Kurs:Funktionentheorie/1/Klausur mit Lösungen


Aufgabe 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16
Punkte 3 3 4 4 3 4 3 3 7 3 4 5 2 5 9 2 64




Aufgabe (3 Punkte)

Definiere die folgenden (kursiv gedruckten) Begriffe.

  1. Eine Stammfunktion einer Abbildung auf einer offenen Menge .
  2. Eine offene Abbildung

    zwischen topologischen Räumen.

  3. Die gleichmäßige Konvergenz einer Funktionenfolge

    auf einer Teilmenge .

  4. Eine analytische Funktion auf einer offenen Teilmenge .
  5. Der Hauptteil zu einer Laurent-Reihe .
  6. Eine elliptische Funktion zu einem Gitter .


Lösung

  1. Eine Funktion

    heißt Stammfunktion zu , wenn auf differenzierbar ist und für alle gilt.

  2. Stetige Abbildung/Offene Abbildung/Definition/Begriff/Inhalt
  3. Man sagt, dass die Funktionenfolge gleichmäßig konvergiert, wenn es eine Funktion

    derart gibt, dass es zu jedem ein mit

    gibt.

  4. Analytische Funktion/Eine Variable/Komplex/Definition/Begriff/Inhalt
  5. Laurent-Reihe/Formal/Hauptteil/Definition/Begriff/Inhalt
  6. Gitter/Komplexe Zahlen/Elliptische Funktion/Definition/Begriff/Inhalt


Aufgabe (3 Punkte)

Formuliere die folgenden Sätze.

  1. Die Cauchy-Riemannschen Differentialgleichungen.
  2. Das Maximumsprinzip für holomorphe Funktionen.
  3. Der Satz über die Homotopieinvarianz von Wegintegralen.


Lösung

  1. Es sei offen und eine im Punkt reell total differenzierbare Abbildung. Es sei mit reellwertigen Funktionen . Sei . Dann ist genau dann in komplex differenzierbar, wenn für die reellen partiellen Ableitungen die Beziehungen
    gelten.
  2. Es sei ein Gebiet und sei eine holomorphe Funktion mit der Eigenschaft: Es gebe einen Punkt mit

    für alle .

    Dann ist konstant.
  3. Es sei eine auf einer offenen Menge definierte holomorphe Funktion und seien

    stetige Wege mit und , die zueinander homotop seien.

    Dann ist


Aufgabe (4 Punkte)

Schildern Sie wesentliche Unterschiede zwischen der reellen Analysis und der komplexen Analysis in einer Variablen (Funktionentheorie).


Lösung Funktionentheorie/Vergleich mit R/Aufgabe/Lösung


Aufgabe (4 Punkte)

Charakterisiere diejenigen komplex differenzierbaren Abbildungen

mit der Eigenschaft, dass

für alle gilt.


Lösung C nach C/Komplex-differenzierbar/Imaginärteil identisch/Charakterisierung/Aufgabe/Lösung


Aufgabe (3 Punkte)

Es sei offen und seien reell total differenzierbare Abbildungen. Zeige, dass die holomorphe Ableitung die Quotientenregel

auf dem nullstellenfreien Ort zu erfüllt.


Lösung

Wir verwenden die Quotientenregel für die beiden partielle Ableitungen, also

und

die in dieser Form auf Aufgabe 4.3 (Funktionentheorie (Osnabrück 2023-2024)) beruht. Somit ist


Aufgabe (4 Punkte)

Bestimme das Taylor-Polynom vom Grad der Funktion

im Entwicklungspunkt .


Lösung

Es ist

Für die erste Ableitung gilt

und somit

Für die zweite Ableitung gilt

und somit

Das Taylor-Polynom vom Grad ist daher


Aufgabe (3 Punkte)

Es sei

eine formale Potenzreihe mit . Berechne und in der Rekursion mit .


Lösung

Es ist

und


Aufgabe (3 Punkte)

Es seien und offene Teilmengen und sei

eine stetig differenzierbare Abbildung. Es sei

eine stetig differenzierbare Funktion. Folgere aus der Kettenregel, dass

gilt, wobei das Zurückziehen von Differentialformen bezeichnet.


Lösung

Es sei und . Es ist einerseits

Andererseits ist auch


Aufgabe (7 (2+3+2) Punkte)

Wir betrachten die differenzierbaren Abbildungen

und

und die Differentialform

auf dem .

a) Berechne die zurückgezogene Differentialform auf dem .

b) Berechne das Wegintegral zur Differentialform zum Weg .

c) Berechne (ohne Bezug auf b)) das Wegintegral zur Differentialform zum Weg .


Lösung

a) Die zurückgezogene Differentialform ist

b) Das Wegintegral ist

c) Der verknüpfte Weg ist

Somit ist


Aufgabe (3 Punkte)

Beweise den Satz von Liouville.


Lösung

Es sei für alle . Man kann dann Lemma 15.1 (Funktionentheorie (Osnabrück 2023-2024)) für die Potenzreihe (für einen beliebigen Entwicklungspunkt ) für jeden Radius anwenden und erhält

woraus für alle folgt.


Aufgabe (4 Punkte)

Bestimme den lokalen Exponenten von

in jedem Punkt .


