Kurs:Invariantentheorie (Osnabrück 2012-2013)/Vorlesung 14
- Funktorielle Eigenschaften des Spektrums
Das Spektrum ordnet nicht nur einem kommutativen Ring einen topologischen Raum zu, sondern auch einem Ringhomomorphismus eine stetige Abbildung zu.
Es sei ein Ringhomomorphismus zwischen kommutativen Ringen.
Dann gelten folgende Aussagen.
- Die Zuordnung
ist (wohldefiniert und) stetig.
- Es ist für jedes Ideal .
- Für einen weiteren Ringhomomorphismus
gilt .
Die Abbildung ist nach Aufgabe 14.1 wohldefiniert. Zur Stetigkeit ist die Aussage (2) zu zeigen. Wir argumentieren mit den abgeschlossenen Mengen. Für ein Primideal ist genau dann, wenn ist. Dies ist äquivalent zu und ebenso zu . (3) ist klar.
Die in der vorstehenden Aussage eingeführte stetige Abbildung heißt Spektrumsabbildung
(zu dem gegebenen Ringhomomorphismus).
Bei einem Unterring geht es einfach um die Zuordnung . In diesem Fall spricht man auch von „Runterschneiden“.
Vor der nächsten Aussage erinnern wir an einige topologische Eigenschaften von stetigen Abbildungen. Eine stetige Abbildung
zwischen topologischen Räumen und heißt abgeschlossen (offen), wenn Bilder von abgeschlossenen (offenen) Mengen wieder abgeschlossen (offen) sind. Unter einer Einbettung versteht man eine injektive Abbildung, bei der die eingebettete Menge homöomorph zur Bildmenge ist.
Es sei ein kommutativer Ring. Dann gelten folgende Aussagen.
- Zu einem Ideal
und der Restklassenabbildung
ist die Spektrumsabbildung
eine abgeschlossene Einbettung, deren Bild ist.
- Zu einem
multiplikativen System
ist die zur kanonischen Abbildung
gehörige Abbildung
injektiv, und das Bild besteht aus der Menge der Primideale von , die zu disjunkt sind.
- Zu
ist die zur kanonischen Abbildung
gehörige Abbildung
eine offene Einbettung, deren Bild gleich ist.
(1) folgt aus Aufgabe 10.10: Die Primideale in entsprechen über den Primidealen von , die enthalten. Die angegebene Abbildung ist also bijektiv und hat das beschriebene Bild. Zu einem Ideal und einem Primideal ist genau dann , wenn
gilt. Also ist das Bild von gleich und damit abgeschlossen.
Für (2) siehe
Aufgabe 14.2.
(3). Da für ein Primideal und ein Element
die Beziehung
genau dann gilt, wenn zum
multiplikativen System
disjunkt ist, folgt aus Teil (2), dass die Abbildung injektiv ist und dass ihr Bild gleich ist. Das gleiche Argument, angewendet auf
bzw.
zeigt, dass das Bild von
gleich und damit offen ist.
Es sei ein Ringhomomorphismus zwischen zwei kommutativen Ringen und es sei
die zugehörige Spektrumsabbildung.
Dann ist die Faser über einem Primideal gleich .
D.h. die Faser besteht aus allen Primidealen mit und mit .
Aufgrund von Proposition 14.2 müssen wir nur die zweite Formulierung beweisen. Für ein Primideal gilt genau dann, wenn sowohl als auch gilt. Die erste Bedingung ist zu und die zweite Bedingung ist zu
äquivalent.
Insbesondere ist die Faser eines Spektrumsmorphismus über einem Punkt selbst wieder das Spektrum eines Ringes. Wir werden später eine weitere Beschreibung der Faser mit Hilfe des Tensorprodukts kennenlernen. Ein Spezialfall der vorstehenden Aussage ist, dass die Faser über einem maximalen Ideal gleich ist, da in diesem Fall aus
sofort
folgt und wegen der Maximalität Gleichheit gelten muss. Bei einem Integritätsbereich und dem Nullideal erübrigt es sich, das Erweiterungsideal zu betrachten, die Faser wird einfach durch beschrieben.
Es sei
ein Ringhomomorphismus zwischen kommutativen Ringen und es sei
die zugehörige Spektrumsabbildung.
Dann ist die Faser über einem Primideal genau dann leer, wenn .
Dies folgt aus Lemma 14.3 und Proposition 13.4 (6).
