Kurs:Funktionentheorie (Osnabrück 2023-2024)/Vorlesung 24
In dieser Vorlesung besprechen wir Konvergenzeigenschaften von Folgen von holomorphen Funktionen, die für den Beweis des riemannschen Abbildungssatzes in der nächsten Vorlesung benötigt werden.
- Kompakte Konvergenz
Es sei ein topologischer Raum und sei
() eine Folge von Funktionen. Man sagt, dass die Funktionenfolge kompakt konvergiert, wenn sie auf jeder kompakten Teilmenge gleichmäßig konvergiert.
Es sei ein topologischer Raum und sei
() eine Folge von Funktionen. Man sagt, dass die Funktionenfolge lokal gleichmäßig konvergiert, wenn es eine Funktion
derart gibt, dass es zu jedem Punkt eine offene Umgebung derart gibt, dass gleichmäßig gegen konvergiert.
Es sei eine offene Teilmenge und sei
() eine Folge von Funktionen.
Dann ist die Funktionenfolge genau dann kompakt konvergent, wenn sie lokal gleichmäßig konvergent ist.
Es sei kompakt konvergent und sei . Zu einer offenen Ballumgebung ist der abgeschlossene Ball kompakt. Die gleichmäßige Konvergenz darauf überträgt sich auf die offene Teilmenge. Sei umgekehrt angenommen, dass lokal gleichmäßige Konvergenz vorliegt, und sei eine kompakte Teilmenge. Es gibt dann eine endliche Überdeckung mit in offenen Teilmengen derart, dass die Funktionenfolge auf jedem gleichmäßig konvergiert. Dies überträgt sich auf die endliche Vereinigung und damit auch auf .
Es sei ein topologischer Raum. Eine kompakte Ausschöpfung , , von ist eine Folge von kompakten Teilmengen mit
Es sei ein topologischer Raum mit einer kompakten Ausschöpfung . Dann versteht man unter der Topologie der kompakten Konvergenz auf die induzierte Topologie unter der natürlichen Abbildung
wobei die mit der Maximumsnorm versehen sind und der Produktraum mit der Produkttopologie versehen ist.
Nach Aufgabe 24.4 liegt ein metrischer Raum vor.
Es sei ein topologischer Raum mit einer kompakten Ausschöpfung und sei
eine Folge von stetigen Funktionen.
Dann konvergiert die Folge genau dann in der Topologie der kompakten Konvergenz, wenn sie kompakt konvergiert.
Beweis
- Der Satz von Montel
Zu einer offenen Menge bezeichnen wir mit die Menge der auf definierten holomorphen Funktionen. Dies ist eine Unteralgebra von , der Algebra aller stetigen -wertigen Funktionen. Die für die stetigen Funktionen entwickelten Konzepte wie Supremumsnorm, gleichmäßige Konvergenz, kompakte Konvergenz kann man auf die Unteralgebra der holomorphen Funktionen anwenden. Dabei hilft die folgende wichtige Aussage, dass die Grenzfunktion einer lokal gleichmäßig konvergenten Folge holomorpher Funktionen wieder holomorph ist.
Es sei ein Gebiet und sei eine Folge von holomorphen Funktionen, die gegen die Grenzfunktion kompakt konvergiert.
Dann ist holomorph.
Die Folge der Ableitungsfunktionen konvergiert kompakt gegen .
Da die Aussagen lokal sind, können wir nach Lemma 24.3 und nach einer Verschiebung direkt davon ausgehen, dass die Folge auf gleichmäßig gegen konvergiert. Es sei und sei die Standardumrundung von mit Radius . Nach Korollar 13.5 und Satz 14.1 ist für
Es sei das Maximum von . Dann gilt unter Verwendung von Lemma 12.10
Es sei fixiert, wir behaupten, dass auf lokal gleichmäßig gegen konvergiert. Sei fixiert und vorgegeben. Wir zeigen die gleichmäßige Konvergenz auf mit . Für ist insbesondere
Aufgrund der gleichmäßigen Konvergenz der gegen gibt es ein derart, dass für alle die Abschätzung gilt. Daher ist
Insbesondere ist
und daher gilt für den Differenzenquotienten
Für konvergiert auf dem Kreisrand gleichmäßig gegen und daher existiert der Limes des Integrals nach Lemma 23.16 (Analysis (Osnabrück 2021-2023)) und somit ist komplex differenzierbar. Somit ist die oben bestimmte Grenzfunktion von nach Satz 14.1 gleich der -ten Ableitung von .
Es sei ein Gebiet.
Dann ist
eine (in der Topologie der kompakten Konvergenz) abgeschlossene Teilmenge.
Dies folgt direkt aus Satz 24.7 in Verbindung mit Satz 33.16 (Analysis (Osnabrück 2021-2023)).
Es sei ein Gebiet.
Dann ist die Ableitung
eine stetige Abbildung in der Topologie der kompakten Konvergenz.
Dies folgt Satz 24.7 aus Lemma 34.3 (Analysis (Osnabrück 2021-2023)).
Es sei ein topologischer Raum und eine Teilmenge von stetigen -wertigen Funktionen auf . Man sagt, dass beschränkt ist, wenn es ein Konstante derart gibt, dass
für alle und alle gilt.
Es sei ein topologischer Raum und eine Teilmenge von stetigen -wertigen Funktionen auf . Man sagt, dass lokal beschränkt ist, wenn es zu jedem Punkt eine offene Umgebung derart gibt, dass die auf eingeschränkte Funktionenmenge , , beschränkt ist.
Der folgende Satz (insbesondere die Richtung von (1) nach (2)) heißt Satz von Montel.
Es sei ein Gebiet und sei eine Teilmenge von holomorphen Funktionen auf .
Dann ist genau dann lokal beschränkt, wenn jede Folge in eine kompakt konvergente Teilfolge besitzt.
Es sei die Funktionenmenge lokal beschränkt. Dann sind insbesondere die Bilder , , beschränkt in . Wir möchten Aufgabe 18.10 (Maß- und Integrationstheorie (Osnabrück 2022-2023)) anwenden, dazu ist lediglich noch zu zeigen, dass die Funktionenmenge gleichgradig stetig ist. Es sei und sei derart, dass die Funktionenfamilie auf durch die Konstante beschränkt sei. Es sei eine Standardumrundung um mit dem Radius . Dann gelten für nach Satz 13.7, Korollar 13.5 und Lemma 12.10 die von unabhängigen Abschätzungen
Zu gegebenem kann man dann mit
die gleichgradige Stetigkeit nachweisen.
Für die Rückrichtung siehe Aufgabe 24.9.
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