Kurs:Körper- und Galoistheorie/4/Klausur mit Lösungen
Aufgabe | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | |
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Punkte | 3 | 3 | 4 | 3 | 5 | 9 | 3 | 6 | 7 | 5 | 4 | 7 | 3 | 62 |
Aufgabe (3 Punkte)
Definiere die folgenden (kursiv gedruckten) Begriffe.
- Der Grad einer endlichen Körpererweiterung .
- Eine algebraische Zahl .
- Zwei konjugierte Elemente in einer endlichen Körpererweiterung .
- Die Galoisgruppe einer Körpererweiterung .
- Eine auflösbare Gruppe .
- Ein konstruierbares -Eck ().
- Bei einer endlichen Körpererweiterung nennt man die - (Vektorraum-)Dimension von den Grad der Körpererweiterung.
- Eine Zahl heißt algebraisch, wenn es ein von verschiedenes Polynom gibt mit .
- Die Elemente heißen konjugiert, wenn ihre Minimalpolynome übereinstimmen.
- Unter der Galoisgruppe versteht man die Gruppe aller
-
Algebra-Automorphismen
von , also
- Eine
Gruppe
heißt auflösbar, wenn es eine Filtrierung
gibt derart, dass ein Normalteiler in ist und die Restklassengruppe abelsch ist (für jedes ).
- Man sagt, dass das regelmäßige -Eck mit Zirkel und Lineal konstruierbar ist, wenn die komplexe Zahl
eine konstruierbare Zahl ist.
Aufgabe (3 Punkte)
Formuliere die folgenden Sätze.
- Das Lemma von Bezout für zwei Elemente in einem Hauptidealbereich.
- Der Satz über den Zusammenhang zwischen Charakteren von und Automorphismen von -graduierten Körpererweiterungen .
- Der Satz über konjugierte Elemente bei einer normalen Körpererweiterung.
- Es sei ein Hauptidealbereich und seien zwei teilerfremde Elemente. Dann kann man die als Linearkombination von und darstellen, d.h. es gibt Elemente mit .
- Bei einer -graduierten Körpererweiterung gibt es einen injektiven Gruppenhomomorphismus
der Charaktergruppe
von in die Galoisgruppe der Körpererweiterung. - Bei einer endlichen normalen Körpererweiterung sind zwei Elemente genau dann konjugiert, wenn es einen - Automorphismus mit gibt.
Aufgabe (4 Punkte)
Löse das folgende lineare Gleichungssystem über dem Körper , wobei die Restklasse von mit bezeichnet sei.
Wir berechnen die neue Gleichung , dies ist
Der Vorfaktor ist
Daher ist
Aus der ersten Gleichung folgt
also ist .
Aufgabe (3 Punkte)
Bestimme in das Inverse von ( bezeichnet die Restklasse von ).
Wir machen Division mit Rest von durch . Das ergibt
Also ist
und daher ist das Inverse von gegeben durch
Aufgabe (5 Punkte)
Es sei ein Körper und der Polynomring über . Zeige unter Verwendung der Division mit Rest, dass ein Hauptidealbereich ist.
Es sei ein von verschiedenes Ideal in . Betrachte die nichtleere Menge
Diese Menge hat ein Minimum , das von einem Element , , herrührt, sagen wir . Wir behaupten, dass ist. Die Inklusion ist klar. Zum Beweis von sei gegeben. Aufgrund von Satz 19.4 (Lineare Algebra (Osnabrück 2024-2025)) gilt
Wegen und der Minimalität von kann der erste Fall nicht eintreten. Also ist und ist ein Vielfaches von .
Aufgabe (9 (1+1+2+2+3) Punkte)
Wir betrachten die Körpererweiterung
a) Bestimme den Grad der Körpererweiterung .
b) Beschreibe eine möglichst einfache -Basis von .
c) Zeige, dass eine graduierte Körpererweiterung vorliegt. Was ist die graduierende Gruppe?
d) Bestimme die -Automorphismen von .
e) Bestimme das Minimalpolynom von .
a) Die Körpererweiterung kann man als
schreiben. Da irrational ist, hat die erste Körpererweiterung den Grad und wegen ist , sodass auch die hintere Körpererweiterung den Grad besitzt. Nach der Gradformel liegt insgesamt der Grad vor.
b) Eine -Basis ist
Wegen ist dies offensichtlich ein Erzeugendensystem, und da es sich um Elemente handelt und der Grad ist, muss es eine Basis sein.
c) Mit der Basis aus Teil (b) können wir
schreiben. Es sei . Die Festlegungen , , und liefern eine durch indizierte Summenzerlegung von . Die Eigenschaft folgt unmittelbar aus Eigenschaften der gewählten Basiselemente.
d) Da eine graduierte Körpererweiterung vorliegt, liefern die Charaktere die vier Automorphismen ,
und
Mehr Automorphismen kann es aufgrund von Satz 14.7 (Körper- und Galoistheorie (Osnabrück 2018-2019)) nicht geben.
e) Wir berechnen
und
Daraus folgt einerseits, dass ein erzeugendes Element der Körpererweiterung sein muss und dass das Minimalpolynom den Grad hat. Andererseits sieht man aus diesen Rechnungen direkt
und somit ist
das Minimalpolynom von .
