Kurs:Elementare Algebra/9/Klausur mit Lösungen



Aufgabe 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18
Punkte 3 3 1 3 2 7 3 4 4 4 4 2 3 7 3 3 2 1 59




Aufgabe (3 Punkte)

Definiere die folgenden (kursiv gedruckten) Begriffe.

  1. Der Imaginärteil einer komplexen Zahl .
  2. Eine zyklische Gruppe .
  3. Ein Hauptidealbereich.
  4. Eine Nebenklasse zu einem Ideal in einem kommutativen Ring .
  5. Ein idempotentes Element in einem kommutativen Ring .
  6. Das Minimalpolynom eines Elementes in einer endlichen Körpererweiterung .


Lösung

  1. Zu einer komplexen Zahl nennt man den Imaginärteil von .
  2. Eine Gruppe heißt zyklisch, wenn sie von einem Element erzeugt wird.
  3. Ein Integritätsbereich, in dem jedes Ideal ein Hauptideal ist, heißt Hauptidealbereich.
  4. Eine Teilmenge der Form mit heißt Nebenklasse.
  5. Das Element heißt idempotent, wenn gilt.
  6. Das Minimalpolynom von (über ) ist das normierte Polynom von minimalem Grad mit .


Aufgabe (3 Punkte)

Formuliere die folgenden Sätze.

  1. Die Division mit Rest im Polynomring über einem Körper .
  2. Der Satz über den Kern eines Ringhomomorphismus.
  3. Die Charakterisierung für Restklassenkörper eines Hauptidealbereiches .


Lösung

  1. Es seien zwei Polynome mit . Dann gibt es eindeutig bestimmte Polynome mit
  2. Der Kern zu einem Ringhomomorphismus ist ein Ideal.
  3. Es sei . Dann sind folgende Bedingungen äquivalent.
    1. ist ein Primelement.
    2. ist ein Integritätsbereich.
    3. ist ein Körper.


Aufgabe (1 Punkt)

Es sei eine Gruppe. Zeige, dass

für alle ist.


Lösung

Es ist

Damit ist das Inverse zu . Damit ist


Aufgabe (3 Punkte)

Es sei eine endliche Gruppe. Zeige, dass jedes Element eine endliche Ordnung besitzt, und dass die Potenzen

alle verschieden sind.


Lösung

Da endlich ist, muss es unter den Potenzen zu den positiven Exponenten

eine Wiederholung geben, sagen wir mit . Wir multiplizieren diese Gleichung mit und erhalten

Also ist die Ordnung von maximal gleich . Mit dem gleichen Argument kann man die Annahme, dass es unterhalb der Ordnung zu einer Wiederholung kommt, zum Widerspruch führen.


Aufgabe (2 Punkte)

Bestätige die Gleichung


Lösung

Auf der einen Seite ist

und

die Summe daraus ist . Auf der anderen Seite ist .


Aufgabe (7 Punkte)

Es stehen zwei Eimer ohne Markierungen zur Verfügung, ferner eine Wasserquelle. Der eine Eimer hat ein Fassungsvermögen von und der andere ein Fassungsvermögen von Litern, wobei und teilerfremd seien. Zeige, dass man allein durch Auffüllungen, Ausleerungen und Umschüttungen erreichen kann, dass in einem Eimer genau ein Liter Wasser enthalten ist.


Lösung

Ohne Einschränkung sei . Wir bezeichnen die Inhalte in den Eimern zu einem bestimmten Zeitpunkt in Paarschreibweise mit , wobei zwischen und und zwischen und liegt. Es sei der Rest von bei Division durch . Wir behaupten, dass wenn man die Belegung durch die erlaubten Schritte erzielen kann, dass man dann auch erzielen kann, wobei den Rest von modulo bezeichnet. Wir starten also mit

Durch Umschüttung kann man

erreichen. Durch Auffüllen des kleinen Eimers und anschließende Umfüllung in den großen kann man

erreichen, und ebenso der Reihe nach

wobei so gewählt sei, dass

und

sei. Von hier aus erreichen wir

Wir füllen nun den Inhalt des ersten Eimers in den zweiten, bis dieser voll ist. Es sei die umgefüllte Menge. Diese erfüllt

Die im ersten Eimer verbleibende Wassermenge ist somit

Diese Menge ist also der Rest von modulo , wie behauptet.

