Maßraum/L^2-Räume/Identifizierung/Tschebyschow-Polynome/Einführung/Textabschnitt

Wir betrachten das Intervall als Maßraum mit dem Maß , das durch die Dichte bezüglich dem Lebesgue-Maß gegeben ist. Diese Funktion beschreibt den Kehrwert des oberen Halbkreises, dadurch werden die Ränder stark gewichtet, eine Stammfunktion dieser Dichte ist gemäß Fakt. Die Zugehörigkeit einer messbaren Funktion zu bedeutet

Dieses maßtheoretische Integral ist für eine stetige Funktion ein uneigentliches Integral, dessen Existenz aus Aufgabe folgt. Das Skalarprodukt auf für bezüglich der Dichte quadratintegrierbare Funktionen ist durch

gegeben.


Unter dem -ten Tschebyschow-Polynom versteht man das Polynom

Die ersten fünf Tschebyschow-Polynome im für die Orthogonalitätsrelation entscheidenden Intervall . Der Wertebereich auf diesem Intervall ist ebenfalls , obwohl die Leitkoeffizienten große Zweierpotenzen sind.

Aus der Definition ist ablesbar, dass das -te Tschebyschow-Polynom den Grad besitzt. Die ersten Tschebyschow-Polynome lauten.



Für das -te Tschebyschow-Polynom gilt

für alle .

Nach Fakt  (1) und Fakt ist

Wenn wir die rechte Seite ausmultiplizieren erhalten wir mit Fakt

Der Vergleich der Realteile bei reell und Fakt  (6) ergibt

Als eine Gleichheit für analytische Funktionen gilt sie auch für alle .

Für reelles zwischen und ist der Kosinus nach Fakt bijektiv und es gibt ein eindeutiges mit bzw. . Somit kann man auf diesen reellen Intervallen Fakt auch also

schreiben.



Die Tschebyschow-Polynome erfüllen die Rekursionsbedingungen

, und

Eine doppelte Anwendung des Additionstheorems für den Kosinus ergibt mit Fakt

für alle . Daher muss überhaupt die behauptete polynomiale Identität vorliegen.


Aus dieser Rekursionsformel ergibt sich unmittelbar, dass der Leitkoeffizient von gleich ist. Gelegentlich betrachtet man auch die normierten Tschebyschow-Polynome, bei denen man einfach durch teilt.



Die Tschebyschow-Polynome erfüllen im Reellen die folgenden Eigenschaften.

  1. Das Bild von unter liegt in .
  2. besitzt die reellen Nullstellen , , die alle in liegen. Diese Nullstellen sind einfach und besitzt (auch in ) keine weiteren Nullstellen.
  3. Die Extrema von auf werden in den Punkten , , mit den Werten angenommen. Für sind dies die lokalen Extrema von .

Wir arbeiten für mit der Darstellung

die sich aus Fakt ergibt. Die Aussagen folgen dann aus Fakt. Dass die Nullstellen einfach sind und dass es auch im Komplexen keine weiteren Nullstellen gibt folgt aus Fakt, da den Grad besitzt. Dass es nicht mehr lokale Extrema geben kann folgt aus Fakt.



Es sei ein reelles normiertes Polynom vom Grad .

Dann ist

Wir betrachten die normierten Tschebyschow-Polynome

die normiert sind und deren Bild von nach Fakt in liegt, wobei die Maxima bzw. Minima in den Punkten  mit abwechselnd angenommen werden. Nehmen wir an, es gebe ein normiertes Polynom , dessen Betrag auf überall echt kleiner als ist. Wir betrachten das Differenzpolynom . Dieses Polynom hat an den Stellen, wo den maximalen Wert annimmt, einen positiven Wert, und an den Stellen, wo den minimalen Wert annimmt, einen negativen Wert. Da die Extrema von sich abwechseln, besitzt zumindest Vorzeichenwechsel und somit nach dem Zwischenwertsatz zumindest Nullstellen. Da aber die Differenz von zwei normierten Polynomen vom Grad ist, besitzt höchstens den Grad und kann nach Fakt höchstens Nullstellen besitzen.



Die Tschebyschow-Polynome

bilden ein Orthogonalsystem in bezüglich des Maßes mit der Dichte .

Die Familie und , , bilden ein vollständiges Orthonormalsystem.

Es ist

Mit der Substitution (vergleiche Fakt) kann man dies unter Verwendung von Fakt überführen in

Mit dem Additionstheorem für den Kosinus in der Form kann man dies als

schreiben. Beide Integral sind gleich , außer bei , in diesem Fall ist bei das Ergebnis und bei gleich . Die Vollständigkeit ergibt sich aus dem Weierstrassschen Approximationssatz und aus Fakt.