Kurs:Mathematik für Anwender/Teil I/19/Klausur mit Lösungen
Aufgabe | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Punkte | 3 | 3 | 2 | 2 | 3 | 5 | 2 | 3 | 4 | 5 | 3 | 4 | 6 | 10 | 4 | 2 | 3 | 64 |
Aufgabe (3 Punkte)
Definiere die folgenden (kursiv gedruckten) Begriffe.
- Eine Primzahl.
- Die Konvergenz einer reellen Folge gegen .
- Ein lokales Minimum einer Funktion
( eine Teilmenge) in einem Punkt .
- Der
Grenzwert
zu einer auf
definierten Funktion
in einem Punkt .
- Die Ableitungsfunktion zu einer differenzierbaren Funktion .
- Die transponierte Matrix zu einer -Matrix .
- Eine natürliche Zahl heißt eine Primzahl, wenn die einzigen natürlichen Teiler von ihr und sind.
- Die Konvergenz gegen bedeutet, dass es zu jedem reellen ein derart gibt, dass für alle die Abschätzung
gilt.
- Man sagt, dass in
ein lokales Minimum besitzt, wenn es ein
derart gibt, dass für alle
mit
die Abschätzung
gilt.
- Die reelle Zahl heißt Grenzwert von in , wenn für jede Folge in , die gegen konvergiert, auch die Bildfolge gegen konvergiert.
- Die Ableitungsfunktion ist diejenige Funktion, die jedem Punkt die Ableitung zuordnet.
- Man nennt die Matrix
die transponierte Matrix zu .
Aufgabe (3 Punkte)
Formuliere die folgenden Sätze.
- Die Rechenregeln für stetige Funktionen
- Die
Taylor-Formel
für eine -mal
differenzierbare
Funktion
- Der Festlegungssatz für lineare Abbildungen.
- Unter der vorausgesetzten Stetigkeit sind auch die Funktionen
stetig. Für eine Teilmenge , auf der keine Nullstelle besitzt, ist auch die Funktion
- Zu jedem Punkt gibt es ein mit
- Es sei ein Körper und es seien
und
Vektorräume über . Es sei
, ,
eine Basis von und es seien
, ,
Elemente in . Dann gibt es genau eine lineare Abbildung
Aufgabe (2 Punkte)
wurde ermordet. Es gelten folgende Sachverhalte.
- Der Mörder ist oder oder oder .
- Wenn der Mörder ist, dann ist nicht der Mörder oder ist der Mörder.
- sind alle verschieden.
- Es gibt genau einen Mörder.
- Wenn nicht der Mörder ist, dann ist nicht der Mörder.
- ist genau dann der Mörder, wenn der Mörder ist.
Wer ist der Mörder?
Aus (6), (3) und (4) folgt, dass und beide nicht der Mörder sind, denn sonst wären beide der Mörder. Nach (5) ist somit auch nicht der Mörder. Wegen (1) muss also der Mörder sein. ((2) wird nicht verwendet.)
Aufgabe (2 Punkte)
Heinz Ngolo und Mustafa Müller wollen wissen, wie viele Kaulquappen sich im Teich im Wald befinden. Der Teich ist einen Meter tief und ist quadratisch mit einer Seitenlänge von zehn Metern, die Kaulquappen sind darin gleichmäßig verteilt. Heinz hat eine Teekanne dabei, in die ein halber Liter Wasser hineinpasst. Sie trinken den Tee leer und füllen die Kanne mit Teichwasser. Sie zählen, dass in der Kanne genau Kaulquappen sind und schütten alles zurück. Wie viele Kaulquappen befinden sich im Teich?
Der Teich enthält Kubikmeter Wasser. In einen Kubikmeter passen Liter und somit der Inhalt von Teekannen. In den Teich passen also
Teekannen. Somit befinden sich im Teich ca.
Kaulquappen.
Aufgabe (3 Punkte)
Es sei
eine surjektive Abbildung. Zeige, dass es eine Teilmenge derart gibt, dass man als Abbildung
auffassen kann ( und unterscheiden sich nur hinsichtlich des Definitionsbereiches) und dass bijektiv ist.