Es sei ein Körper und sei ein - Algebrahomomorphismus
gegeben. Nach Lemma 14.3 wird die Faser über einem maximalen Ideal der Form durch beschrieben. Ein -Punkt gehört zu dieser abgeschlossenen Menge genau dann, wenn
für ist.
Die Faser zu
über einem Primideal zu einer Primzahl ist nach Lemma 14.3 und Proposition 14.2 (1) gleich
Über dem Nullideal ist die Faser gleich
In jedem Fall ist also die Faser gleich , wenn den Restekörper zum Primideal bezeichnet.
- Die Spektrumsabbildung bei einer ganzen Erweiterung
Wir betrachten Besonderheiten der Spektrumsabbildung zu einer ganzen Erweiterung. Die folgende Aussage heißt die going up-Eigenschaft einer ganzen Erweiterung.
Es sei
ein ganzer Ringhomomorphismus. Es seien Primideale in und ein Primideal in mit .
Dann gibt es ein Primideal in mit .
Wir betrachten die injektive Abbildung
die nach wie vor ganz ist. Wir können also annehmen, dass eine ganze Erweiterung von Integritätsbereichen vorliegt und müssen ein Primideal finden, das auf ein vorgegebenes Primideal runterschneidet. Wir lokalisieren an und an , wobei die induzierte Abbildung
nach wie vor ganz ist. Wir können also annehmen, dass ein lokaler Integritätsbereich ist und eine ganze Erweiterung. Wir suchen ein Primideal aus , das auf das maximale Ideal herunterschneidet. Nehmen wir an, dass die Faser über leer ist. Dann ist nach Korollar 14.4 das Erweiterungsideal gleich dem Einheitsideal. Dann gibt es Elemente und mit . Diese Gleichung gilt auch im Unterring . Die Erweiterung ist endlich erzeugt und ganz, also nach Satz 11.10 sogar endlich. Es ist und damit . Aus dem Lemma von Nakayama folgt daraus , ein Widerspruch.
Die folgende Aussage heißt die lying over-Eigenschaft einer injektiven ganzen Erweiterung.
Es sei vorgegeben. Die induzierte Abbildung
Lemma 14.7 zeigt, dass es ein Primideal aus gibt, das auf runterschneidet.
Es seien und kommutative Ringe und es sei
ein ganzer Ringhomomorphismus.
Dann ist die Spektrumsabbildung
Wir zeigen für eine beliebige abgeschlossene Teilmenge mit einem Ideal , dass das Bild
ist, also insbesondere wieder abgeschlossen ist. Dafür betrachten wir den induzierten Ringhomomorphismus
der ebenfalls ganz und zusätzlich injektiv ist. Daher ist
nach Lemma 14.8 surjektiv. Also ist . Der Zusatz folgt ebenfalls aus Lemma 14.8.
Es sei ein Körper, ein Integritätsbereich und eine ganze Erweiterung.
Dann ist auch ein Körper.
Es sei , . Wir betrachten eine Ganzheitsgleichung
Wenn ist, so können wir ausklammern und erhalten, da ein Nichtnullteiler ist, eine Ganzheitsgleichung kleineren Grades. Wir können also annehmen, dass ist. Dann ist
und somit ist eine Einheit.
Es sei
ein ganzer Ringhomomorphismus. Es seien Primideale in mit .
Dann ist .
D.h. die Fasern sind nulldimensional.
Es sei . Wir machen den Übergang
die ebenfalls ganz ist. Nach Lemma 14.3 ist die Faser von über . Wir müssen also zeigen, dass das Spektrum einer über einem Körper ganzen Algebra nulldimensional ist, es also keine Inklusionen von Primidealen gibt. Es sei eine Inklusion von Primidealen aus . Wir gehen zu über. Somit ist ein Integritätsbereich und eine ganze Erweiterung eines Körpers. Nach Lemma 14.10 ist selbst ein Körper. Also ist
Zu einer Primidealkette aus ist die Kette nach Lemma 14.11 ebenfalls echt, sodass
ist. Zu einer Primidealkette aus gibt es zunächst nach Lemma 14.8 ein Primideal aus mit . Nach Lemma 14.7 kann man dies sukzessive zu einer Kette mit fortsetzen. Daher ist auch
Es sei
ein endlicher Ringhomomorphismus zwischen kommutativen Ringen.
Dann bestehen die Fasern der Spektrumsabbildung
aus endlich vielen Punkten.
Beweis
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