Aufgrund von dieser Beobachtung können wir der Reihe nach folgende Belegungen erzielen (bzw. die Reste davon modulo a).

Da teilerfremd zu ist, gibt es nach dem Lemma von Bezout positive ganze Zahlen mit

(Falls negativ sind, betrachtet man einfach für ein ausreichend großes ).

Somit ist modulo

sodass bei Division durch für ein gewisses der Rest von gleich ist.


Aufgabe (3 (2+1) Punkte)

Es sei .

  1. Führe in die Division mit Rest durch “ für die beiden Polynome und durch.
  2. Finde eine Darstellung der mit diesen beiden Polynomen.


Lösung

  1. Es ist
  2. Es ist


Aufgabe (4 Punkte)

Es seien drei verschiedene Zahlen gegeben. Wie viele Teiler besitzt das Produkt minimal?


Lösung

Wir können

annehmen. Das Produkt hat zumindest die Teiler

wobei allerdings welche identisch sein können. Da aber alle Zahlen größer als und untereinander verschieden sind, sind auch die Produkte mit zwei Faktoren untereinander und auch vom Gesamtprodukt verschieden. Ferner sind die Zweierprodukte von allen Zahlen verschieden, die in ihnen vorkommen. Wegen den Größenverhältnissen ist und . Es kann allenfalls

sein. Es gibt also mindestens Teiler. Wählt man , und , so ist

und dies hat in der Tat sieben Teiler.


Aufgabe (4 (2+2) Punkte)

Wir betrachten die endliche Permutationsgruppe zu einer Menge mit Elementen.

a) Zeige, dass es in Elemente der Ordnung gibt.


b) Man gebe ein Beispiel für eine Permutationsgruppe und einem Element darin, dessen Ordnung größer als ist.


Lösung

Die Menge sei .

a) Die zyklische Permutation

hat offenbar die Ordnung , da zu jedem Element die Potenzen für die Elemente von durchlaufen.


b) Es sei und betrachte die Permutation

Die Zahlen und sind wieder an ihrer Stelle, wenn man eine Potenz von mit einem geraden Exponenten anwendet, und die Zahlen und sind wieder an ihrer Stelle, wenn der Exponent ein Vielfaches von ist. Die Ordnung ist also .


Aufgabe (4 (1+1+1+1) Punkte)

Welche der folgenden Abbildungen ist ein Gruppenhomomorphismus?


Lösung

  1. Dies ist ein Gruppenhomomorphismus. Die positiven reellen Zahlen bilden mit der Multiplikation eine Gruppe und es gilt

    da die Quadrate davon übereinstimmen.

  2. Dies ist kein Gruppenhomomorphismus, allein schon deshalb, weil die Wurzel für negative Zahlen gar nicht definiert ist.
  3. Dies ist kein Gruppenhomomorphismus, da keine Gruppe ist, da kein inverses Element besitzt.
  4. Dies ist kein Gruppenhomomorphismus, da das neutrale Element links nicht auf das neutrale Element rechts abgebildet wird.


Aufgabe (4 Punkte)

Beweise den Satz über Normalteiler und Restklassengruppe.


Lösung

Da die kanonische Projektion zu einem Gruppenhomomorphismus werden soll, muss die Verknüpfung durch

gegeben sein. Wir müssen also zeigen, dass durch diese Vorschrift eine wohldefinierte Verknüpfung auf definiert ist, die unabhängig von der Wahl der Repräsentanten ist. D.h. wir haben für und zu zeigen, dass ist. Nach Voraussetzung können wir und mit schreiben. Damit ist

Somit ist . Aus der Wohldefiniertheit der Verknüpfung auf folgen die Gruppeneigenschaften, die Homomorphieeigenschaft der Projektion und die Eindeutigkeit.


