Kurs:Lineare Algebra/Teil I/4/Klausur mit Lösungen
Aufgabe | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Punkte | 3 | 3 | 3 | 4 | 2 | 4 | 1 | 4 | 4 | 3 | 6 | 6 | 3 | 5 | 2 | 3 | 8 | 64 |
Aufgabe (3 Punkte)
Definiere die folgenden (kursiv gedruckten) Begriffe.
- Der Graph zu einer Abbildung .
- Ein kommutativer Ring .
- Der
Orthogonalraum
zu einem
Untervektorraum
im Dualraum zu einem - Vektorraum .
- Eine
multilineare
Abbildung
wobei Vektorräume über einem Körper sind.
- Das
Minimalpolynom
zu einer
linearen Abbildung
auf einem endlichdimensionalen - Vektorraum .
- Eine diagonalisierbare
lineare Abbildung
auf einem - Vektorraum .
- Man nennt
den Graphen der Abbildung .
- Ein Ring heißt kommutativ, wenn die Multiplikation kommutativ ist.
- Man nennt
den Orthogonalraum zu .
- Die
Abbildung
heißt multilinear, wenn für jedes und jedes -Tupel mit die induzierte Abbildung
- linear ist.
- Das eindeutig bestimmte
normierte
Polynom
minimalen
Grades
mit
heißt das Minimalpolynom von .
- Der Endomorphismus heißt diagonalisierbar, wenn eine Basis aus Eigenvektoren zu besitzt.
Aufgabe (3 Punkte)
Formuliere die folgenden Sätze.
- Der Satz über lineare Abbildungen zwischen gleichdimensionalen Vektorräumen.
- Der Satz über die Beziehung zwischen der adjungierten Matrix und der Determinante.
- Der Satz über die Summe von Haupträumen.
- Es sei ein Körper und es seien
und
Vektorräume über der gleichen Dimension . Es sei
- Es sei ein
Körper und sei eine
-
Matrix
über . Dann ist
- Es sei
ein trigonalisierbarer - Endomorphismus auf dem endlichdimensionalen - Vektorraum . Dann ist die direkte Summe der Haupträume, also
wobei die verschiedenen Eigenwerte zu durchläuft, und ist die direkte Summe der Einschränkungen
Aufgabe (3 Punkte)
Die offizielle Berechtigung für die Klausurteilnahme werde durch mindestens Punkte im Übungsbetrieb erworben. Professor Knopfloch sagt, dass es aber auf einen Punkt mehr oder weniger nicht ankomme. Zeige durch eine geeignete Induktion, dass man mit jeder Punkteanzahl zur Klausur zugelassen wird.
Wir wollen zeigen, dass man zu jedem mit Punkten zur Klausur zugelassen wird. Dies folgt für unmittelbar aus der offiziellen Grenze. Wir betrachten und setzen . Dies ist eine nichtnegative Zahl, über die wir Induktion führen, die Aussage ist
Bei ist und dies reicht zur Zulassung. Es sei nun die Aussage für irgendein bewiesen, d. h., mit Punkten wird man zugelassen. Es ist zu zeigen, dass die Aussage auch für gilt, d.h. dass man auch mit Punkten zugelassen wird. Wenn das aber nicht so wäre, so würde man mit Punkten zugelassen werden, aber nicht mit einem Punkt weniger, und es würde doch auf einen einzigen Punkt ankommen im Widerspruch zur Zusicherung des Professors.
Aufgabe (4 Punkte)
Löse das inhomogene Gleichungssystem
Wir eliminieren zuerst die Variable , indem wir die zweite und die dritte Gleichung übernehmen und hinzunehmen. Dies führt auf
Nun eliminieren wir die Variable , indem wir (bezogen auf das vorhergehende System) und ausrechnen. Dies führt auf
Mit ergibt sich
und
Rückwärts gelesen ergibt sich
und
Aufgabe (2 Punkte)
Es sei die Menge aller reellen -Matrizen
die die Bedingung
erfüllen. Zeige, dass kein Untervektorraum im Raum aller -Matrizen ist.
