Kurs:Mathematik (Osnabrück 2009-2011)/Teil III/Klausur mit Lösungen


Aufgabe * (4 Punkte)

Definiere die folgenden (kursiv gedruckten) Begriffe.

  1. Der positive Teil einer Funktion

    wobei eine Menge bezeichnet.

  2. Das Bildmaß unter einer messbaren Abbildung

    von einem Maßraum in einen Messraum .

  3. Ein translationsinvariantes Maß auf .
  4. Der Limes superior zu einer reellen Folge .
  5. Ein überdeckungskompakter topologischer Raum.
  6. Zwei in einem Punkt einer differenzierbaren Mannigfaltigkeit tangential äquivalente differenzierbare Kurven

    (dabei sei ein offenes reelles Intervall und ).

  7. Die zurückgezogene Differentialform zu einer Differentialform bezüglich einer stetig differenzierbaren Abbildung zwischen zwei differenzierbaren Mannigfaltigkeiten und .
  8. Die kanonische Volumenform auf einer orientierten riemannschen Mannigfaltigkeit .

Definiere die folgenden (kursiv gedruckten) Begriffe.

  1. Der positive Teil einer Funktion

    wobei eine Menge bezeichnet.

  2. Das Bildmaß unter einer messbaren Abbildung

    von einem Maßraum in einen Messraum .

  3. Ein translationsinvariantes Maß auf .
  4. Der Limes superior zu einer reellen Folge .
  5. Ein überdeckungskompakter topologischer Raum.
  6. Zwei in einem Punkt einer differenzierbaren Mannigfaltigkeit tangential äquivalente differenzierbare Kurven

    (dabei sei ein offenes reelles Intervall und ).

  7. Die zurückgezogene Differentialform zu einer Differentialform bezüglich einer stetig differenzierbaren Abbildung zwischen zwei differenzierbaren Mannigfaltigkeiten und .
  8. Die kanonische Volumenform auf einer orientierten riemannschen Mannigfaltigkeit .


 


Aufgabe * (4 Punkte)

Formuliere die folgenden Sätze.

  1. Das Lemma von Fatou.
  2. Die Transformationsformel für Integrale zu einem -Diffeomorphismus

    wobei und

    offene Teilmengen des sind.
  3. Die Formel für die zurückgezogene Volumenform zu unter einer stetig differenzierbaren Abbildung
  4. Der Satz von Stokes für Mannigfaltigkeiten mit Rand.
  1. Es sei ein - endlicher Maßraum und es sei

    eine Folge von nichtnegativen messbaren numerischen Funktionen. Dann gilt

  2. Für eine messbare Funktion

    ist genau dann integrierbar auf , wenn die Hintereinanderschaltung auf integrierbar ist. In diesem Fall gilt

    wobei die Determinante des totalen Differentials bezeichnet.
  3. Es seien offene Teilmengen, deren Koordinaten mit bzw. mit bezeichnet seien. Es sei

    eine differenzierbare Abbildung und es sei eine - Differentialform auf mit der Darstellung

    Dann besitzt die zurückgezogene Form die Darstellung

  4. Es sei eine - dimensionale orientierte differenzierbare Mannigfaltigkeit mit Rand und mit abzählbarer Basis der Topologie, und es sei eine stetig differenzierbare - Differentialform mit kompaktem Träger auf . Dann ist


 


Aufgabe * (5 (2+2+1) Punkte)

Die Grundfläche eines Kochtopfes sei eine Kreisscheibe mit Radius cm, der Topf sei cm hoch und auf die Höhe von cm mit Wasser gefüllt. Eine Kartoffel wird in den Topf geworfen und taucht voll unter, wobei das Wasser auf eine Höhe von cm ansteigt.

a) Berechne das Volumen der Kartoffel (rechne mit ; Einheit nicht vergessen)!

b) Welche maßtheoretischen Gesetzmäßigkeiten wurden bei der Berechnung von a) verwendet?

c) Handelt es sich um eine große oder um eine kleine Kartoffel?

a) Das Wasser steigt um cm, daher ist das Volumen der Kartoffel gleich

(in Kubikzentimetern).

b) Es wurde dabei die Formel für die Kreisfläche (für die Grundfläche des Topfes), die Produktformel für das Maß einer Produktmenge und das Additivitätsprinzip für disjunkte Teilmengen angewendet.

c) Wegen ist die Kartoffel volumengleich zu einem Würfel, dessen Kantenlänge größer als cm ist. Die Kartoffel ist also ziemlich groß.


 


Aufgabe * (3 Punkte)

Berechne das Volumen des von den Vektoren

im erzeugten Parallelotops (in dem von diesen Vektoren erzeugten Unterraum).

Sei

Die Skalarprodukte haben die Werte

Die Determinante der Matrix

ist

Das Volumen des Parallelotops ist also .


 


Aufgabe * (7 Punkte)

Es sei ein Messraum und es sei

() eine Folge von messbaren Funktionen, wobei die - Algebra der Borelmengen trägt. Es sei . Zeige, dass die Menge

eine messbare Teilmenge von ist.

