Kurs:Analysis (Osnabrück 2013-2015)/Teil I/Test 2/Klausur mit Lösungen


Aufgabe * (4 Punkte)

Definiere die folgenden (kursiv gedruckten) Begriffe.

  1. Die Gleichmächtigkeit von zwei Mengen und .
  2. Die Stetigkeit in einem Punkt einer Abbildung .
  3. Die gleichmäßige Stetigkeit einer Funktion

    auf einer Teilmenge .

  4. Das Cauchy-Produkt von zwei komplexen Reihen.
  5. Die Exponentialreihe zu einer komplexen Zahl .
  6. Die gleichmäßige Konvergenz einer Funktionenfolge

    auf einer Teilmenge .

  7. Der Logarithmus zur Basis , , einer positiven reellen Zahl .
  8. Die Differenzierbarkeit in einem Punkt einer Abbildung .

Definiere die folgenden (kursiv gedruckten) Begriffe.

  1. Die Gleichmächtigkeit von zwei Mengen und .
  2. Die Stetigkeit in einem Punkt einer Abbildung .
  3. Die gleichmäßige Stetigkeit einer Funktion

    auf einer Teilmenge .

  4. Das Cauchy-Produkt von zwei komplexen Reihen.
  5. Die Exponentialreihe zu einer komplexen Zahl .
  6. Die gleichmäßige Konvergenz einer Funktionenfolge

    auf einer Teilmenge .

  7. Der Logarithmus zur Basis , , einer positiven reellen Zahl .
  8. Die Differenzierbarkeit in einem Punkt einer Abbildung .


 


Aufgabe * (4 Punkte)

Formuliere die folgenden Sätze.

  1. Der Zwischenwertsatz.
  2. Das Folgenkriterium für die Stetigkeit einer Funktion

    in einem Punkt

    .
  3. Das Additionstheorem für den Sinus.
  4. Die Quotientenregel für die Ableitung, also die Formel für die Ableitung von (mit den Voraussetzungen an und ).

Formuliere die folgenden Sätze.

  1. Der Zwischenwertsatz.
  2. Das Folgenkriterium für die Stetigkeit einer Funktion

    in einem Punkt

    .
  3. Das Additionstheorem für den Sinus.
  4. Die Quotientenregel für die Ableitung, also die Formel für die Ableitung von (mit den Voraussetzungen an und ).


 


Aufgabe * (7 Punkte)

Beweise das Folgenkriterium für die Stetigkeit einer Funktion in einem Punkt .

Es bezeichne (1) die Stetigkeit von im Punkt und (2) die Eigenschaft, dass für jede gegen konvergente Folge die Bildfolge gegen konvergiert. Wir müssen die Äquivalenz von (1) und (2) zeigen.

Es sei (1) erfüllt und sei eine Folge in , die gegen konvergiert. Wir müssen zeigen, dass

ist. Dazu sei vorgegeben. Wegen (1) gibt es ein mit der angegebenen Abschätzungseigenschaft und wegen der Konvergenz von gegen gibt es eine natürliche Zahl derart, dass für alle die Abschätzung

gilt. Nach der Wahl von ist dann

sodass die Bildfolge gegen konvergiert.
Es sei (2) erfüllt.  Wir nehmen an, dass nicht stetig ist. Dann gibt es ein derart, dass es für alle Elemente gibt, deren Abstand zu maximal gleich ist, deren Wert unter der Abbildung aber zu einen Abstand besitzt, der größer als ist. Dies gilt dann insbesondere für die Stammbrüche , . D.h. für jede natürliche Zahl gibt es ein mit

Diese so konstruierte Folge konvergiert gegen , aber die Bildfolge konvergiert nicht gegen , da der Abstand der Bildfolgenglieder zu zumindest ist. Dies ist ein Widerspruch zu (2).


 


Aufgabe * (8 Punkte)

Zeige, dass es stetige Funktionen

mit derart gibt, dass für alle weder noch die Nullfunktion ist.

Wir betrachten die Zerlegung von in die unendlich vielen halboffenen Intervalle für und . Auf , , definieren wir die stetige Funktion durch

Diese Funktion hat an den Intervallgrenzen den Wert . Die Ableitung ist

das Maximum liegt also im arithmetischen Mittel der Intervallgrenzen vor und besitzt den Wert

Mit Hilfe dieser Funktionen definieren wir

und

Diese Funktionen sind stetig: Dies ist im Innern der Intervalle klar; an den Intervallgrenzen liegt stets der Wert vor; für den Nullpunkt ergibt sich die Stetigkeit, da die Funktionen auf durch beschränkt sind. Offenbar ist und für jedes sind weder noch die Nullfunktion.


 


Aufgabe * (2 Punkte)

Gibt es eine reelle Zahl, die in ihrer dritten Potenz, vermindert um das Vierfache ihrer zweiten Potenz, gleich der Quadratwurzel von ist?

Es geht um eine reelle Lösung für die Gleichung

Es ist und und . Da als Polynomfunktion stetig ist, gibt es nach dem Zwischenwertsatz ein mit .


 


Aufgabe * (3 Punkte)

Wir betrachten die Funktion

Bestimme, ausgehend vom Intervall , mit der Intervallhalbierungsmethode ein Intervall der Länge , in dem eine Nullstelle von liegen muss.

Wegen und muss nach dem Zwischenwertsatz im Intervall eine Nullstelle von liegen.

Die Intervallmitte ist , dort hat den Wert

Dies ist negativ, also muss eine Nullstelle im Intervall liegen.

