Kurs:Mathematik für Anwender/Teil I/9/Klausur mit Lösungen
Aufgabe | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | |
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Punkte | 3 | 3 | 4 | 3 | 7 | 5 | 2 | 3 | 3 | 2 | 5 | 10 | 5 | 2 | 3 | 4 | 64 |
Aufgabe (3 Punkte)
Definiere die folgenden (kursiv gedruckten) Begriffe.
- Die Produktmenge aus zwei Mengen und .
- Ein archimedisch angeordneter Körper .
- Der Grad eines Polynoms , , über einem Körper .
- Eine gerade Funktion .
- Der -te Standardvektor im .
- Der Rang einer linearen Abbildung
zwischen endlichdimensionalen -Vektorräumen und .
- Man nennt die Menge
die Produktmenge der Mengen und .
- Ein angeordneter Körper heißt archimedisch angeordnet, wenn es zu jedem eine natürliche Zahl mit
- Der Grad eines von verschiedenen Polynoms
mit ist .
- Eine
Funktion
heißt gerade, wenn für alle
die Gleichheit
gilt.
- Der Vektor
wobei die an der -ten Stelle steht, heißt -ter Standardvektor.
- Unter dem Rang einer linearen Abbildung versteht man
Aufgabe (3 Punkte)
Formuliere die folgenden Sätze.
- Der Fundamentalsatz der Algebra.
- Die Taylor-Abschätzung.
- Der Satz über die Beschreibung einer linearen Abbildung bei einem Basiswechsel.
- Jedes nichtkonstante Polynom über den komplexen Zahlen besitzt eine Nullstelle.
- Es sei ein beschränktes abgeschlossenes Intervall,
eine -mal stetig differenzierbare Funktion, ein innerer Punkt und . Dann gilt zwischen und dem -ten Taylor-Polynom die Fehlerabschätzung
- Es sei ein Körper und es seien
und
endlichdimensionale -Vektorräume. Es seien
und
Basen von und
und
Basen von . Es sei
eine lineare Abbildung, die bezüglich der Basen und durch die Matrix beschrieben werde. Dann wird bezüglich der Basen und durch die Matrix
beschrieben, wobei und die Übergangsmatrizen sind, die die Basiswechsel von nach und von nach
beschreiben.
Aufgabe (4 Punkte)
Es seien und Mengen und seien und Teilmengen. Zeige die Gleichheit
Wir zeigen die beiden Inklusionen. Es sei zunächst
Dies bedeutet
und
Dies bedeutet einerseits und andererseits . Also ist .
Wenn umgekehrt gilt, so ist und . Wegen der Teilmengenbeziehungen und ist
und
und damit auch
Aufgabe (3 Punkte)
Erläutere Vor- und Nachteile des axiomatischen Aufbaus der Mathematik.
Lösung Axiomatischer Aufbau/Vor- und Nachteile/Aufgabe/Lösung
Aufgabe (7 (1+1+2+3) Punkte)
Der Planet Trigeno wird von einer einzigen Tierart bevölkert, den Trigos. Diese Tierart besitzt drei Geschlechter: Antilopen (A), Büffel (B) und Cnus (C). Bei der Paarung treffen zwei Individuen zusammen und erzeugen ein neues Individuum. Wenn das Paar gleichgeschlechtlich ist, so ist das Ergebnis wieder dieses Geschlecht, wenn das Paar gemischtgeschlechtlich ist, so ist das Ergebnis das dritte unbeteiligte Geschlecht. Alle Tiere gehören einer eindeutigen Generation an.
- Die -te Generation bestehe nur aus einem einzigen Geschlecht. Zeige, dass jede weitere Generation auch nur aus diesem Geschlecht besteht.
- Die -te Generation bestehe nur aus zwei Individuen unterschiedlichen Geschlechts. Zeige, dass diese Geschlechter mit ihrer Generation aussterben.
- Es gelte nun die zusätzliche Bedingung, dass jedes Paar nur einen Nachkommen erzeugen darf. Zeige, dass die Tierart genau dann aussterben muss, wenn es in einer Generation nur zwei oder weniger Individuen gibt.
- Es gelte nun die zusätzliche Bedingung, dass jedes Paar nur einen Nachkommen erzeugen darf, und in jeder Generation gebe es genau drei Individuen. Beschreibe die möglichen Generationsabfolgen. Welche Periodenlängen treten auf?
- Wenn die Generation nur aus dem Geschlecht besteht, so sind nur Paarungen innerhalb dieses Geschlechts möglich und das Ergebnis gehört stets diesem Geschlecht an. Mit Induktion folgt, dass dies über alle folgenden Generationen so bleibt.
