Kurs:Körper- und Galoistheorie/3/Klausur mit Lösungen
Aufgabe | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | |
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Punkte | 3 | 3 | 4 | 4 | 4 | 4 | 4 | 4 | 6 | 9 | 5 | 6 | 6 | 4 | 66 |
Aufgabe (3 Punkte)
Definiere die folgenden (kursiv gedruckten) Begriffe.
- Das Minimalpolynom eines Elementes in einer endlichen Körpererweiterung .
- Eine Radikalerweiterung (von Körpern).
- Die Diskriminante zu Elementen bei einer endlichen Körpererweiterung vom Grad .
- Eine auflösbare Körpererweiterung .
- Eine aus einer Teilmenge einer Ebene elementar konstruierbare Gerade .
- Eine Fermatsche Primzahl.
- Das Minimalpolynom von (über ) ist das normierte Polynom von minimalem Grad mit .
- Eine
Körpererweiterung
heißt eine Radikalerweiterung, wenn es
Zwischenkörper
derart gibt, dass für jedes eine einfache Radikalerweiterung ist.
- Die Diskriminante von wird durch
definiert.
- Eine Körpererweiterung heißt auflösbar, wenn es eine Radikalerweiterung mit gibt.
- Die Gerade heißt aus elementar konstruierbar, wenn es zwei verschiedene Punkte derart gibt, dass die Verbindungsgerade dieser Punkte ist.
- Eine Primzahl der Form , wobei eine positive natürliche Zahl ist, heißt Fermatsche Primzahl.
Aufgabe (3 Punkte)
Formuliere die folgenden Sätze.
- Der Fundamentalsatz der Algebra.
- Der Satz von Abel-Ruffini.
- Der Satz über die Charakterisierung von konstruierbaren n-Ecken.
- Jedes nichtkonstante Polynom über den komplexen Zahlen besitzt eine Nullstelle.
- Für gibt es polynomiale Gleichungen (über ) vom Grad , die nicht auflösbar sind.
- Ein reguläres -Eck ist genau dann mit Zirkel und Lineal konstruierbar, wenn die Primfaktorzerlegung von die Gestalt
Aufgabe (4 Punkte)
Löse das folgende lineare Gleichungssystem über dem Körper :
Wir schreiben das Gleichungssystem als
Wir multiplizieren die zweite Zeile mit und erhalten
Wir nehmen die Differenz der ersten und der dritten Zeile und erhalten
Das inverse Element von ist , somit ist also
Aus der Gleichung folgt daraus
Aufgabe (4 Punkte)
Forme die Gleichung
in eine äquivalente Gleichung der Form
mit um.
Wir setzen an und drücken das Polynom bzw. die Gleichung in aus. Es ist
und
Insgesamt ergibt sich also
Eine äquivalente Gleichung ist also
Aufgabe (4 Punkte)
Bestimme die Primfaktorzerlegung des Polynoms über den Körpern und .
Es ist (über jedem Körper)
Dies kann man direkt bestätigen, es ergibt sich aber auch aus der Produktzerlegung von mit Hilfe der Kreisteilungspolynome. Über den komplexen Zahlen ist
Da davon vier Nullstellen imaginär sind, müssen die beiden quadratischen Polynome von oben über und über irreduzibel sein, sodass die obige Faktorzerlegung über diesen Körpern die Primfaktorzerlegung ist.
Über gilt aufgrund des kleinen Fermat für jede Einheit . Daher ist die Faktorzerlegung
Über haben die beiden Polynome und keine Nullstelle, sind also irreduzibel, und daher ist die obige Zerlegung auch die Primfaktorzerlegung über .
Aufgabe (4 Punkte)
Das Polynom ist irreduzibel, da es Grad hat und in keine Nullstelle besitzt. Daher ist
ein Körper mit Elementen, und die Restklassen von (die wir mit bezeichnen) bilden eine -Basis von . Wir beschreiben den Frobenius bezüglich dieser Basis unter Verwendung von . Es ist
und
In den Spalten der beschreibenden Matrix stehen die Koeffizienten der Bildvektoren bezüglich der Basis, also ist die Matrix gleich
Aufgabe (4 Punkte)
Es sei eine endliche Körpererweiterung, () und sei das Minimalpolynom von . Zeige, dass irreduzibel ist.
Es sei eine Faktorzerlegung des Minimalpolynoms. Dann gilt in die Beziehung
Da ein Körper ist, muss ein Faktor null sein, sagen wir . Da aber unter allen Polynomen , die annullieren, den minimalen Grad besitzt, müssen und den gleichen Grad besitzen und folglich muss konstant (), also eine Einheit sein.
Aufgabe (4 Punkte)
Zeige, dass es zu jeder natürlichen Zahl eine Körpererweiterung vom Grad gibt.
Es sei gegeben. Das Polynom ist nach dem Lemma von Eisenstein irreduzibel, da die Primzahl alle Koeffizienten außer dem Leitkoeffizienten teilt und den konstanten Koeffizienten nicht teilt. Daher ist
ein Körper. Der Grad von über ist gleich dem Grad des definierenden Polynoms, also gleich .
Aufgabe (6 Punkte)
Es sei eine endliche Körpererweiterung. Zeige, dass die Galoisgruppe endlich ist.
Die Körpererweiterung besitzt ein endliches - Algebraerzeugendensystem, also . Nach Lemma 10.14 (Körper- und Galoistheorie (Osnabrück 2018-2019)) ist ein - Algebraautomorphismus
durch , , eindeutig festgelegt. Da jedes nach Satz 10.4 (Körper- und Galoistheorie (Osnabrück 2018-2019)) algebraisch ist, gibt es Polynome
mit . Nach Lemma 10.15 (Körper- und Galoistheorie (Osnabrück 2018-2019)) ist auch . Die Polynome besitzen aber nach Korollar 19.9 (Lineare Algebra (Osnabrück 2024-2025)) jeweils nur endlich viele Nullstellen, sodass nur endlich viele Werte für in Frage kommen.
