Kurs:Mathematik für Anwender/Teil I/40/Klausur mit Lösungen/kontrolle
Aufgabe | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Punkte | 3 | 3 | 4 | 2 | 3 | 1 | 3 | 5 | 1 | 5 | 2 | 4 | 4 | 3 | 4 | 9 | 7 | 1 | 64 |
Aufgabe (3 Punkte)
- Die Abbildung heißt bijektiv, wenn sie sowohl injektiv als auch surjektiv ist.
- Die Konvergenz gegen bedeutet, dass es zu jedem reellen ein derart gibt, dass für alle die Abschätzung
gilt.
- Die
Reihe
heißt die geometrische Reihe in .
- Die Funktion
heißt Kotangens.
- Unter einem Vektorraum über versteht man eine Menge mit einem ausgezeichneten Element und mit zwei Abbildungen
und
derart, dass die folgenden Axiome erfüllt sind (dabei seien und beliebig):
- ,
- ,
- ,
- Zu jedem gibt es ein mit ,
- ,
- ,
- ,
- .
- Man nennt
den Kern von .
Aufgabe (3 Punkte)
- Es sei
eine Reihe von reellen Zahlen. Dann ist die Reihe genau dann konvergent, wenn das folgende Cauchy-Kriterium erfüllt ist: Zu jedem gibt es ein derart, dass für alle
die Abschätzung
- Sei
und sei
eine stetige, auf differenzierbare Funktion mit . Dann gibt es ein mit
- Es sei ein Körper und es sei ein endlichdimensionaler -Vektorraum. Es sei
eine lineare Abbildung. Es seien und Basen von . Dann besteht zwischen den Matrizen, die die lineare Abbildung bezüglich bzw. (beidseitig) beschreiben, die Beziehung
Aufgabe (4 (2+2) Punkte)
Es sei , , eine Familie von Mengen. Wir setzen
a) Zeige
b) Zeige, dass die Vereinigung disjunkt ist, dass also
für ist.
a) Wegen gilt . Zum Nachweis der umgekehrten Inklusion sei . Dann gibt es ein zwischen und mit und damit auch ein minimales mit dieser Eigenschaft. Es ist also , aber für . Damit ist und insbesondere .
b) Sei und sagen wir . Es sei . Dann ist und für . Also ist insbesondere und damit auch . Also sind und disjunkt.
Aufgabe (2 Punkte)
Erläutere das Beweisprinzip der vollständigen Induktion.
Mit dem Beweisprinzip der vollständigen Induktion werden Aussagen bewiesen, die von den natürlichen Zahlen abhängen. Man beweist zuerst die Aussage . Ferner zeigt man, dass man für alle aus der Gültigkeit von auf die Gültigkeit von schließen kann. Daraus folgt die Gültigkeit von für alle .
Aufgabe (3 Punkte)
Zeige durch Induktion, dass jede natürliche Zahl eine Zerlegung in Primzahlen besitzt.
Wir beweisen die Existenz durch Induktion über . Für liegt eine Primzahl vor. Bei ist entweder eine Primzahl, und diese bildet die Primfaktorzerlegung, oder aber ist keine Primzahl. In diesem Fall gibt es eine nichttriviale Zerlegung mit kleineren Zahlen . Für diese Zahlen gibt es nach Induktionsvoraussetzung jeweils eine Zerlegung in Primfaktoren, und diese setzen sich zu einer Primfaktorzerlegung für zusammen.
Aufgabe (1 Punkt)
Eine Termitenkönigin legt Eier pro Tag und lebt zwanzig Jahre lang (am . Februar legt sie keine Eier). Wie viele Eier legt sie in ihrem Leben?
Es sind
Eier.
Aufgabe (3 Punkte)
Es sei
eine quadratische Gleichung über einem Körper , und es sei eine Lösung davon. Zeige, dass auch eine Lösung der Gleichung ist.
Wir behaupten, dass das Polynom die Faktorzerlegung
besitzt. Wenn man die rechte Seite ausmultipliziert, so stimmt der konstante Koeffizient und der Leitkoeffizient mit den Koeffizienten der linken Seite überein. Der lineare Koeffizient ist
sodass hier auch Überstimmung vorliegt. Wenn man nun rechts einsetzt, kommt offenbar raus, es liegt also eine Lösung vor.