Wegen der Surjektivität von gibt es zu jedem mindestens ein mit . Wir wählen nun zu jedem ein solches zugehöriges . Es sei die Vereinigung all dieser gewählten . Die auf eingeschränkte Abbildung
ist nach wie vor surjektiv, da ja jedes von einem (dem gewählten) erreicht wird. Die Abbildung ist injektiv, da es zu jedem in nur das eine gewählte Urbild gibt. Insgesamt ist also bijektiv.
Aufgabe (5 (3+2) Punkte)
Wir behaupten, dass die Summe von vier aufeinanderfolgenden ungeraden Zahlen durch teilbar ist.
- Beweise diese Aussage mit vollständiger Induktion.
- Beweise diese Aussage ohne vollständige Induktion.
Eine ungerade natürliche Zahl besitzt die Form mit einer natürlichen Zahl . Vier aufeinanderfolgende Zahlen sind damit .
- Induktionsbeweis: Für
geht es um
was durch teilbar ist. Es sei nun die Vierersumme der aufeinanderfolgenden ungeraden Zahlen beginnend mit ein Vielfaches der . Es ist zu zeigen, dass dies auch für die Vierersumme der aufeinanderfolgenden ungeraden Zahlen beginnend mit gilt. Es ist
sodass diese Zahl wieder ein Vielfaches der ist.
- Es ist
Aufgabe (2 Punkte)
Zeige, dass in einem Körper zu jedem Element das Element mit eindeutig bestimmt ist.
Es sei mit vorgegeben. Es seien und Elemente mit . Dann ist
Also ist .
Aufgabe (3 Punkte)
Es sei . Zeige
Es ist
Aufgabe (4 Punkte)
Bestimme die Lösungsmenge in für die Ungleichung
Wir analysieren die Ungleichung
abhängig davon, ob die Beträge positiv oder negativ zu nehmen sind. Es ist
genau dann, wenn ist, und es ist
genau dann, wenn ist. Wegen führt dies auf die folgenden Fälle.
Dann muss man die Bedingung
betrachten, also
bzw.
Daher gehört zur Lösungsmenge.
Dann muss man die Bedingung
betrachten, also
bzw.
also
Wegen
führt dies auf die Lösungen .
Dann muss man die Bedingung
betrachten, die auf
führt. Also in diesem Fall automatisch erfüllt ist. Daher gehört zur Lösungsmenge.
Die gesamte Lösungsmenge besteht daher aus allen mit oder .
Aufgabe (5 Punkte)
Wir betrachten die Folge, die durch die Folgenglieder
gegeben ist. Zeige, dass dies eine Nullfolge ist.
Wir betrachten zusätzlich die Folge
Beide Folgen sind streng fallend, da sich jedes Glied aus dem Vorgängerglied durch Multiplikation mit einem Faktor ergibt. Da sie positiv sind, müssen nach Korollar 8.10 (Mathematik für Anwender (Osnabrück 2023-2024)) die beiden Folgen konvergieren, sagen wir gegen bzw. . Die Produktfolge ist
Diese Folge konvergiert gegen , somit ist
nach Lemma 8.1 (Mathematik für Anwender (Osnabrück 2023-2024)) (2). Ferner ist
da man die beteiligten Faktoren untereinander vergleichen kann. Somit ist
und daher ist
Aufgabe (3 Punkte)
Wir erweitern mit und erhalten
Folgen der Form , , konvergieren (vergleiche Aufgabe *****) gegen , nach den Rechengesetzen für konvergente Folgen konvergiert diese Folge also gegen .
Aufgabe (4 Punkte)
Es sei , , eine Intervallschachtelung in . Zeige, dass der Durchschnitt
aus genau einem Punkt besteht.