Die Folge besitzt genau dann als einen Häufungspunkt, wenn es zu jedem unendlich viele Folgenglieder in gibt. Dies ist äquivalent dazu, dass es zu jedem und jedem ein gibt mit

Wir definieren

Mit dieser Bezeichnung ist

Die Menge ist das Urbild des abgeschlossenen Intervalls unter der messbaren Abbildung , also messbar. Daher ist für jedes die abzählbare Vereinigung messbar. Somit sind auch die abzählbaren Durchschnitte und messbare Teilmengen.


 


Aufgabe * (3 Punkte)

Berechne das Integral zur Funktion

über dem Einheitswürfel .

Aufgrund des Satzes von Fubini ist


 


Aufgabe * (3 (2+1) Punkte)

Wir betrachten im die drei Vektoren

a) Wie muss man wählen, damit diese drei Vektoren die Standardorientierung des repräsentieren?

b) Wie muss man wählen, damit diese drei Vektoren die der Standardorientierung entgegengesetzte Orientierung repräsentieren?

a) Die Vektoren repräsentieren die Standardorientierung genau dann, wenn ihre Determinante positiv ist. Diese ist

und dies ist positiv genau dann, wenn ist.

b) Die entgegengesetzte Orientierung liegt genau dann vor, wenn die Determinante negativ ist, und dies ist genau bei der Fall.


 


Aufgabe * (10 (2+8) Punkte)

Sei

die Einheitssphäre. Zu ist

eine Ebene durch den Nullpunkt, die einen Großkreis (einen „Äquator“) und zwei offene Halbsphären auf definiert.

a) Beschreibe zu den zugehörigen Großkreis und die beiden Halbsphären mit Gleichungen bzw. mit Ungleichungen.

b) Zeige, dass man nicht mit drei offenen Halbsphären überdecken kann.

a) Der Großkreis ist

und die beiden offenen Halbsphären sind

bzw.

b) Für jede offene Halbkugel und den zugehörigen Großkreis ist . Der maximale Abstand von zwei Punkten ist , und dies ist genau dann der Fall, wenn die beiden Punkte gegenüber (antipodal) liegen, wenn also ihre Verbindungsgerade durch den Kugelmittelpunkt geht (also bei ). Ein solches antipodale Paar liegt nicht auf einer offenen Halbsphäre, da bei und ja und daher gilt, also .

Wir nehmen nun an, dass es eine offene Überdeckung

mit drei offenen Halbsphären gibt (die entsprechenden Ebenen und Großkreise seien mit bzw. bezeichnet). Wegen folgt

Der Durchschnitt enthält mindestens zwei antipodale Punkte und Dabei ist . Da nach der Vorüberlegung kein antipodales Punktepaar enthält, gehört einer dieser Punkte auch nicht zu und wir haben einen Widerspruch.


 


Aufgabe * (7 Punkte)

Es sei eine differenzierbare Mannigfaltigkeit und ein Punkt. Es sei ein offenes reelles Intervall und es seien

zwei differenzierbare Kurven mit . Zeige, dass und genau dann tangential äquivalent in sind, wenn für jede Karte

mit und die Gleichheit
gilt.

Die beiden Kurven sind nach Definition tangential äquivalent, wenn es eine Karte

mit und offen gibt derart, dass die Gleichheit

gilt. Wir müssen zeigen, dass die entsprechende Gleichheit für jede Karte

mit gilt. Dabei ändern sich diese Werte nicht, wenn man zu einer kleineren offenen Umgebung von und einem kleineren offenen Intervall von übergeht. Wir können also davon ausgehen, dass ist, dass die Bilder von und in liegen und dass es auf zwei Karten

und

gibt. Dann folgt aus

nach der Kettenregel unter Verwendung der Differenzierbarkeit der Übergangsabbildung sofort


 


Aufgabe * (7 (2+3+2) Punkte)

Wir betrachten die differenzierbaren Abbildungen

und

und die Differentialform

auf dem .

a) Berechne die zurückgezogene Differentialform auf dem .

b) Berechne das Wegintegral zur Differentialform zum Weg .

c) Berechne (ohne Bezug auf b)) das Wegintegral zur Differentialform zum Weg .

a) Die zurückgezogene Differentialform ist

b) Das Wegintegral ist

c) Der verknüpfte Weg ist

Somit ist


 


Aufgabe * (3 Punkte)

Berechne die äußere Ableitung der Differentialform

auf dem .

Es ist


 


Aufgabe * (8 Punkte)

Beweise den Satz von Green für ein Dreieck mit den Eckpunkten und für die Differentialform .

Es seien

die drei Eckpunkte. Wegen ist das Integral zu dieser Flächenform über gleich dem Flächeninhalt des Dreiecks. Dieses Dreieck wird von aus von den beiden Vektoren und aufgespannt. Der Flächeninhalt ist nach der Determinantenformel für ein Parallelotop somit gleich

Wenn die beiden Vektoren die Standardorientierung repräsentieren, was wir von nun an annehmen, so kann man den Betrag weglassen.

Wir berechnen nun das Wegintegral zu entlang des gegen den Uhrzeigersinn durchlaufenen Dreiecksrandes. Dabei geht der Weg von nach , dann nach und zurück zu (dies entspricht dem entgegengesetzten Uhrzeigersinn bei der fixierten Orientierung). Diese linearen Wege sind (jeweils auf dem Einheitsintervall definiert)

und

Es ist

Entsprechend ist

und

Die Summe dieser drei Wegintegrale ist die Hälfte von

sodass die beiden Integrale übereinstimmen.


 


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