- Die Generation bestehe aus einem Individuum des Geschlechts und aus einem Individuum des Geschlechts . Die Folgegeneration besteht dann ausschließlich aus dem dritten Geschlecht und nach Teil (1) überträgt sich das auf alle folgenden Generationen.
- Wenn es nur ein oder kein Individuum gibt, so ist keine Paarung möglich und die nächste Generation ist leer. Wenn es zwei Individuen gibt, so ist nur eine Paarung möglich und es gibt nur einen Nachkommen, der sich allein nicht fortpflanzen kann. Wenn es dagegen mindestens drei Individuen, egal welchen Geschlechts, gibt, so sind auch mindestens drei Paarungen möglich und die nächste Generation besitzt mindestens wieder drei Individuen.
- Wenn drei gleichgeschlechtliche Individuen in einer Generation leben, so erzeugen die drei möglichen Paare stets wieder ebendieses Geschlecht. Die Möglichkeiten sind oder oder und die Periodenlänge ist . Wenn drei unterschiedliche Geschlechter vertreten sind, so ist jedes Geschlecht durch genau ein Individuum vertreten, es liegt also vor. Die drei Paarungen führen dann wieder zu und die Periodenlänge ist ebenfalls . Wenn ein Geschlecht durch zwei Individuen vertreten ist und ein zweites Geschlecht durch ein Individuum, sagen wir , so wird daraus und daraus und daraus . Die Periodenlänge ist also . Von diesem Typ gibt es zwei Generationsabfolgen, nämlich die mit (mit und ) und die mit (mit und ).
Aufgabe (5 Punkte)
Es sei
ein normiertes Polynom über einem Körper . Es seien drei (verschiedene) Zahlen aus . Zeige, dass diese drei Zahlen genau dann Nullstellen von sind, wenn sie das Gleichungssystem
erfüllen.
Nach Lemma 6.5 (Mathematik für Anwender (Osnabrück 2023-2024)) ist eine Zahl genau dann eine Nullstelle von , wenn ein Linearfaktor von ist. Da verschieden sind, sind diese drei Zahlen Nullstellen von genau dann, wenn
ist. Wenn man dieses Produkt ausrechnet, so erhält man
Dies stimmt mit genau dann überein, wenn es koeffizientenweise damit übereinstimmt, wenn also gleichzeitig
gilt. Dies ist das angegebene Gleichungssystem.
Aufgabe (2 Punkte)
Es sei ein angeordneter Körper und . Zeige, dass auch das inverse Element positiv ist.
Nehmen wir an, dass nicht größer als ist. Dann ist
und somit wäre nach Satz . (Mathematik für Anwender (Osnabrück 2023-2024)) (6) sofort
im Widerspruch zu Satz . (Mathematik für Anwender (Osnabrück 2023-2024)) (1).
Aufgabe (3 Punkte)
Zeige, dass die harmonische Reihe divergiert.
Für die Zahlen ist
Daher ist
Damit ist die Folge der Partialsummen unbeschränkt und kann nach Lemma 7.10 (Mathematik für Anwender (Osnabrück 2023-2024)) nicht konvergent sein.
Aufgabe (3 (1+1+1) Punkte)
Es sei eine stetige Funktion. Zeige die folgenden Aussagen.
- Die Funktion ist durch ihre Werte auf eindeutig festgelegt.
- Der Funktionswert ist durch die Funktionswerte , , festgelegt.
- Wenn für alle
die Abschätzung
gilt, so gilt auch
- Nach
[[Archimedisch angeordneter Körper/Dezimalbruchfolge/Konvergenzformulierung/Fakt|Kurs:Grundkurs Mathematik (Osnabrück 2022-2023)/Teil I/9/Klausur mit Lösungen (Grundkurs Mathematik (Osnabrück 2022-2023)) (Mathematik für Anwender (Osnabrück 2023-2024))]]
gibt es für jede reelle Zahl eine Folge von rationalen Zahlen
(sogar von Dezimalbrüchen),
die gegen
konvergiert.
Wegen der Stetigkeit und
Lemma 10.4 (Mathematik für Anwender (Osnabrück 2023-2024))
ist dann
- Für jedes
ist
Da die Folge der Stammbrüche eine Nullfolge ist, konvergiert diese Folge gegen . Wegen der Stetigkeit und Lemma 10.4 (Mathematik für Anwender (Osnabrück 2023-2024)) ist wieder
- Dies folgt aus Teil (2) und Satz . (Mathematik für Anwender (Osnabrück 2023-2024)).