Aufgabe (9 Punkte)
Es sei ein Körper, eine endliche kommutative Gruppe und eine - graduierte Körpererweiterung. Der Körper enthalte eine -te primitive Einheitswurzel, wobei der Exponent von sei. Zeige, dass es ein Element derart gibt, dass die Menge
eine -Basis von bildet.
Unter der Voraussetzung über die Einheitswurzeln ist die Körpererweiterung eine Galoiserweiterung und die Galoisgruppe ist in natürlicher Weise isomorph zur Charaktergruppe . Insbesondere ist die Anzahl der Charaktere gleich dem Grad der Körpererweiterung. Ein Charakter schickt, als Automorphismus aufgefasst, ein homogenes Element vom Grad auf .
Wir wählen in jeder Komponente ein von verschiedenes Element und setzen
Die Menge ist gleich
Da die Anzahl der Charaktere gleich dem Körpergrad ist, genügt es zu zeigen, dass diese Elemente linear unabhängig sind. Es sei also
mit . Das bedeutet
Da die , , linear unabhängig sind, folgt für jedes die Beziehung
Dies bedeutet wiederum für die Charaktere die Gleichheit
Nach dem Lemma von Dedekind sind aber die Charaktere linear unabhängig, sodass ist.
Aufgabe (5 Punkte)
Bestimme das Kreisteilungspolynom .
Es ist
Polynomdivision ergibt
Aufgabe (6 Punkte)
Es sei ein Polynom vom Grad . Zeige mit Mitteln der Galoistheorie, dass auflösbar ist.
Das Polynom heißt auflösbar, wenn der Zerfällungskörper von auflösbar ist. Dieser Zerfällungskörper ist eine Galoiserweiterung von , und jeder Automorphismus von permutiert die Nullstellen von in und ist dadurch festgelegt (siehe Lemma 14.2 (Körper- und Galoistheorie (Osnabrück 2018-2019))). Daher ist die Galoisgruppe der Körpererweiterung eine Untergruppe der Permutationsgruppe . Nach Satz 22.6 (Körper- und Galoistheorie (Osnabrück 2018-2019)) ist eine galoissche Körpererweiterung genau dann auflösbar, wenn ihre Galoisgruppe auflösbar ist. Die Permutationsgruppe ist auflösbar, wie die zyklische alternierende Untergruppe mit der Restklassengruppe zeigt. Nach Lemma 21.2 (Körper- und Galoistheorie (Osnabrück 2018-2019)) ist dann auch jede Untergruppe von auflösbar. Also ist die Galoisgruppe und damit die Körpererweiterung und das Polynom auflösbar.
Aufgabe (6 Punkte)
Aus einer Menge seien „wie üblich“ Geraden und Kreise elementar konstruierbar. Als neue Punkte seien allerdings nur die Durchschnitte von einer Geraden mit einer Geraden und von einer Geraden mit einem Kreis erlaubt (also nicht der Durchschnitt von zwei Kreisen). Bestimme die Menge der Punkte, die aus der Anfangsmenge auf diese Weise konstruierbar ist.
Wenn man, wie üblich, die durch die beiden Punkte und definierte Gerade mit identifiziert, so ist die Menge der auf diese Weise konstruierbaren Punkte gleich .
Die Inklusion ergibt sich so: da und zu gehören, ist die reelle Gerade konstruierbar. Damit ist der Kreis mit Mittelpunkt durch konstruierbar und der andere Schnittpunkt ist . Mit als Mittelpunkt durch erhält man und so nach und nach alle natürlichen Zahlen. Die Kreise mit Mittelpunkt durch liefern auch die negativen Zahlen.
Die Inklusion beweisen wir durch Induktion über die Anzahl der Konstruktionsschritte. Der Induktionsanfang ist durch gesichert. Es sei vorausgesetzt, dass nach dem -ten Konstruktionsschritt nur Elemente aus konstruiert wurden. Dann kann man daraus überhaupt nur eine Gerade konstruieren, nämlich die reelle Gerade. Daher können sich keine neuen Punkte über den Schnitt von zwei Geraden ergeben und es steht lediglich der Durchschnitt der reellen Geraden mit Kreisen als Konstruktionsverfahren zur Verfügung. Die elementar konstruierbaren Kreise besitzen als Mittelpunkt eine ganze Zahl und gehen ebenfalls durch eine ganze Zahl. Also ist der andere Schnittpunkt auch eine ganze Zahl, sodass man innerhalb von bleibt.
Aufgabe (4 Punkte)
Beweise den Satz über die Wohldefiniertheit des Transzendenzgrades.
Es sei die minimale Zahl derart, dass es eine Transzendenzbasis mit Elementen gibt. Es sei eine Transzendenzbasis und eine weitere Transzendenzbasis mit
Elementen. Wir wenden Lemma 28.8 (Körper- und Galoistheorie (Osnabrück 2018-2019)) sukzessive an und erhalten Transzendenzbasen
wobei die Elemente der zweiten Familie sind. Die letzte Familie ist eine Transzendenzbasis mit Elementen (es kann keine Elementwiederholungen geben wegen der vorausgesetzen Minimalität von ). Bei würde sich ein Widerspruch ergeben, da eine echte Teilfamilie einer Transzendenzbasis keine Transzendenzbasis sein kann, also ist .