Kurs:Differentialgeometrie (Osnabrück 2023)/Vorlesung 18/kontrolle
- Die Transformationsformel für Volumenformen
Es sei eine differenzierbare Mannigfaltigkeit mit abzählbarer Basis der Topologie und sei eine positive Volumenform auf . Es sei
ein Diffeomorphismus mit der Mannigfaltigkeit und eine messbare Teilmenge.
Dann ist
Nach Lemma 15.2 können wir davon ausgehen, dass und jeweils ganz in einer Karte von bzw. von liegen, sagen wir mit der Karte
und mit der Karte
Wir können weiter durch verkleinern der Karten davon ausgehen, dass und über diffeomorph zueinander sind. Es liegt dann ein kommutatives Diagramm von Diffeomorphismen
vor, das ein kommutatives Diagramm
von messbaren Mengen induziert. Für die Volumenform auf gilt dabei
nach Lemma 14.7 (4). Die Volumenform besitzt auf die Beschreibung mit einer messbaren Funktion und ist nach Definition gleich . Ebenso besitzt auf eine Beschreibung der Form . Diese Volumenform auf stimmt mit dem Rückzug von überein und dieser ist nach Korollar 14.9 gleich
(mit ). Somit folgt die Aussage aus Satz 14.3 (Maß- und Integrationstheorie (Osnabrück 2022-2023)).
- Isometrien zwischen riemannschen Mannigfaltigkeiten
Es seien und riemannsche Mannigfaltigkeiten. Eine differenzierbare Abbildung heißt lokale Isometrie, wenn für jeden Punkt die Tangentialabbildung
eine Isometrie bezüglich der gegebenen Skalarprodukte ist.
Schon die Abbildung
zeigt, dass eine lokale Isometrie nicht injektiv sein muss.
Es seien und riemannsche Mannigfaltigkeiten. Eine differenzierbare Abbildung heißt Isometrie, wenn sie ein Diffeomorphismus ist und wenn sie lokal eine Isometrie ist.
Isometrische riemannsche Mannigfaltigkeiten werden im Sinne der riemannschen Geometrie als gleich betrachtet, insbesondere bleiben Längen, Winkel, Volumina unter Isometrien erhalten, siehe Lemma 18.6. Es ist aber keineswegs einfach zu erkennen, welche Eigenschaften einer im eingebetteten riemannschen Mannigfaltigkeit nur von der riemannschen Struktur und nicht von der Einbettung abhängen. Eigenschaften, die nur von der riemannschen Struktur abhängen, nennt man auch intrinsisch (und solche, die von der Einbettung abhängen, extrinsisch). Für eine intrinsische Eigenschaft ist die Vorstellung passend, ob die Eigenschaft von einem Lebewesen, das sich nur auf der Mannigfaltigkeit bewegen darf und diese nicht verlassen kann, erkannt und beschrieben werden kann.
Es sei eine abgeschlossene riemannsche Untermannigfaltigkeit. Dann induzierte jede lineare Isometrie des eine Isometrie von nach .
Es sei eine differenzierbare bogenparametrisierte injektive Kurve mit der Bildkurve
die in der offenen Teilmenge abgeschlossen sei. Dann ist die Abbildung
eine Isometrie, wobei die natürliche euklidische Struktur und die riemannsche Untermannigfaltigkeitsstruktur trägt. Die Abbildung bedeutet im Wesentlichen, dass ein Blatt Papier längs einer Basiskurve ausgebreitet wird. Die vertikalen Fasern ändern sich dabei nicht und die horizontalen Faser sind eine Kopie der Basiskurve. Das einfachste nichttriviale Beispiel ist die Verbiegung des Blattes zu einem geschlitzten Zylindermantel. Es ist anschaulich klar, dass sich dabei die Kurvenlängen auf den Flächen und Flächeninhalte nicht ändern. Dass eine Isometrie vorliegt, kann man wie folgt zeigen. Sei dazu . Dann ist
und
die beiden Bildvektoren der Standardvektoren haben also die Länge und stehen senkrecht aufeinander. Somit ist
eine Isometrie.
Es seien orientierte riemannsche Mannigfaltigkeiten und sei eine orientierungstreue Isometrie. Dann gelten folgende Aussagen.
- Die kanonische Volumenform von wird auf die kanonische Volumenform von zurückgezogen.
- Für jede differenzierbare Kurve
ist die Kurvenlänge von gleich der Kurvenlänge von .
- ist maßtreu.
- ist winkeltreu.
- Es sei die kanonische Volumenform auf und
.