Aufgabe (2 Punkte)
Es sei
eine bijektive differenzierbare Funktion mit für alle und der Umkehrfunktion . Was ist an folgendem „Beweis“ für die Ableitung der Umkehrfunktion nicht korrekt?
Es ist
Mit der Kettenregel erhalten wir durch beidseitiges Ableiten die Gleichung
Also ist
Die Kettenregel setzt voraus, dass beide Abbildungen differenzierbar sind, das weiß man hier aber von nicht.
Aufgabe (5 Punkte)
Beweise den zweiten Mittelwertsatz der Differentialrechnung.
Die Aussage
folgt aus Satz 15.4 (Mathematik für Anwender (Osnabrück 2023-2024)). Wir betrachten die Hilfsfunktion
Es ist
Also ist und Satz 15.4 (Mathematik für Anwender (Osnabrück 2023-2024)) liefert die Existenz eines mit
Umstellen ergibt die Behauptung.
Aufgabe (10 (1+2+3+4) Punkte)
Wir betrachten die Funktion
mit
- Bestimme die erste und die zweite Ableitung von .
- Bestimme die Taylor-Entwicklung von im Punkt vom Grad .
- Bestimme die Nullstellen von .
- Bestimme die lokalen Extrema von .
- Es ist
und
- Es ist
und
Die Taylorentwicklung im Punkt vom Grad ist daher
- Es ist eine Nullstelle von , wir behaupten, dass dies die einzige Nullstelle ist. Wegen
können wir
annehmen. Die Gleichung
bzw. führt über den natürlichen Logarithmus auf und auf
Die Ableitung von ist
Für ist dies negativ und für ist dies positiv. Somit ist unterhalb von streng fallend und oberhalb von streng wachsend und das Minimum liegt in mit dem Wert vor. Der Wert wird also von und damit auch von nur einmal angenommen.
- Wegen
liegen bei und bei Nullstellen der Ableitung vor. Wegen
liegt in ein lokales isoliertes Minimum mit dem Wert vor, das auch ein globales Minimum ist, da der Wert nirgendwo sonst angenommen wird. Wegen
liegt au der Stelle ein lokales isoliertes Maximum vor. Wir behaupten, dass die Ableitung keine weitere Nullstelle besitzt. Die Bedingung
führt auf bzw. auf
mit den beiden bekannten Lösungen und . Die Ableitung von ist . Dies ist negativ für und positiv für . Deshalb ist unterhalb von streng fallend und oberhalb davon streng wachsend und besitzt nur die beiden angegebenen Nullstellen. Für gibt es noch ein isoliertes lokales Minimum mit dem Wert . Dies folgt daraus, dass es zwischen und keine weitere Nullstelle der Ableitung gibt.
Aufgabe (5 Punkte)
Es sei ein reelles Intervall und sei
eine stetige Funktion. Es sei und es sei
die zugehörige Integralfunktion. Zeige, dass dann differenzierbar ist und dass für alle gilt.
Es sei fixiert. Der Differenzenquotient ist
Wir müssen zeigen, dass für der Limes existiert und gleich ist. Nach dem Mittelwertsatz der Integralrechnung gibt es zu jedem ein mit
und damit ist
Für konvergiert gegen und wegen der Stetigkeit von konvergiert gegen .
Aufgabe (2 Punkte)
Zeige, dass die Matrizenmultiplikation von quadratischen Matrizen im Allgemeinen nicht kommutativ ist.
Es ist
aber
Aufgabe (3 Punkte)
Wir betrachten den ersten, zweiten, dritten und fünften Vektor der Familie, also
als Matrix. Die Determinante dieser Matrix ist nach der Entwicklung nach der ersten Spalte gleich
der Rang der Matrix ist also und die sechs Vektoren erzeugen den Gesamtraum. Die Dimension ist also .
Aufgabe (4 Punkte)
Es sei
eine obere Dreiecksmatrix. Zeige direkt (ohne charakteristisches Polynom), dass ein Eigenwert zu ein Diagonaleintrag von sein muss.
Es sei ein Eigenvektor von zum Eigenwert . Da eine obere Dreiecksmatrix vorliegt, bedeutet dies
Es sei der größte Index mit , was es gibt, da ein Eigenvektor nicht der Nullvektor ist. Dann vereinfacht sich die -te Gleichung
zu
und wegen
folgt
d.h. dass der Eigenwert ein Diagonalelement ist.