Aufgabe (3 Punkte)
Wegen , und in besitzt das Polynom keine Nullstelle in . Daher ist dieses Polynom irreduzibel und
ist eine Darstellung des Körpers mit Elementen. Eine Basis über wird durch und gegeben, wobei die Restklasse von bezeichne. Unter dem Frobeniushomomorphismus ist
Bezüglich dieser Basis hat die beschreibende Matrix die Gestalt
Aufgabe (6 Punkte)
Es sei ein endlicher Körper der Charakteristik ungleich . Zeige unter Verwendung der Isomorphiesätze, dass genau die Hälfte der Elemente aus ein Quadrat in ist.
Wir betrachten die Abbildung
der Einheitengruppe in sich. Diese schickt auf und wegen handelt es sich um einen Gruppenhomomorphismus. Der Kern dieser Abbildung besteht aus den mit , also aus den Nullstellen des Polynoms . Dessen Nullstellen sind gerade und , weitere Nullstellen kann es nicht geben, da die Anzahl der Nullstellen durch den Grad des Polynoms beschränkt ist. Bei wäre , was aufgrund der Charakteristik ausgeschlossen ist. Also besteht der Kern genau aus zwei Elementen. Nach dem Isomorphiesatz ist das Bild isomorph zum Urbild modulo Kern. Das Bild ist genau die Menge der Quadrate in der Einheitengruppe, und diese ist isomorph zu . Jede Nebenklasse besitzt daher zwei Elemente und die Anzahl der Nebenklassen ist daher . Die Hälfte der Einheiten sind also Quadrate.
Aufgabe (7 Punkte)
Es sei eine Primzahl. Zeige, dass eine Körpererweiterung ist, die keine Galoiserweiterung ist.
Aufgabe (5 Punkte)
Bestimme das Kreisteilungspolynom .
Es ist
Wir führen zuerst die Polynomdivision durch durch, dies ergibt den Quotienten . Eine weitere Polynomdivision ergibt
Somit ist
Aufgabe (4 Punkte)
Wie viele Unterkörper besitzt der Kreisteilungskörper ?
Jeder Unterkörper von enthält , daher ist jeder Unterkörper ein Zwischenkörper der Körpererweiterung . Dies ist eine Galoiserweiterung nach Satz 20.1 (Körper- und Galoistheorie (Osnabrück 2018-2019)) und die Galoisgruppe ist isomorph zu . Über die Galoiskorrespondenz stehen die Unterkörper in Bijektion zu den Untergruppen von . Die Untergruppen entsprechen eindeutig den Teilern von , daher gibt es Untergruppen und Unterkörper des dreizehnten Kreisteilungskörpers.
Aufgabe (7 Punkte)
Es sei eine auflösbare Gruppe und eine Untergruppe. Zeige, dass auch auflösbar ist.
Wir gehen von einer auflösenden Filtrierung
aus, d.h., dass die Normalteiler in und die Restklassengruppen kommutativ sind. Die Untergruppe besitzt durch eine induzierte Filtrierung. Dabei liegt das kommutative Diagramm
vor. Wir betrachten den Homomorphismus
Der Kern von ist offenbar . Daher ist nach Lemma 5.6 (Körper- und Galoistheorie (Osnabrück 2018-2019)) ein Normalteiler in , und der Quotient ist nach Satz 5.12 (Körper- und Galoistheorie (Osnabrück 2018-2019)) eine Untergruppe von und damit kommutativ. Also bilden die eine auflösende Filtrierung von .
Aufgabe (3 Punkte)
Beschreibe die wesentlichen mathematischen Schritte, mit denen man beweisen kann, dass die „Quadratur des Kreises“ nicht möglich ist.
Das Problem der Quadratur des Kreises bedeutet die Fragestellung, ob man aus einem durch den Radius gegebenen Kreis ein flächengleiches Quadrat mit Hilfe von Zirkel und Lineal konstruieren kann. Den Radius kann man dabei zu normieren und durch zwei Punkte und repräsentieren. Da der Kreisinhalt ist, muss die Seitenlänge des zu konstruierenden Quadrates sein. Damit ist die Frage äquivalent dazu, ob man aus zwei Punkten mit Abstand mittels Zirkel und Lineal den Abstand konstruieren kann.
Der entscheidende Schritt ist, die Menge aller aus und konstruierbaren Punkte in der Ebene mathematisch zu erfassen. Dabei ergibt sich, dass bei jedem elementaren Schritt (wie dem Durchschnitt von einem Kreis und einer Geraden) der neue Punkt in einer quadratischen Körpererweiterung der schon konstruierten Punkte liegt. Daraus ergibt sich induktiv, dass jeder konstruierbare Punkt eine algebraische Zahl ist. Der Satz von Lindemann besagt allerdings, dass und damit auch keine algebraische Zahl ist, und damit auch nicht konstruierbar.