Kurs:Singularitätentheorie (Osnabrück 2019)/Vorlesung 21/kontrolle
- Reguläre Ringe
Ein noetherscher lokaler Ring der Dimension heißt regulär, wenn es Elemente gibt, die das maximale Ideal erzeugen.
Ein regulärer nulldimensionaler lokaler Ring ist einfach ein Körper. Eindimensionale reguläre lokale Ringe nennt man auch diskrete Bewertungsringe. In ihnen wird das maximale Ideal durch ein Element erzeugt.
Zu einem Körper und Variablen ist die Lokalisierung
ein lokaler regulärer Ring. Er besitzt die Dimension und das maximale Ideal wird eben durch erzeugt.
Wenn ist, so ist auch die Lokalisierung des Polynomrings am maximalen Ideal regulär, und zwar isomorph zur Lokalisierung im Nullpunkt . Es ist schwieriger zu zeigen, dass überhaupt die Lokalisierung an jedem maximalen Ideal
ein lokaler regulärer Ring der Dimension ist, siehe Aufgabe 21.12.
Wir betrachten die Neilsche Parabel . In jedem Punkt ist die Einbettungsdimension des lokalen Ringes
höchstens , da dies für gilt. Dabei ist das zugehörige maximale Ideal im Polynomring und sei das maximale Ideal im lokalen Ring . Es gilt
Bei ist und , also ist
und die Einbettungsdimension ist . Der lokale Ring im Nullpunkt ist also nicht regulär. Im Punkt ist und wir schreiben . In gilt daher
wobei eben die rationale Funktion zu gehört. Daher ist dort
und die Einbettungsdimension ist . Der lokale Ring in ist also regulär.
Es sei ein lokaler regulärer Ring der Dimension und seien Elemente. Dann sind folgende Aussagen äquivalent.
- Es gibt Elemente mit .
- Die Restklassen von in sind linear unabhängig über .
- Der Restklassenring ist regulär der Dimension .
Wir beweisen zuerst die Äquivalenz zwischen (1) und (2). Der Restklassenmodul ist ein -Vektorraum, der nach dem Lemma von Nakayama die Dimension besitzt. Wenn
ist, so bilden die Restklassen eine Basis von und jedes Teilsystem davon ist linear unabhängig. Wenn umgekehrt die Restklasen von in linear unabhängig sind, so lassen diese sich nach dem Basisergänzungssatz durch zu einer Basis von ergänzen. Diese Elemente werden wiederum durch Elemente repräsentiert, und nach dem Lemma von Nakayama gilt
Wir beweisen nun die Äquivalenz zwischen (1) und (3). Wir setzen
Es sei zunächst wieder durch eine Ergänzung zu einem vollen Erzeugendensystem von gegeben. Dann sind die Restklassen von in ein Erzeugendensystem des maximalen Ideals
von . Damit ist die Einbettungsdimension von gleich und somit ist nach Satz 20.12 die Dimension von höchstens . Andererseits ist die Dimension aber auch zumindest nach Korollar 18.9. Wäre nämlich die Dimension von gleich
so würde es Parameter
geben, und diese würden zusammen mit den in das maximale Ideal als Radikal beschreiben, was nach Satz 18.7 nicht sein kann.
Wenn umgekehrt regulär der Dimension ist, so sei
Diese werden durch repräsentiert und die erzeugen .
ist ein Integritätsbereich.
Wir führen Induktion über die Dimension von . Bei ist und es liegt ein Körper vor. Es sei die Aussage für reguläre Ringe kleinerer Dimension schon bewiesen. Es seien die minimalen Primideale von . Es ist und zu zeigen. Wir wenden Lemma Anhang 15.2 auf diese Primideale und auf und an. Es ist , da die Dimension zumindest ist, und es ist , denn sonst wäre . Somit ist , d.h. es gibt ein , das in keinem minimalen Primideal und nicht in enthalten ist. Nach Lemma 21.4 ist ein regulärer Ring der Dimension , es ist also ein Integritätsbereich nach Induktionsvoraussetzung. Somit ist das Hauptideal ein Primideal in . Da jedes Primideal ein minimales Primideal umfasst, gilt
für ein , und die Inklusion muss nach der Wahl von echt sein. Somit muss
mit einem Ideal sein. Aus der Primeigenschaft in Verbindung mit folgt
und somit
Die Gleichheit
erzwingt aber nach dem Lemma von Nakayama .