Es sei
eine
Orthonormalbasis
von , die die Orientierung von repräsentiert. Dann ist
Wegen der Isometrie ist eine Orthonormalbasis von und wegen der Orientierungserhaltung der Abbildung repräsentiert sie die Orientierung auf , daher ist der Wert gleich . Diese Eigenschaft charakterisiert die kanonische Volumenform auf .
- Die Kurvenlänge von ist das Integral zu , wobei die Norm in zu nehmen ist. Entsprechend ist die Kurvenlänge von das Integral über , was wegen der Isometrie das gleiche ist.
- Zu einer Teilmenge
ist das Maß zur kanonischen Volumenform von über nach Teil (1) und
Lemma 18.1
gleich
- Dies folgt direkt aus der Isometrie.
Es sei eine riemannsche Mannigfaltigkeit und sei
eine Karte auf .
Dann ist eine Isometrie zwischen und , wenn mit den durch die metrischen Fundamentalfunktionen festgelegten Skalarprodukt versehen wird.
Dies folgt unmittelbar aus der Definition der durch
- Die hyperbolische Fläche
Wir besprechen drei Modelle für die sogenannte hyperbolische Fläche (oder hyperbolische Ebene) und geben Isometrien zwischen ihnen an. In Beispiel 29.10 werden wir sehen, dass es sich um eine Fläche mit konstanter Schnittkrümmung handelt. Das folgende Modell heißt Poincarésche Halbebene.
Es sei
die obere Halbebene versehen mit der riemannschen Metrik, die durch
und gegeben ist. Es handelt sich also um das mit der Funktion umskalierte Standardskalarprodukt. Die Norm eines Tangentialvektors in einem Punkt ist die um den Faktor umskalierte Standardnorm. Die Flächenform ist also durch die Dichte gegeben.
Das folgende Modell heißt hyperbolische Kreisscheibe.
Auf der offenen Kreisscheibe
definieren wir eine riemannsche Struktur durch die Bilinearform
das Standardskalarprodukt wird also mit der Funktion umskaliert, die erste Fundamentalmatrix ist
Die Abbildung
definiert eine Isometrie zwischen der hyperbolischen Kreisscheibe und der Poincaréschen Halbebene.
Die Abbildung ist nach Aufgabe 18.10 bijektiv und komplex-differenzierbar mit einer komplex-differenzierbaren Umkehrabbildung, es liegt also erst recht ein Diffeomorphismus zwischen differenzierbaren Mannigfaltigkeiten vor. Die Abbildung ist nach Aufgabe 18.12 in reellen Koordinaten durch
gegeben. Die partiellen Ableitungen sind nach Aufgabe 18.13 gleich
und
Wir müssen zeigen, dass
ist. Da die beiden partiellen Ableitungen senkrecht aufeinander stehen und da beide riemannschen Metriken die Orthogonalität des Standardskalarproduktes ererben, muss dies nur für gezeigt werden. Wir müssen also zeigen, dass das totale Differential längentreu ist. Es ist
Entsprechend ergibt sich die Aussage für die zweite partielle Ableitung.
Die euklidische Standardmetrik des induziert auf jeder abgeschlossenen Untermannigfaltigkeit eine riemannsche Metrik. Es gibt aber auch Situationen, wo man den mit einer anderen, also nicht
positiv definiten
nichtausgearteten
Bilinearform
versieht und die Einschränkung auf eine abgeschlossene Untermannigfaltigkeit dennoch eine riemannsche Mannigfaltigkeit ergibt. Für das folgende Beispiel, das zweischalige Hyperboloid, siehe auch Kurs:Lineare Algebra (Osnabrück 2017-2018)/Teil II/Vorlesung 40.
Wir versehen den mit der Standard-Minkowski-Form, also der Bilinearform, die zur quadratischen Form gehört, und wir betrachten die Teilmenge
Wenn man den mit der Minkowski-Form als ein dreidimensionales Modell für die spezielle Relativitätstheorie ansieht, so ist dies die Menge der in die Zukunft gerichteten Beobachtervektoren. Zu einem Punkt ist nach Lemma 40.4 (Lineare Algebra (Osnabrück 2024-2025)) die Einschränkung der Form auf den Tangentialraum positiv definit. Es bilden und eine Basis des Tangentialraumes . Für einen beliebigen Tangentialvektor
ist
Die Abbildung
definiert eine Isometrie zwischen der hyperbolischen Kreisscheibe und der oberen Schale des zweischaligen Hyperboloids mit der induzierten Minkowski-Metrik.
Die partiellen Ableitungen von sind
und
Es ist
und
Unter Berücksichtigung des Vorfaktors stimmen die Werte der Skalarprodukte auf mit den Skalarprodukten auf der Kreisscheibe überein.