Es sei beliebig gewählt. Wir behaupten, dass dies eine Cauchy-Folge ist. Zu gegebenem sei derart, dass
Für ist dann
da ja ist. Es sei der Limes dieser Cauchy-Folge. Wäre für ein , so wäre
(oder ), doch wegen der Konvergenz der Folge gegen würden dann auch die Folgenglieder für hinreichend groß echt unterhalb von und damit von liegen, im Widerspruch zu . Also ist . Würden zwei Zahlen zum Durchschnitt aller Intervalle gehören, so wäre
für alle im Widerspruch dazu, dass die Intervalllängen gegen konvergieren.
Aufgabe (6 Punkte)
Beweise den Satz von Bolzano-Weierstraß.
Die Folge sei durch
beschränkt. Wir definieren zuerst induktiv eine Intervallhalbierung derart, dass in den Intervallen unendlich viele Folgenglieder liegen. Das Startintervall ist . Es sei das -te Intervall bereits konstruiert. Wir betrachten die beiden Hälften
In mindestens einer der Hälften liegen unendlich viele Folgenglieder, und wir wählen als Intervall eine Hälfte mit unendlich vielen Gliedern. Da sich bei diesem Verfahren die Intervalllängen mit jedem Schritt halbieren, liegt eine Intervallschachtelung vor. Als Teilfolge wählen wir nun ein beliebiges Element
mit . Dies ist möglich, da es in diesen Intervallen unendlich viele Folgenglieder gibt. Diese Teilfolge konvergiert nach Aufgabe 8.21 (Mathematik für Anwender (Osnabrück 2023-2024)) gegen die durch die Intervallschachtelung bestimmte Zahl .
Aufgabe (10 (1+1+4+2+2) Punkte)
Wir betrachten die Funktion
- Berechne die erste Ableitung von .
- Berechne die zweite Ableitung von .
- Erstelle (und beweise) eine Formel für die -te Ableitung von ().
- Bestimme das Taylorpolynom zu im Punkt vom Grad .
- Bestimme die Taylorreihe zu im Punkt .
- Es ist
- Es ist
- Wir behaupten
Dies beweisen wir durch Induktion nach . Der Induktionsanfang ist durch Aufgabenteil (1) gesichert (das leere Produkt ist ). Der Induktionsschluss ergibt sich durch
- Das Taylorpolynom vom Grad mit Entwicklungspunkt ist
- Aus der Formel für die Ableitungen folgt, dass der -te Koeffizient der Taylorreihe für
gleich
ist, also ist die Taylorreihe gleich
Aufgabe (4 Punkte)
Löse das inhomogene Gleichungssystem
Wir eliminieren zuerst die Variable , indem wir die zweite und die dritte Gleichung übernehmen und hinzunehmen. Dies führt auf
Nun eliminieren wir die Variable , indem wir (bezogen auf das vorhergehende System) und ausrechnen. Dies führt auf
Mit ergibt sich
und
Rückwärts gelesen ergibt sich
und
Aufgabe (2 Punkte)
Es sei die Menge aller reellen -Matrizen
die die Bedingung
erfüllen. Zeige, dass kein Untervektorraum im Raum aller -Matrizen ist.
Die beiden Matrizen und gehören offenbar zu . Ihre Summe ist
und für diese Summe ist der entscheidende Ausdruck gleich
Die Teilmenge ist also nicht unter Addition abgeschlossen und kann daher kein Untervektorraum des Matrizenraums sein.
Aufgabe (3 Punkte)
Das charakteristische Polynom der Matrix ist
Damit ist die Matrix jedenfalls trigonalisierbar. Zur Frage die Diagonalisierbarkeit betrachten wir den Eigenwert . Der Rang von
ist offenbar und somit ist der Eigenraum eindimensional. Daher ist die geometrische Vielfachheit echt kleiner als die algebraische Vielfachheit und die Matrix ist nach [[Endomorphismus/Diagonalisierbar/Algebraische und geometrische Vielfachheit/Fakt|Kurs:Mathematik für Anwender (Osnabrück 2023-2024)/Endomorphismus/Diagonalisierbar/Algebraische und geometrische Vielfachheit/Fakt/Faktreferenznummer (Mathematik für Anwender (Osnabrück 2023-2024))]] nicht diagonalisierbar.