Die beiden Matrizen und gehören offenbar zu . Ihre Summe ist
und für diese Summe ist der entscheidende Ausdruck gleich
Die Teilmenge ist also nicht unter Addition abgeschlossen und kann daher kein Untervektorraum des Matrizenraums sein.
Aufgabe (4 Punkte)
Es sei ein Untervektorraum. Zeige, dass eine Basis aus Vektoren besitzt, deren Einträge allesamt ganze Zahlen sind.
Es sei eine Basis von . Jeder dieser Basisvektoren hat die Form
mit rationalen Zahlen
mit ganzen Zahlen und . Es sei
Dann besitzt
ganzzahlige Einträge. Wir ersetzen nun jeden Basisvektor durch ein solches Vielfaches , deren Einträge ganzzahlig sind. Da man aus dieser neuen Familie die ursprüngliche Basis durch skalare Multiplikation zurückgewinnen kann, liegt ein Erzeugendensystem von vor, und da die Anzahl gleich der Dimension ist, handelt es sich um eine Basis.
Aufgabe (1 Punkt)
Beweise den Satz über die Dimension des Standardraumes.
Die Standardbasis , , besteht aus Vektoren, also ist die Dimension .
Aufgabe (4 Punkte)
Es sei ein - dimensionaler - Vektorraum und es sei ein -dimensionaler Untervektorraum. Zeige, dass es eine Linearform mit gibt.
Nach Lemma 9.12 gibt es einen eindimensionalen Untervektorraum mit
Die zu dieser Zerlegung gehörige Projektion
ist linear und besitzt als Kern. Da eindimensional ist, gibt es einen Isomorphismus
Somit ist eine Linearform, deren Kern gerade ist.
Aufgabe (4 Punkte)
Wir betrachten die Basis
im und es sei die Projektion von auf
bezüglich dieser Basis. Bestimme die Matrix zu bezüglich der Standardbasis.
Die Projektion ist durch die Bedingung
und
eindeutig festgelegt. Bezüglich dieser Basis wird die Abbildung also durch die Matrix beschrieben. Die Matrix bezüglich der Standardbasis ergibt sich hieraus mit Hilfe von Korollar 11.12 (Lineare Algebra (Osnabrück 2024-2025)). Dazu berechnen wir die inverse Basiswechselmatrix:
Daher ist
Aufgabe (3 Punkte)
Bestätige den Determinantenmultiplikationssatz für die beiden Matrizen
Die Determinante von ist
und die Determinante von ist
Das Produkt der beiden Matrizen ist
Die Determinante davon ist
Dies stimmt mit dem Produkt der beiden einzelnen Determinanten überein.
Aufgabe (6 Punkte)
Beweise die Leibniz-Formel für die Determinante direkt aus dem Distributivgesetz für multilineare Abbildungen.
Es sei
Wir schreiben die -te Zeile der Matrix als . Damit ist unter Verwendung der Multilinearität in den Zeilen
Hierbei beruht die vorletzte Gleichung darauf, dass die Determinante von gleich ist, sobald ein Vektor mehrfach vorkommt, und man daher nur über die Permutationen aufsummieren muss. Die letzte Gleichung beruht darauf, dass man durch eine Anzahl an Zeilenvertauschungen aus die Einheitsmatrix mit Determinante erhält. Bei jeder Zeilenvertauschung ändert sich die Determinante um und dies entspricht der Änderung des Signums bei einer Transposition.
Aufgabe (6 Punkte)
Die Bedingung bedeutet
Aus
folgt oder . Bei folgt aus den Einträgen rechts oben und links unten direkt
Daraus ergibt sich aus links oben und rechts unten ebenfalls
was der Annahme widerspricht. Es muss also
sein, also
Damit sind die Bedingungen rechts oben und links unten erfüllt und die beiden anderen Bedingungen sind äquivalent und bedeuten einfach
Wenn (bzw. ) ist, so ist
und (bzw. ) beliebig. Dies führt zu den Lösungen und . Es seien nun
Wenn beide positiv oder beide negativ sind, so gibt es keine Lösung für . Also müssen die Vorzeichen von und verschieden sein. In diesem Fall ist
eine Lösung.