Lösung

Der Vorfaktor ist irrelvant, wir arbeiten mit

Es ist

die Bedingung

führt auf und durch Multiplikation mit auf

Die Lösungen sind

mit . Die zweite Ableitung hat keine Nullstelle, also ist der lokale Exponent in den Punkten gleich und in alle anderen Punkten gleich .


Aufgabe (5 Punkte)

Bestimme die Hauptteile für jeden Punkt der meromorphen Funktion .


Lösung

Die Nullstellen des Sinus sind mit . Außerhalb davon sind alle Hauptteile gleich . Wegen der -Periodizität stimmen die Potenzreihenentwicklungen für den Sinus in für gerade untereinander und die Potenzreihenentwicklungen für den Sinus in für ungerade untereinander überein (abgesehen davon, dass sie sich auf verschobene Variablen beziehen). Wir müssen also im Wesentlichen die Hauptteile für und bestimmen.

Die Entwicklung in beginnt

Der hintere Faktor ist eine Einheit, und die Potenzreihenentwicklung der inversen Reihe beginnt mit . Daher ist die Polordnung gleich und der Hauptteil ist . Für mit gerade ist der Hauptteil gleich .

Die Entwicklung in beginnt (wegen der Ableitung)

Der hintere Faktor ist eine Einheit, und die Potenzreihenentwicklung der inversen Reihe beginnt mit . Daher ist die Polordnung gleich und der Hauptteil ist . Für mit ungerade ist der Hauptteil gleich .


Aufgabe (2 Punkte)

Es sei . Zeige, dass es Punkte derart gibt, dass es auf

eine von der Identität verschiedene biholomorphe Abbildung gibt.


Lösung

Es seien , die verschiedenen -ten Einheitswurzeln und

Dann ist die Multiplikation mit eine nichttriviale biholomorphe Abbildung von nach , die in überführt und dadurch einen Automorphismus auf induziert.


Aufgabe (5 Punkte)

Es sei eine offene Menge mit und sei eine holomorphe Funktion mit

Zeige, dass

(mit einer Konstanten ) auf jeder offenen zusammenhängenden Teilmenge von gilt.


Lösung

Es sei , wobei die gleiche Eigenschaft besitzt. Wir betrachten die Bedingung

Für einen beliebigen Punkt legt diese über

ein (nicht eindeutiges) fest. Es gilt dann

und

Also ist

konstant auf jeder offenen zusammenhängenden Umgebung von und damit ist

und wegen der durch festgelegten Bedingung ist .


Aufgabe (9 Punkte)

Beweise den riemannschen Abbildungssatz.


Lösung

Nach Lemma 25.4 (Funktionentheorie (Osnabrück 2023-2024)) gibt es zumindest eine injektive holomorphe Abbildung . Wir betrachten von nun an direkt , durch einen Automorphismus der Kreisscheibe (siehe Aufgabe *****) können wir zusätzlich annehmen. Wir betrachten die Funktionenmenge

und zeigen zunächst, dass abgeschlossen in der Topologie der kompakten Konvergenz ist. Dazu sei eine in kompakt konvergente Folge in mit der Grenzfunktion . Aufgrund von Satz 24.7 (Funktionentheorie (Osnabrück 2023-2024)) liegt Konvergenz in vor. Die Grenzfunktion ist injektiv oder konstant nach Korollar 25.3 (Funktionentheorie (Osnabrück 2023-2024)). Nach Satz 24.7 (Funktionentheorie (Osnabrück 2023-2024)) konvergieren auch die Ableitungen gegen und somit ist insbesondere

Dies schließt aus, dass die Grenzfunktion konstant ist, und sichert die Injektivität. Das Bild der Grenzfunktion liegt aufgrund der Konvergenz in der abgeschlossenen Kreisscheibe, aber aufgrund des Offenheitssatzes auch in der offenen Kreisscheibe. Die Funktionenmenge ist unmittelbar beschränkt. Der Satz von Montel ergibt mit Satz 33.16 (Analysis (Osnabrück 2021-2023)) und Fakt *****, dass kompakt ist.

Die Abbildung

ist nach Korollar 24.9 (Funktionentheorie (Osnabrück 2023-2024)) stetig in der Topologie der kompakten Konvergenz und daher ist auch die Abbildung

stetig. Nach Lemma 17.6 (Maß- und Integrationstheorie (Osnabrück 2022-2023)) ist die Betragsmenge ebenfalls kompakt und daher nach Satz 17.5 (Maß- und Integrationstheorie (Osnabrück 2022-2023)) abgeschlossen und beschränkt und enthält nach Korollar 33.18 (Analysis (Osnabrück 2021-2023)) ihr Maximum. Es sei eine Funktion mit der Eigenschaft, dass dieses Maximum ist. Mit Lemma 25.5 (Funktionentheorie (Osnabrück 2023-2024)) folgt, dass surjektiv ist.


Aufgabe (2 Punkte)

Es sei ein Gitter. Zeige direkt, dass

ein Unterring von ist.


Lösung

Es sei . Es ist offenbar . Mit und ist

und zunächst und daher auch , also ist unter der Addition und der Multiplikation abgeschlossen.