Aufgabe (5 (2+3) Punkte)
- Bestimme die Glieder der
Heron-Folge
zur Berechnung von mit dem Startglied
- Finde ganze Zahlen
mit
- Es ist
und
- Von der Approximation
her betrachten wir . Wegen
ist diese Zahl positiv. Wir behaupten
Dies ist äquivalent zu
Wegen
ist dies richtig.
Aufgabe (1 Punkt)
Jemand sagt zur Folge . „Der Zähler und der Nenner gehen hier beide gegen unendlich. Doch der Nenner geht deutlich schneller gegen unendlich, deshalb konvergiert die Folge gegen “. Beurteile diese Argumentation.
Lösung Rationale Folge/Nenner schneller/Argument/Aufgabe/Lösung
Aufgabe (5 Punkte)
Frau Dr. Eisenbeis möchte für ihre Neffen Richy und Franky eine Fahrrad-Sprungrampe basteln. Die Steigung soll entlang eines Kreissegmentes der Länge (alle Angaben in Meter) verlaufen und eine Sprunghöhe von erreichen (siehe Bild). Welche (implizite) Bedingung muss der Winkel erfüllen (die Bedingung muss so sein, dass sie mit einer Intervallhalbierung gelöst werden könnte, diese muss aber nicht durchgeführt werden)?
Es sei der Radius des Kreises, der Winkel im Bogenmaß und wie in der Skizze. Dann gelten die Beziehungen
und
Daraus ergibt sich ( ist sicher keine Lösung)
und somit
Multiplikation mit ergibt
bzw.
Diese Funktion hat für eine Nullstelle, die für das Problem aber irrelevant ist. An der Stelle ist die Funktion streng wachsend und an der Stelle besitzt die Funktion einen negativen Wert, nach dem Zwischenwertsatz muss es also im Intervall eine Nullstelle geben, die man mit einer Intervallhalbierung berechnen kann.
Aufgabe (2 Punkte)
Bestimme die Ableitung der Funktion
Nach der Quotientenregel ist
Aufgabe (4 Punkte)
Es sei und seien Funktionen. Dabei seien und differenzierbar im Punkt und es gelte für alle . Ferner sei
Zeige, dass auch in differenzierbar ist, und dass
gilt.
Zunächst ist . Für die Differenzenquotienten zu einem Punkt gilt
für und
für . Für eine Folge , die gegen konvergiert, konvergieren wegen der Differenzierbarkeit von bzw. die äußeren Differentialquotienten bzw. gegen . Aufgrund de Quetschkriteriums, angewendet auf die Teilfolge mit bzw. die Teilfolge mit zeigt, dass auch die Folge der mittleren Differenzenquotienten gegen konvergiert.
Aufgabe (4 Punkte)
Beweise die Regel von l'Hospital.
Zur Ermittlung des Grenzwertes benutzen wir das Folgenkriterium. Da im Intervall keine Nullstelle besitzt und ist, besitzt auch nach Satz 15.4 (Mathematik für Anwender (Osnabrück 2023-2024)) außer keine Nullstelle. Es sei eine Folge in , die gegen konvergiert. Zu jedem gibt es nach Satz 15.10 (Mathematik für Anwender (Osnabrück 2023-2024)), angewandt auf bzw. , ein (im Innern von ) mit
Die Folge konvergiert ebenfalls gegen , sodass nach Voraussetzung die rechte Seite gegen konvergiert. Daher konvergiert auch die linke Seite gegen , und wegen bedeutet das, dass gegen konvergiert.
Aufgabe (3 Punkte)
Es ist
Mit der Substitution müssen wir eine Stammfunktion für
finden. Eine solche ist
Daher ist
eine Stammfunktion von .
Aufgabe (4 Punkte)
Beweise den Satz über die Existenz von Basen in einem endlich erzeugten - Vektorraum .
Es sei
, ,
ein Erzeugendensystem von mit einer
endlichen
Indexmenge . Wir wollen mit der Charakterisierung aus
Satz 23.12 (Mathematik für Anwender (Osnabrück 2023-2024)) (2)
argumentieren.
Falls die Familie schon minimal ist, so liegt eine Basis vor. Andernfalls gibt es ein
derart, dass die um reduzierte Familie, also
, ,
ebenfalls ein Erzeugendensystem ist. In diesem Fall kann man mit der kleineren Indexmenge weiterargumentieren.