Aufgabe (3 Punkte)
Es sei ein Körper, ein - Vektorraum und
eine lineare Abbildung und seien Elemente in . Zeige, dass
ist.
Es sei . Dann ist
Also ist
woraus wegen direkt folgt.
Aufgabe (5 Punkte)
Es sei ein endlichdimensionaler Vektorraum über einem Körper und es sei
eine lineare Abbildung. Zeige, dass das charakteristische Polynom und das Minimalpolynom die gleichen Nullstellen besitzen.
Dass die Nullstellen des Minimalpolynoms auch Nullstellen des charakteristischen Polynoms sind, folgt direkt aus Cayley-Hamilton.
Umgekehrt sei eine Nullstelle des charakteristischen Polynoms und sei ein Eigenvektor von zum Eigenwert , den es nach Satz 23.2 (Lineare Algebra (Osnabrück 2024-2025)) gibt. Das Minimalpolynom schreiben wir als
wobei nullstellenfrei sei. Dann ist
Wir wenden dies auf an. Nach Lemma 24.4 (Lineare Algebra (Osnabrück 2024-2025)) bilden die Faktoren den Vektor auf bzw. auf ab. Insgesamt wird somit auf
abgebildet. Da die Gesamtabbildung die Nullabbildung und ist, muss ein sein.
Aufgabe (2 Punkte)
Es sei ein Körper und es sei ein endlichdimensionaler - Vektorraum. Es sei
eine nilpotente lineare Abbildung, die auch diagonalisierbar sei. Zeige
Den diagonalisierbaren Endomorphismus kann man bezüglich einer geeigneten Basis als Diagonalmatrix
darstellen. Die -te Potenz davon ist
Wegen der Nilpotenz gibt es ein , wo dies die Nullmatrix ist, also ist
für alle . In einem Körper folgt aber aus direkt , sodass schon die Nullmatrix ist.
Aufgabe (3 Punkte)
Eine lineare Abbildung
werde bezüglich der Standardbasis durch die Matrix
beschrieben. Finde eine Basis, bezüglich der durch die Matrix
beschrieben wird.
Es ist
und
Der Vektor gehört nicht zum Kern von , daher kann man aus den sukzessiven Bildern davon eine Basis wie gewünscht herstellen. Es ist
und
Daher ist
eine Basis, bezüglich der die jordansche Normalform
vorliegt.
Aufgabe (8 Punkte)
Es sei ein affiner Raum über einem - Vektorraum und es sei
eine endliche Familie von Punkten aus . Zeige, dass die folgenden Aussagen äquivalent sind.
- Die Punkte sind affin unabhängig.
- Für jedes ist die Vektorfamilie
- Es gibt ein derart, dass die Vektorfamilie
linear unabhängig ist.
- Die Punkte bilden in dem von ihnen erzeugten affinen Unterraum eine affine Basis.
Von (1) nach (2). Es sei fixiert. Nehmen wir an, dass die Vektoren , linear abhängig sind. Dann gibt es ein
derart, dass sich als Linearkombination der anderen Vektoren darstellen lässt. Es gilt also
Dann ist
mit
Somit liegen zwei verschiedene baryzentrische Kombinationen des gleichen Punktes vor im Widerspruch zur affinen Unabhängigkeit.
Von (2) nach (3) ist eine Abschwächung (wenn die Punktmenge leer ist, so sind alle vier Bedingungen wahr).
Von (3) nach (4). Die Familie
ist linear unabhängig, daher eine Basis des davon erzeugten Untervektorraums. Daher ist nach Definition eine affine Basis des von (Ihnen erzeugten Unterraums.
Von (4) nach (1). Seien
zwei baryzentrische Kombinationen, also
und damit
Weil eine affine Basis des von Ihnen erzeugten Raumes bilden, ist die Familie , linear unabhängig in und daher gilt .