- Reguläre Ringe und glatte Punkte
Es sei ein algebraisch abgeschlossener Körper
ein Punkt der affin-algebraischen Menge zum Ideal mit dem lokalen Ring
Ohne Einschränkung sei der Nullpunkt mit dem zugehörigen maximalen Ideal im Polynomring, dem zugehörigen maximalen Ideal in und dem zugehörigen maximalen Ideal in . Wir betrachten die - lineare Abbildung
Dabei werden die Variablen auf die Standardvektoren abgebildet und die Abbildung ist surjektiv. Ein Element
wird auf abgebildet. Ein homogenes Element
besitzt zumindest den Grad und wird daher auf abgebildet, da die partiellen Ableitungen den Grad um reduzieren und somit ergibt sich jeweils ein Element von positivem Grad. Durch Einsetzen des Nullpunktes ergibt sich dann . Insgesamt induziert dies eine -lineare Abbildung
die bijektiv ist, da die Räume die gleiche Vektorraumdimension besitzen.
Nach Lemma 18.9 ist . Unter der surjektiven Abbildung
wird und auf abgebildet, und zwar ist der Kern genau . Somit gibt es eine -lineare Bijektion
Wir betrachten die Abbildungen
Ein Element wird rechts genau dann auf geschickt, wenn der lineare Anteil von zu gehört. Dies bedeutet, dass eine Gleichung der Form
modulo besteht und dies bedeutet (für die ist nur der konstante Term relevant), dass eine lineare Gleichung der Form
Dies ist genau dann der Fall, wenn im Bild der Jacobimatrix liegt. Daher ist das Bild der Jacobimatrix gleich dem Kern der surjektiven Abbildung rechts. Somit ist nach der Dimensionsformel
Es sei nun die Dimension von im Punkt , die mit der Dimension des lokalen Ringes übereinstimmt. Nach Definition ist genau dann nichtsingulär, wenn ist. Dies ist daher genau dann der Fall, wenn
ist, und dies ist die Definition eines regulären Ringes.
Es sei ein vollkommener Körper und die Lokalisierung einer endlich erzeugten - Algebra. Der Restklassenkörper sei isomorph zu .
Dann ist genau dann regulär, wenn der Modul der Kähler-Differentiale frei ist und sein Rang mit der Dimension des Ringes übereinstimmt.
Wir verwenden Lemma 13.5, also den natürlichen - Isomorphismus
Wenn ein freier -Modul und sein Rang gleich der Dimension ist, so gilt dies auch für den -Modul und dann ist insbesondere ein -dimensionaler - Vektorraum. Dies bedeutet nach Definition, dass regulär ist. Umgekehrt folgt aus der Regularität, dass und entsprechend ein -dimensionaler Vektorraum ist, und nach dem Lemma von Nakayama, dass als -Modul von Elementen erzeugt wird. Nach Satz 21.5 ist ein Integritätsbereich, sei sein Quotientenkörper. Nach Satz 19.7 ist der Transzendenzgrad von über gleich der Dimension von . Da der Modul der Kähler-Differentiale mit Nenneraufnahmen verträglich ist, gilt
Da vollkommen ist, ist die Körpererweiterung nach Satz Anhang 15.4 (nicht endlich, aber) separabel. Damit ist ein freier -Modul, dessen Rang gleich dem Transzendenzgrad ist. Zusammenfassend besitzt also der -Modul die Eigenschaft, dass er von Elementen erzeugt wird und dass die Tensorierung mit ein - Vektorraum der Dimension ist. Somit müssen die - linear unabhängig sein, da sie dies über sind, und daher handelt es sich um eine Basis. Also ist frei vom Rang .
- Reguläre Ringe und Multiplizität
Es sei ein lokaler noetherscher Ring.
Dann ist genau dann regulär, wenn der assoziierte graduierte Ring ein Polynomring über in Variablen ist.
Das maximale Ideal sei durch die Erzeuger gegeben, wobei die Einbettungsdimension von bezeichnet. Dazu gehört ein surjektiver graduierter - Algebrahomomorphismus
( bezeichnet die Klasse von in ). Es steht links ein Ring der Dimension und rechts nach Satz 19.10 bzw. der graduierten Version davon ein Ring der Dimension . Wenn regulär ist, so ist und der Kern muss trivial sein, da echte Restklassenringe eines Integritätsbereiches eine kleinere Dimension besitzen. Wenn umgekehrt ein Isomorphismus vorliegt, so muss sein.
Die Hilbert-Samuel-Multiplizität eines lokalen regulären Ringes ist .
Dies folgt aus Satz 21.8 in Verbindung mit Satz 16.13.
Wir betrachten den lokalen Ring
der geometrisch aus einer Ebene und einer Geraden besteht. Für die Potenzen des maximalen Ideals gilt
da ja sämtliche Monome, in denen neben noch eine weitere Variable vorkommt, gleich sind. Somit gilt für die Restklassenräume
und dessen - Dimension ist . Somit ist die Hilbert-Samuel-Funktion des Ringes gleich und die Hilbert-Samuel-Multiplizität des Ringes ist . Der Ring ist aber nicht regulär.