht-konstante Potenzreihenlösung im Nullpunkt bis zur fünften Ordnung.
Wir setzen an (und ) und berechnen sukzessive die Koeffizienten durch Vergleich der Koeffizienten für . Da die Lösung durch den Nullpunkt gehen soll, muss sein.
Die Anfangsglieder der Potenzreihe sind also
Aufgabe (4 Punkte)
Zeige, dass unter der Kegelabbildung
die Beziehung
für jedes homogene Ideal gilt. Folgere daraus, dass stetig in der Zariski-Topologie ist.
Die Kegelabbildung schickt einen Punkt mit den Koordinaten
auf den projektiven Punkt mit den homogenen Koordinaten
Da für ein homogenes Ideal die Beziehung
im projektiven Raum und entsprechend
im affinen Raum gilt, genügt es, die Aussage für ein homogenes Polynom zu zeigen. Diese ergibt sich aus
Dies bedeutet, dass unter der Kegelabbildung Urbilder abgeschlossener Mengen wieder abgeschlossen sind, was die Stetigkeit besagt.
Aufgabe (4 Punkte)
Es sei ein Körper. Bestimme den globalen Schnittring
Was folgt daraus für einen Morphismus ?
Lösung Die projektive Gerade/Globaler Schnittring/Aufgabe/Lösung