Mit diesem Verfahren gelangt man letztlich zu einer Teilmenge
derart, dass
, ,
ein minimales Erzeugendensystem, also eine Basis ist.
Aufgabe (9 (1+1+6+1) Punkte)
Aus den Rohstoffen und werden verschiedene Produkte hergestellt. Die folgende Tabelle gibt an, wie viel von den Rohstoffen jeweils nötig ist, um die verschiedenen Produkte herzustellen (jeweils in geeigneten Einheiten).
11 | 5 | 3 | |
8 | 4 | 6 | |
7 | 30 | 1 | |
12 | 0 | 15 |
a) Erstelle eine Matrix, die aus einem Vierertupel von Produkten die benötigten Rohstoffe berechnet.
b) Die folgende Tabelle zeigt, wie viel von welchem Produkt in einem Monat produziert werden soll.
Welche Rohstoffmengen werden dafür benötigt?
c) Die folgende Tabelle zeigt, wie viel von welchem Rohstoff an einem Tag angeliefert wird.
Zeige, dass man daraus kein Produkttupel ohne Abfall produzieren kann.
d) Wie viel vom Produkt kann man mit den unter c) gelieferten Rohstoffen produzieren, wie viel vom Produkt ?
a) Die Matrix ist
da in der -ten Spalte die für das -te Produkt benötigte Rohstoffmenge stehen muss.
b) Die benötigte Rohstoffmenge ist
c) Es geht um das lineare Gleichungssystem
das wir zunächst ohne Berücksichtigung der Tatsache, dass nur nichtnegative Tupel sinnvoll interpretiert werden können. Wir ziehen vom -fachen der dritten Zeile das -fache der ersten Zeile ab und erhalten
Jetzt addieren wir zur dritten Zeile das -fache der zweiten Zeile hinzu und erhalten
Mit
erhalten wir die eindeutige Lösung
und
Mit
erhalten wir die eindeutige Lösung
und
Alle Lösungen haben somit die Form
mit . Wegen der ersten Zeile muss sein. Dann ergibt die zweite Zeile aber einen negativen Wert und daher gibt es keine Lösung.
d) Vom Produkt kann man maximal eine Einheit produzieren, vom Produkt maximal eine halbe Einheit.
Aufgabe (7 (5+2) Punkte)
Es sei eine - Matrix über dem Körper mit dem Rang .
- Zeige, dass es eine -Matrix und eine -Matrix , beide mit dem Rang , mit gibt.
- Sei . Zeige, dass es nicht möglich ist, mit einer -Matrix und einer -Matrix zu schreiben.
- Wir fassen die Matrix als
lineare Abbildung
Nach [[Lineare Abbildung/Matrix bzgl. Basis/Rang/Fakt|Kurs:Mathematik für Anwender (Osnabrück 2023-2024)/Lineare Abbildung/Matrix bzgl. Basis/Rang/Fakt/Faktreferenznummer (Mathematik für Anwender (Osnabrück 2023-2024))]] ist der Rang dieser Abbildung gleich , d.h. das Bild besitzt die Dimension . Es gibt also eine Faktorisierung
wobei die erste Abbildung die durch gegebene Abbildung mit dem Bild ist und die zweite Abbildung die Inklusion . Mit einer Basis von und den Standardbasen links und rechts werden diese beiden linearen Abbildungen durch eine -Matrix und eine -Matrix beschrieben. Somit gilt
Da die durch beschriebene lineare Abbildung surjektiv auf abbildet, ist ihr Rang gleich . Da das Bild der durch beschriebenen linearen Abbildung wegen der Injektivität ebenfalls die Dimension besitzt, ist ihr Rang auch .
- Wir nehmen an, dass es eine Darstellung
mit einer -Matrix und einer -Matrix gibt. Dann ergibt sich eine Faktorisierung
Das Bild der Gesamtabbildung ist im Bild der hinteren Abbildung enthalten, und ist somit höchstens -dimensional. Da die Dimension des Bildes der Gesamtabbildung ist, ergibt sich aus ein Widerspruch.
Aufgabe (1 Punkt)
Bestimme die Eigenvektoren der Funktion , .
Jede komplexe Zahl ist ein Eigenvektor zum Eigenwert .