Die Intervallmitte von diesem Intervall ist , dort hat den Wert

Dies ist positiv, also muss eine Nullstelle im Intervall liegen.

Die Intervallmitte von diesem Intervall ist , dort hat den Wert

Dies ist negativ, also muss eine Nullstelle im Intervall liegen. Die Länge dieses Intervalls ist .


 


Aufgabe * (4 Punkte)

Es seien reelle Zahlen. Wir betrachten die Abbildung

Zeige, dass injektiv, aber nicht surjektiv ist.

Die Funktion ist eine rationale Funktion von nach , also stetig. Für konvergiert der Nenner gegen , sodass die Funktion unbeschränkt ist. Eine auf einem abgeschlossenen Intervall definierte stetige Funktion ist aber nach Satz 13.9 beschränkt, sodass nicht die Einschränkung einer stetigen Funktion sein kann. Die Abbildung ist also nicht surjektiv.

Für eine stetige Funktion gilt

und

Die stetige Funktion ist also durch ihre Werte auf dem offenen Intervall eindeutig bestimmt, sodass injektiv ist.


 


Aufgabe * (3 Punkte)

Es seien

streng wachsende Funktionen, die auf übereinstimmen. Folgt daraus ?

Wir betrachten die beiden Funktionen

und

Beide Funktionen sind streng wachsend und stimmen auf und insbesondere auf überein. Es ist aber , sodass die beiden Funktionen verschieden sind.


 


Aufgabe * (4 Punkte)

Beweise die Funktionalgleichung der komplexen Exponentialfunktion, also die Identität

für .

Das Cauchy-Produkt der beiden Exponentialreihen ist

mit . Diese Reihe ist nach Lemma 15.2 absolut konvergent und der Grenzwert ist das Produkt der beiden Grenzwerte. Andererseits ist der -te Summand der Exponentialreihe von nach der allgemeinen binomischen Formel gleich

sodass die beiden Seiten übereinstimmen.


 


Aufgabe * (2 Punkte)

Zeige, dass eine konvergente Potenzreihe mit für alle geraden Indizes eine ungerade Funktion darstellt.

Nach Voraussetzung besitzt die Potenzreihe die Gestalt

Daher ist

Die Funktion ist also ungerade.


 


Aufgabe * (3 Punkte)

Es sei

eine absolut konvergente Potenzreihe mit Konvergenzradius . Es sei eine Teilmenge. Zeige, dass die Potenzreihe

mit

ebenfalls absolut konvergent mit einem Konvergenzradius ist.

Wir müssen zeigen, dass die Reihe für jedes , , absolut konvergiert. Es ist

Für die Reihenglieder gilt

Da die Reihe nach Voraussetzung konvergiert, liegt eine konvergente Majorante vor, sodass auch die Reihe absolut konvergiert.


 


Aufgabe * (2 Punkte)

Es sei

eine bijektive differenzierbare Funktion mit für alle und der Umkehrfunktion . Was ist an folgendem „Beweis“ für die Ableitung der Umkehrfunktion nicht korrekt?

Es ist

Mit der Kettenregel erhalten wir durch beidseitiges Ableiten die Gleichung

Also ist

Die Kettenregel setzt voraus, dass beide Abbildungen differenzierbar sind, das weiß man hier aber von nicht.


 


Aufgabe * (4 Punkte)

Wir betrachten das Polynom

Bestimme die -Koordinaten sämtlicher Schnittpunkte der Tangente an im Punkt mit dem Graphen von .

Es ist

und

Die Tangente ist also der Graph der Funktion . Wir müssen sämtliche Punkte mit bestimmen, wobei der Punkt dazugehört. Dazu betrachten wir

Polynomdivision durch ergibt

Die Nullstellen von sind


 


Aufgabe * (2 Punkte)

Wir betrachten die Funktion

a) Bestimme die Ableitung .

b) Bestimme die zweite Ableitung .

a) Es ist

b) Es ist


 


Aufgabe * (3 Punkte)

Bestimme für die Funktion

die Extrema.

Wir schreiben

Zur Bestimmung der Extrema betrachten wir die Ableitung, diese ist

Die Bedingung führt durch Multiplikation mit und Division durch (die beide nicht sind) auf

Daher muss

sein, woraus sich

also ergibt. Die zweite Ableitung ist

und somit positiv, also liegt im Nullpunkt ein isoliertes lokales Minimum vor. Da die Ableitung keine weitere Nullstelle hat, ist dieses Minimum das einzige Minimum und daher ein globales Minimum und es gibt keine Maxima.


 


Aufgabe * (4 Punkte)

Es sei

eine differenzierbare Funktion mit und mit für alle und ein . Zeige, dass die Funktionalgleichung

für alle erfüllt.

Wir betrachten die zusammengesetzte Funktion , die wohldefiniert ist, da nur positive Werte annimmt. Die Funktion ist differenzierbar mit

Die Ableitung ist also konstant gleich , daher ist . Somit ist

und wegen ist . Daher ist


 


Aufgabe * (5 Punkte)

Es sei

Zu jedem Startwert betrachten wir die reelle Folge
es gilt also die rekursive Beziehung . Zeige, dass die Folge für einen Häufungspunkt besitzt.

Es ist

und

Die Ableitung der Funktion ist

daher wird das Minimum bei

mit dem Wert

angenommen. Daher ist
Bei sind demnach alle Folgenglieder . Nach dem

Satz von Bolzano-Weierstraß besitzt die Folge eine konvergente Teilfolge und damit einen Häufungspunkt.


 






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