Aufgabe (2 Punkte)

Setze in das Polynom die Zahl ein.


Lösung

Es ist


Aufgabe (3 Punkte)

Bestimme die Periodenlänge der Dezimalentwicklung von .


Lösung

Nach Fakt ***** müssen wir die multiplikative Ordnung von in bestimmen. Wegen

ist

Die Ordnung von in ist wegen und gleich . Die Ordnung von in ist wegen gleich . Daher ist die Ordnung von im Ausgangsring gleich .


Aufgabe (7 (1+1+5) Punkte)


a) Zeige, dass irreduzibel in ist.


b) Zeige, dass irreduzibel in ist.


c) Bestimme die Partialbruchzerlegung von

in .


Lösung

a) Das Polynom besitzt für die Werte , ist also nullstellenfrei. Nach Lemma 6.9 (Elemente der Algebra (Osnabrück 2024-2025)) ist es somit irreduzibel.

b) Das Polynom besitzt für die Werte , ist also nullstellenfrei und damit wieder irreduzibel.

c) Wir machen den Ansatz

Durch Multiplikation mit dem Hauptnenner führt dies auf

Also ist

und

Wir schreiben

und

Einsetzen ergibt

und

Daher ist

und

was zu

also

führt. Damit ist

und

Die Partialbruchzerlegung ist also


Aufgabe (3 Punkte)

Löse das lineare Gleichungssystem


Lösung

Wir setzen die dritte Gleichung in die beiden ersten Gleichungen ein und erhalten

und

Wir addieren das Vierfache der ersten mit dem Fünffachen der zweiten Gleichung und erhalten

Somit ist

und

Die einzige Lösung des Gleichungssystems ist somit


Aufgabe (3 Punkte)

Es sei ein Körper und ein - Vektorraum mit endlicher Dimension

Es seien Vektoren in gegeben. Zeige, dass die folgenden Eigenschaften äquivalent sind.

  1. bilden eine Basis von .
  2. bilden ein Erzeugendensystem von .
  3. sind linear unabhängig.


Lösung

Eine Basis ist insbesondere ein Erzeugendensystem und linear unabhängig, deshalb folgt sowohl (2) als auch (3) aus (1). Es sei (2) erfüllt, d.h. ist ein Erzeugendensystem. Wenn es keine Basis wäre, so wäre dieses System nach Satz 20.12 (Elemente der Algebra (Osnabrück 2024-2025)) kein minimales Erzeugendensystem und man könnte Vektoren herausnehmen, und es würde ein Erzeugendensystem bleiben. Dies widerspricht der Wohldefiniertheit der Dimension. Es sei (3) erfüllt, d.h. ist ein System aus linear unabhängigen Vektoren. Wenn es keine Basis wäre, so wäre es nach Satz 20.12 (Elemente der Algebra (Osnabrück 2024-2025)) nicht maximal linear unabhängig, und man könnte es durch Hinzunahme von einem Vektor zu einem größeren linear unabhängigen System vergrößern. Auch dies wiederspricht der Wohldefiniertheit der Dimension.


Aufgabe (2 Punkte)

Bestimme die Schnittpunkte des Einheitskreises mit der durch

gegebenen Geraden.


Lösung

Der Einheitskreis ist durch

gegeben. Darin setzen wir

ein und erhalten

Also ist

und damit

Die Schnittpunkte sind also und .


Aufgabe (1 Punkt)

Finde die primitiven Einheitswurzeln in .


Lösung

und sind keine primitiven Einheitswurzeln, da ihre Ordnungen bzw. sind. Wegen

und

ist die Ordnung von und von gleich , d.h. dass und primitive Einheitswurzeln sind.